Tonwaren- & Majolikafabriken in Bürgel (um 1900)
Bürgel (Thüringen) war um 1900 ein lebendiges Zentrum der Keramikproduktion. Neben den klassischen Töpferwerkstätten prägten mehrere Tonwaren- und Majolikafabriken das Profil der Stadt – zwischen Handwerk und industrieller Serie, zwischen Tradition und Jugendstil/Moderne.
Überblick
Die Bürgeler Fabriken verbanden regionale Techniken (u. a. Schlickerdekor, Blaumalerei) mit neuen Formauffassungen und Glasuren. Ausstellungen, Export und die Zusammenarbeit mit reformorientierten Schulen (Weimar) führten zu einer eigenständigen, bis heute sammelwürdigen Produktkultur.
Tonwarenfabrik C. A. Schack
Gründung 1877. Historistische Zierkeramik, ab ca. 1905 modernere, sachliche Formen (Weimarer Impulse). In den 1930ern stärkere Ausrichtung auf Gebrauchskeramik (Schlickerdekor). Betrieb bis 1951.
Thon- & Majolikawarenfabrik Carl Gebauer
Gründung um 1900/1902. Kunsttöpferei/Majolika mit Jugendstil-/Art-Déco-Tendenzen; nachweislich Stücke nach Entwürfen Henry van de Veldes (ca. 1902–1914). Produktion bis in die 1920er.
Tonwarenfabrik Franz Eberstein
Fabrik für kunsthandwerkliche Töpferware und Majolika; verknüpfte regionale Dekortechniken mit neuen, von der Reformkunst geprägten Motiven und Farbkonzepten.
Majolikafabrik & Kunsttöpferei
Franz Ebersteins Nachf., Inh. Max Hohenstein
Nachfolgebetrieb von Eberstein unter Max Hohenstein; Festigung der Programmvielfalt zwischen Zier- und Gebrauchsware, modernisierte Dekore.
Töpferei Paul & Walter Gebauer
Aus der Familie Gebauer hervorgegangen; später geprägt durch Walter Gebauer (1907–1989) – Keramiker, Lehrer, vielfach ausgezeichnet; wichtige Rolle in der thüringischen Nachkriegskeramik.
Gestaltung & Technik
- Formprinzipien: vom historistischen Repertoire hin zu ruhigen Silhouetten, klaren Proportionen, zurückhaltenden Glasuren (Jugendstil/Weimarer Reform).
- Dekore & Glasuren: Schlickerdekor, Blaumalerei, matte/monochrome Glasuren; Materialehrlichkeit statt Überornamentik.
- Fertigung: handwerkliche Dreh-/Aufbauarbeit plus industriell organisierte Serienprozesse; Export- und Messepräsenz (frühes 20. Jh.).
Timeline – Bürgeler Fabriken (1877–1951)
- 1877 Gründung der Tonwarenfabrik C. A. Schack in Bürgel.
- ca. 1900/02 Aufbau der Thon- & Majolikawarenfabrik Carl Gebauer.
- ab 1905 Weimarer Reformimpulse (u. a. van de Velde) fördern modernere, sachliche Formsprachen.
- 1902–1914 In Bürgel entstehen Keramiken nach Entwürfen Henry van de Veldes (u. a. Ausführung durch Carl Gebauer).
- 1910er–1920er Fabriken (Schack, Gebauer, Eberstein) mit Exportaktivitäten; Jugendstil/Art Déco prägen Zierkeramik.
- 1930er Schwerpunktverlagerung auf Gebrauchskeramik (Schlickerdekor) bei Schack und anderen Betrieben.
- 1951 Betriebseinstellung der Tonwarenfabrik C. A. Schack.
Weiterführende Themen
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➔ Tonwarenfabriken in Bürgel
Überblick über die wichtigsten Bürgeler Fabriken um 1900: Schack, Gebauer, Eberstein u. a.
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➔ C. A. Schack – Tonwarenfabrik
Geschichte der 1877 gegründeten Schack-Fabrik bis zur Schließung 1951.
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➔ Carl Gebauer – Thon- & Majolikafabrik
Bürgeler Majolika-Produktion um 1900/1920, u. a. mit Entwürfen von Henry van de Velde.
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➔ Henry van de Velde & Keramik
Einfluss des Reformers auf Bürgel, Dornburg und die thüringische Keramiktradition.
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