Villeroy & Boch

GESCHICHTE VILLEROY & BOCH

Es geschah im Jahr 1748, als der Eisengießer François Boch in dem lothringischen Dorf Andunle Tiche eine Töpferei für Keramikgeschirr eröffnet. Einige Jahrzehnte später gründet der Kaufmann Nicolas Villeroy in Vaudrevange an der Saar eine Steingutfabrik. 1836 legen der Enkel des Gründers, Jean François Boch, und Nicolas Villeroy ihre Manufakturen zusammen: Villeroy & Boch entsteht.

1748 begann François Boch, dessen eigentlicher Beruf Eisengießer war, mit Hilfe seiner drei Söhne in Lothringen mit der Herstellung von Keramikwaren, insbesondere Geschirr. Durch die hohe Nachfrage nach diesen Waren konnte das Unternehmen 1767 expandieren und begann nahe der Festung Luxemburg unter dem Namen Jean-François Boch et Frères mit der Serienproduktion von Keramik. Drei Jahre später, 1770, entstand das Brindille-Dekor, das mit Unterbrechung bis heute verkauft wird, im 20. Jh. unter dem Namen „Vieux Luxembourg“.

1791, als das Unternehmen mittlerweile über Lothringen hinaus (u. a. im Saargebiet und in Luxemburg) erfolgreich war, gründete Nicolas Villeroy in Vaudrevange eine Steingutfabrik. Beide Unternehmer arbeiteten zunächst gegeneinander, da es Nicolas Villeroy gelang, das Porzellan mit Kupferstichen zu bedrucken, was einen enormen Fortschritt in der Serienproduktion bedeutete und somit auch Konkurrenzfähigkeit mit dem Unternehmen Boch. 1801 kaufte Jean-François Boch eine ehemalige Abtei der Benediktinermönche in Mettlach an der Saar.

In ihr wurde eine für die damalige Zeit hochmoderne, mechanisierte Geschirrfabrik eröffnet. Mit ihr verwirklichte Boch einige seiner Ideen von Maschinen zur Fertigung seiner Waren, womit er Anfänge einer Massenproduktion erreichen konnte. Die Abtei wird heute (2007) immer noch als Konzernzentrale von Villeroy & Boch genutzt. Das Unternehmen von Boch begann nun überregionale Bekanntheit zu erreichen.

Dieses wurde auch von seinen Söhnen weitergeführt: Pierre-Joseph Boch gründete 1812 in Septfontaines (Luxemburg) die Antonius-Brüderschaft, die den Arbeitern fortschrittliche Sozialleistungen bot, die noch über die erst 70 Jahre später von Otto von Bismarck geschaffenen Sozialgesetze hinausgingen. Durch diese Maßnahme wuchs in den Augen der Arbeiter das Ansehen des Unternehmens. Auch wurde in Boch (einem Arbeiterort, der nach François Boch benannt wurde) ab 1829 ein weißes, sehr hartes Steingut entwickelt und produziert, wodurch sich die Keramikwaren vermehrt auf dem überregionalen Markt absetzen ließen.

Um jedoch auf dem Markt weiterhin bestehen zu können, schlossen sich Jean-François Boch und Nicolas Villeroy 1836 mit ihren drei Werken zum Unternehmen ‚Villeroy & Boch‘ zusammen. Dies ermöglichte ihnen einen weiteren Aufstieg im überregionalen und später europaweiten Markt. 1843 eröffneten Villeroy & Boch ihr erstes gemeinsames Werk in Wadgassen (Saarland), die Cristallerie, in der bis heute Glas hergestellt wird. Drei Jahre später wurde in Septfontaines die Trockenpressung zur Fliesenherstellung eingeführt. Dieses Verfahren wird bis heute verwendet. Villeroy & Boch erweiterten ihren Markt und exportierten nach Frankreich, in die Schweiz, nach Polen (damals deutsches Staatsgebiet) und nach England.

In den Fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts brachte das Unternehmen weitere Innovationen auf den Markt, so zum Beispiel hochwertigeres Porzellan, Bodenfliesen mit eingelegtem Muster („Mettlacher Platten“) und später den „Feuerton“. Villeroy und Boch wurde dadurch auch weltweit populärer: Man verkaufte die Waren in ganz Europa, exportierte nach Nordamerika und zum Teil nach Südamerika. 1879 wurde ein weiteres Keramikwerk in Merzig, ebenfalls im Saarland, eröffnet. Dieses entwickelte sich zur seinerzeit weltweit größten Fabrik für Bodenfliesen. Auch die im 20. Jahrhundert entwickelten „Terracotta-Baukeramiken“ wurden von dort weltweit vertrieben. Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts vor allem im Sanitärbereich Keramik- und Porzellanprodukte die älteren Blechausstattungen immer weiter verdrängten, begann das Unternehmen ab 1899 mit einer Großserienproduktion von Sanitärkeramik, Toiletten, Spülbecken und Badewannen. Durch die erhöhte Produktion wurden modern ausgestattete Badezimmer nun auch für ärmere Bevölkerungsschichten erschwinglich.

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