Ein Porzellankünstler zwischen Bewegung und Ausdruck
Der niederländische Bildhauer Thomas Andreas „Theo“ Vos (1887–1948) gilt als eine der markanten Künstlerpersönlichkeiten der Hutschenreuther Kunstabteilung in Selb. Seine Entwürfe stehen exemplarisch für eine künstlerische Neuausrichtung im deutschen Porzellan der Zwischenkriegszeit. Sie verkörpern eine ästhetische Sprache, die Form und Bewegung zu einer kraftvollen Einheit verbindet – eine Formensprache, die sich deutlich vom bürgerlich-verspielten Porzellan des 19. Jahrhunderts absetzt. Zwischen 1924 und 1926 arbeitete Vos in Selb und schuf dort eine Reihe von Frauen- und Kinderfiguren, Masken und Tierporträts. Herausragend sind insbesondere seine Tanzstudien, die er in einer Serie von zehn Entwürfen zusammenfasste – darunter drei stilisierte Tänzerinnen, deren Körpersprache eine ungewohnte Expressivität zeigt.
Ankauf – Porzellanfiguren von Theo Vos
Sie besitzen eine Porzellanfigur von Theo Vos, gefertigt in der Kunstabteilung Hutschenreuther Selb? Wir sind an einzigartigen Objekten aus den 1920er und 1930er Jahren interessiert – insbesondere an Tanzfiguren wie „Gertrud Leistikow“ oder weiteren Modellen des Künstlers.
- Bevorzugt: Originale mit Signatur „Th. A. Vos, Kunstabteilung Hutschenreuther“
- Modellnummern (z. B. 495) oder gut erkennbare Bodenmarken
- Guter Erhaltungszustand ohne Restaurierungen
Wir bieten faire Marktpreise und eine diskrete Abwicklung. Gerne können Sie uns Fotos und Details per E-Mail zusenden.
Jetzt Figur anbietenGertrud Leistikow – die berühmteste Tänzerin
Ein besonderes Werk Vos’ ist die Porzellanfigur „Gertrud Leistikow“ – benannt nach der gleichnamigen Ausdruckstänzerin. Die Figur ist etwa 28 cm hoch und besticht durch eine kühne, nach vorn drängende Bewegung. Die Tänzerin scheint sich schwungvoll dem Raum entgegenzuwerfen. Ihre Körperhaltung ist fast schon provokativ – ganz im Geist des modernen Tanzes jener Jahre. Die Modellnummer der Figur ist 495, signiert mit „Th. A. Vos, Amsterdam“. Die Gestaltung verzichtet auf detaillierten Naturalismus und fokussiert stattdessen auf klare Linienführung, Schwung und Abstraktion. Die Oberfläche bleibt bewusst ruhig – sie unterstützt die dynamische Geste, ohne sie mit überflüssiger Dekoration zu stören.
Weitere Entwürfe Kinder, Puppenspielerinnen, Tiere
Neben den Tanzfiguren entwickelte Theo Vos weitere Modelle – darunter eine Figur einer Frau mit Kind, möglicherweise eine Puppenspielerin. Auch sie trägt Vos’ typische Handschrift: abstrahiert, aber nie kalt. Seine Figuren zeigen Gefühle, Bewegung, manchmal auch inneres Spiel – stets jedoch unter Einhaltung eines kompositorischen Gleichgewichts. Diese Werke waren nicht für den Massenmarkt gedacht. Sie richteten sich an ein kunstinteressiertes Publikum, das Porzellan nicht nur als Tischware, sondern als künstlerisches Ausdrucksmittel verstand.
Stilistische Einordnung des Art Déco
Vos’ Stil ist dem Formenvokabular des Art Déco und des Expressionismus zuzuordnen. Seine Arbeiten verzichten auf übertriebene Romantik oder realistische Übergenauigkeit. Stattdessen lebt seine Kunst von der Spannung zwischen Fläche und Volumen, von der Dramatisierung von Bewegung, von der künstlerischen Reduktion. In der Porzellanwelt der 1920er Jahre war das eine mutige Geste. Denn noch immer dominierten traditionelle Figurenreihen, puttenhafte Darstellungen und pastorale Szenen. Vos hingegen entwarf einen neuen Typus: die expressive Porzellanplastik, die sich selbstbewusst an die Moderne anschloss.
Bedeutung und Rezeption
Die Entwürfe von Theo Vos gehören heute zu den begehrtesten Figuren der Hutschenreuther Kunstabteilung. Seine Modelle werden auf Kunstauktionen gehandelt und gelten als Zeugnisse für das hohe künstlerische Niveau der Porzellankunst jener Zeit. Ihr Wert liegt dabei nicht nur im Material oder Alter, sondern in der eigenständigen Formensprache – in einer Ästhetik, die bis heute überrascht. Seine Tänzerinnen – allen voran Gertrud Leistikow – stehen für eine kreative Umbruchszeit, in der das Kunsthandwerk das Wagnis der Moderne einging.
Ein Künstler mit Haltung – und bleibender Wirkung
Theo Vos steht beispielhaft für jene Künstler, die sich im Spannungsfeld zwischen Handwerk, Industrie und Kunst bewegten. Seine Werke verbinden technische Präzision mit künstlerischer Vision. Und auch wenn seine Zeit in Selb nur wenige Jahre dauerte, sind die Spuren, die er in der Kunstabteilung hinterließ, dauerhaft sichtbar geblieben. Die Kunstabteilung von Hutschenreuther verdankt ihm wichtige Impulse – stilistisch und inhaltlich. Und seine Figuren sind heute mehr denn je ein Appell an jene Zeit, in der Porzellan zur modernen Skulptur wurde.
Wer war Theo Vos?
Theo Vos (1887–1948) war ein niederländischer Bildhauer und Designer, ausgebildet unter anderem an der Minerva Art Academy in Groningen und der Académie des Beaux‑Arts in Brüssel. Er arbeitete in Städten wie Paris, Köln, London und schließlich in den Niederlanden – zuletzt in Haarlem. Zwischen 1924 und 1926 arbeitete er für die Kunstabteilung in Selb und entwarf dort Frauen- und Kinderfiguren, Masken sowie Tierporträts, darunter mehrere kühne Tanzstudien, die Ausdrucktänzerinnen wie Gertrud Leistikow gewidmet waren.
Werke für Hutschenreuther Selb
Gertrud Leistikow – Tänzerin
Serie von zehn Entwürfen
Weitere Motive
Stilistisch im Kontext der Zwischenkriegszeit
Theo Vos’ Figuren folgen der ästhetischen Strömung der Art Deco-Zeit und der expressionistischen Plastiken – eine stilistische Richtung, die Bewegung, Formreduktion und elegante Linienführungen verbindet. Seine Arbeiten kommen ohne übermäßigen Detailrealismus aus; stattdessen setzen sie auf formale Eleganz und energetische Geste – eine progressive Haltung, die im industriellen Porzellanbereich mutig war. Theo Vos’ Werke für die Kunstabteilung Hutschenreuther schützen eine harmonische Synthese: Sie verbinden künstlerische Avantgarde mit technischer Meisterschaft. Figuren wie „Gertrud Leistikow“ stehen für Bewegung, Eleganz und eine formal reduzierte Kraft – Ausdruck einer Epoche, die Porzellan als Medium neu definierte.