Porzellanmalerei Rosenthal

Gründung der Porzellanmalerei Rosenthal in Erkersreuth

Philipp Rosenthal im Jahre 1879 nach seiner Rückkehr aus Amerika. Es ist das Jahr, in dem er 24 jährig, sein Lebenswerk mit einer Porzellanmalerei beginnt (1-Mann Betrieb). Dies ist keine Biographie. Es ist der Versuch einer Würdigung eines grosses Mannes. Die Biographie Philipp Rosenthals müsste Bände umfassen. Seine Memoiren wären erregender und spannender, sie wäre vor allem lehrreicher, als die Flut aller Memoiren von heute. Philipp Rosenthals Leben klingt erzählt, wie ein sensationell aufgemachter Tatsachenbericht. Dabei ist die Fabel seiner Lebensgeschichte uralt: ein junger, hochbegabter, lebenseifriger Mensch verlässt ohne Mittel das Vaterhaus, die Heimat, die ihm zu eng wurde, und zieht in die weite Welt. Nach abenteurlichen Kämpfen, Gefahren und schweren Prüfungen kehrt er zurück, gewinnt Macht, Ansehen, Ruhm, Reichtum und Ehre. Philipp Rosenthals zu eng gewordene Heimat war das kleine westfälische Städtchen Werl.

Sein Vater, wie dessen Vorfahren, betrieben den Handel mit Porzellan. Einer ihrer Lieferanten war die Krister Porzellanfabrik im schlessischen Waldenburg.  Die Familie Rosenthal besass das hohe Ansehen der tüchtigen Bürger und Handelsleute jener Zeit. Als der knapp siebzehnjährige Philipp sein Vaterhaus verliess, gab es keinen Zwang, keine Notwendigkeit für ihn, es sei denn, den inneren Trieb der Sehnsucht nach der Weite. Die Lust am Erleben und Schauen des Neuen lässt ihn den Sprung über den grossen Teich riskieren. Diese Vitalität, dieses ständige Suchen nach erregenden und anregenden Erlebnissen blieb ihm bis ins hohe Alter erhalten, blieb stets der Impuls seiner Schaffenskraft. Seine Stationen im damals noch sehr abenteuerlichen Amerika klingen wie das Märchen manches anderen späteren Industrie Kapitäns: als Laufjunge, Fahrstuhlführer oder Tellerwäscher verdient er die ersten harten Dollars, als Postreiter in Texas stählt er den Körper, geniest den Rausch der Freiheit. Sein kühl-abwägender, immer klarer Verstand, sein ausgeprägter Sinn für Planung und Ordnung gewinnen sehr schnell das Übergewicht in dem temperamentvollen jungen Philipp Rosenthal.

Vom Angestellten einer bedeutenden Importfirma wird er schnell zum Leiter ihrer Porzellan-, Glas und Spielwaren Abteilung und kehrt als Einkäufer nach Deutschland, dem Deutschland der geschäftigten Gründerzeit zurück. Schloss Erkersreuth, Geburtstätte des Rosenthal-Porzellans. Einst war es im Besitz der Freiherren von Lindenfels, die es vom Markgrafen von Bayreuth als Lehen erhielten. Mit einem Maler, dem späteren Obermaler Roth, begann Philipp Rosenthal hier, dicht bei Selb, sein erstes aufgekauftes Porzellan zu bemalen. Die Porzellanmalerei Rosenthal wuchs und schon 1898 wurde in Selb die erste Porzellanfabrik gebaut.

Mit 24 Jahren gründet Philipp Rosenthal seine erste eigene Firma. Wie Grossvater und Vater weiht er sein junges Leben und seine Zukunft dem Porzellan. Das kleine Schloss Erkersreuth bei Selb wurde die Geburtsstätte des Rosenthal Porzellans. Von hier aus brachte er es fertig, sein Porzellan zu einer Weltmarke zu machen. Mit einem Maler fing er an. Aber bald waren es zehn, bald zwanzig, und es wird erzählt, dass der junge Chef der Handmalerei so manchen Freitag zum Bürgermeister der kleinen Gemeinde Erkersreuth ging, um sich einige harte Taler zu leihen, die ihm am Lohngeld seiner rasch wachsenden Belegschaft fehlten. Kaum eine Sportart, die Philipp Rosenthal nicht betrieben hätte. Seine ganze Liebe aber gehörte der Jagd und dem Pferd. Eigenhändig fuhr er den eleganten Viererzug mit rasigen russischen Steppern. Wenn Feueralarm war, lenkte er seine Rosse vor der Spritze selbst, um nach wilder Fahrt der erste am Platze zu sein. Sehr bald schon waren die Räume des Schlosses zu eng, die Aufgaben für den unglaublich fleissigen Rosenthal zu begrenzt.

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