Rörstrand Porzellan

Rörstrand – Geschichte, Designer und künstlerische Einflüsse

Rörstrand – Geschichte, Designer und künstlerische Einflüsse

Von der Gründung 1726 bis zur Werksschließung in Lidköping 2006: ein Überblick über Meilensteine, Firmenverbünde und prägende Gestalter – von Ferdinand Boberg über Edward Hald bis Signe Persson-Melin.

Frühe Entwicklung (1726–1939)

Die Porzellanmanufaktur Rörstrand wurde 1726 in der damals gleichnamigen Ortschaft gegründet, die heute zum Stockholmer Stadtteil Birkastan gehört. Um den Handel mit Russland zu erleichtern, entstand 1873 die finnische Tochtergesellschaft Arabia. Ab 1881 produzierte Rörstrand Feldspatporzellan, das dem chinesischen Vorbild besonders nahekommt.

1914 erwarb Rörstrand die Göteborgs porslinsfabrik. 1926 folgte der Umzug nach Göteborg; die Stockholmer Fabrik wurde abgerissen. Vor Ort blieb die Porzellanhalde erhalten – heute ein unter Denkmalschutz stehendes Zeugnis der Industriegeschichte. 1936 zog Rörstrand nach Lidköping, das ab 1939 zum Hauptsitz wurde.

Konzernzugehörigkeiten & Verlagerungen (1963–2006)

1963 wurde Rörstrand Teil des Upsala-Ekeby-Konzerns, 1984 übernahm Wärtsilä (Finnland) und erwarb 1987 zusätzlich die Gustavsbergs Porzellanfabrik. 1990 folgte die Integration in den Hackman-Konzern, ab 2000 firmierte das Unternehmen als Designor Oy Ab. Heute gehört die Marke zur Iittala Group (Sitz u. a. in Höganäs, Schweden).

Da die Produktion in Schweden anhaltende Verluste schrieb, verlagerte Iittala ab 2006 die Fertigung nach Sri Lanka und Ungarn. Mit der Schließung des Werks in Lidköping endete die nahezu 280-jährige Fertigungstradition in Schweden.

Prägende Gestalter & künstlerische Impulse

Ferdinand Boberg (1860–1946)

Einer der bekanntesten schwedischen Architekten um 1900 und wichtiger Vertreter des Jugendstils. Neben Großprojekten wie den Stockholmer Ausstellungen 1897/1909 und dem Pavillonwesen internationaler Weltausstellungen arbeitete Boberg auch als Designer: Möbel, Glas und Keramik für Rörstrand zeugen von seinem Verständnis für Material und Form zwischen Moderne und angewandter Kunst.

Edward Hald (1883–1980)

Der Maler, Grafiker und Glaskünstler erhielt eine Ausbildung u. a. bei Henri Matisse. Für Rörstrand entwarf er Geschirr und war am Erfolg der Heimausstellung 1917 in Stockholm beteiligt. Später prägte er die Glashütte Orrefors (Graalglas), feierte 1925 auf der Pariser Weltausstellung internationale Erfolge und leitete Orrefors über Jahre – ein Bindeglied zwischen Kunst, Industrie und skandinavischer Swedish Grace.

Signe Persson-Melin (*1925)

Früh von der Töpferei begeistert, ausgebildet in Kopenhagen und an der Konstfack (Stockholm). Ihren Durchbruch feierte sie auf der H55 (Helsingborg, 1955) mit frech beschrifteten Gewürztöpfchen. In den 1950er/60er Jahren prägte sie eine funktionale, rustikale Gebrauchskeramik. Ab den 1970ern entwarf sie Glas für BodaNova (u. a. ikonische Teekanne mit Korkgriff) und arbeitete für Höganäs Keramik, Kosta Boda und Rörstrand. Öffentliche Kunstprojekte – etwa die Ausschmückung der Stockholmer U-Bahnstation T-Centralen – unterstreichen ihre Vielseitigkeit.

Kurzfakten

  • 1726 Gründung in Rörstrand (heute Birkastan/Stockholm).
  • 1873 Gründung der Tochter Arabia (Finnland) für den Russlandhandel.
  • 1881 Beginn der Feldspatporzellan-Produktion.
  • 1926 Umzug nach Göteborg; Stockholmer Fabrik abgerissen, Porzellanhalde heute Denkmal.
  • 1936/39 Umzug nach Lidköping; ab 1939 Hauptsitz.
  • 1963–2000 Upsala-Ekeby → Wärtsilä → Hackman → Designor Oy Ab.
  • 2006 Produktionsverlagerung nach Sri Lanka/Ungarn; Schließung Lidköping.

porzellanselb

Ich kaufe Porzellan überwiegend von Rosenthal und KPM von 1950 bis 1980 Studio-Line, Hubert Griemert, Tapio Wirkala, Victor Vasarely, Grießhaber, Otto Piene, Wolf Karnagel und viele mehr.