Velten-Vordamm

Einführung & Hintergrund

Die Steingutfabriken Velten-Vordamm wurden 1913/14 in Velten bei Berlin gegründet. Ausgehend von der bereits bestehenden Steingutfabrik Vordamm bauten Hermann Harkort jun. und Adolf Kruckau eine moderne Fabrikanlage auf, die den Anspruch hatte, technische Präzision mit künstlerischer Gestaltung zu verbinden. Velten war seit dem 19. Jahrhundert für seine Ofenkachelproduktion bekannt – mit Velten-Vordamm begann eine neue Epoche der modernen Gebrauchskeramik.

Entwicklung & Künstlerische Leitung

1919 übernahm Charlotte Hartmann die künstlerische Leitung. Unter ihrer Führung wurden die ersten modernen Serien entwickelt, die sich klar von historistischen Vorbildern unterschieden. Ab 1925 trat Theodor Bogler, ein Bauhausschüler, an die Spitze der Modell- und Formwerkstatt. Mit ihm erhielten die Entwürfe eine noch stärker sachlich-geometrische Ausprägung. 1928 kam Werner Burri aus der Bauhaus-Töpferei in Dornburg hinzu und brachte neue Impulse in Form und Glasur ein. Auch Künstler wie Charles Crodel und Thoma Grote waren beteiligt und entwickelten experimentelle Farbglasuren für den internationalen Markt.

Gestaltung & Materialien

Die Werkstätten von Velten-Vordamm waren bekannt für ihre Reformkeramik: klare, reduzierte Formen, kombiniert mit innovativen Glasuren. Die Farbpalette reichte von gedeckten Mattglasuren bis zu kräftigen geometrischen Dekoren. Im Vordergrund standen die Alltagstauglichkeit der Gefäße, die zugleich den ästhetischen Anspruch der 1920er Jahre verkörperten. Diese Verbindung machte die Produkte sowohl für den Haushalt als auch für Ausstellungen und den Export attraktiv.

Krise & Neubeginn

Mit der Weltwirtschaftskrise 1931 gerieten die Steingutfabriken Velten-Vordamm in Insolvenz. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ließen eine Fortführung nicht zu. Dennoch lebte die Tradition weiter: 1934 gründete Hedwig Bollhagen zusammen mit ehemaligen Mitarbeitenden die HB-Werkstätten für Keramik in Marwitz. Dort wurden auch Entwürfe und Dekore von Charlotte Hartmann sowie Bogler und Burri weitergeführt. Damit sicherte sich Velten-Vordamm einen nachhaltigen Platz in der Geschichte der deutschen Keramik.

Rezeption & Nachwirkung

Die Arbeiten von Velten-Vordamm wurden auf internationalen Ausstellungen, darunter der Pariser Weltausstellung 1925, gezeigt und fanden große Anerkennung. Kritiker hoben die Verbindung von technischer Qualität und moderner Gestaltung hervor. Bis heute gilt Velten-Vordamm als wichtiger Impulsgeber der deutschen Reformkeramik und als Bindeglied zwischen traditioneller Töpferkunst und industrieller Serienproduktion.

Literatur & Quellen

Keramik DDR: Deutsche Keramik. Ausstellungskatalog: Pariser Weltausstellung 1925. Archivbestände: Ofen- und Keramikmuseum Velten. Fachzeitschriften: Deutsche Kunst und Dekoration, 1920–1930.

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