Wächtersbacher Steingutfabrik

Wächtersbacher Steingutfabrik – Geschichte & Bedeutung

1832 gegründet · Jugendstil & Reformkeramik · Kunstabteilung Neureuther · Ende 2006

Einführung & Hintergrund

Die Wächtersbacher Steingutfabrik wurde 1832 durch den Fürsten zu Ysenburg und Büdingen in Hessen gegründet. Sie entwickelte sich schnell zu einer der führenden Steingutfabriken in Deutschland und prägte mit ihrem Geschirr und Ziergefäßen über 170 Jahre lang die deutsche Keramikgeschichte.

Künstlerische Bedeutung & Jugendstil

Besonders im Jugendstil wurde Wächtersbach zum Zentrum der Reformkeramik. Künstler wie Hans Christiansen, Joseph Maria Olbrich und Peter Behrens lieferten Entwürfe für Dekore und Formen, die mit farbstarken Glasuren umgesetzt wurden. Um 1900 zählte Wächtersbach zu den größten Steingutfabriken in Deutschland und exportierte nach Europa und in die USA.

Kunstabteilung Christian Neureuther

Einen besonderen Stellenwert hatte die Kunstabteilung unter Christian Neureuther. Sie wurde zu einem kreativen Laboratorium für neue Formen, Glasuren und Dekore und brachte zahlreiche innovative Arbeiten hervor, die den Übergang vom Historismus zur Reformkeramik dokumentieren. Neureuthers Abteilung förderte die enge Verbindung zwischen Kunstgewerbe und industrieller Fertigung.

Gestaltung & Merkmale

Typisch für Wächtersbach sind kräftige Glasuren, florale Jugendstil-Motive und ab den 1920er-Jahren Art-Déco-Dekore. Neben Tafel- und Gebrauchsgeschirr entstanden auch dekorative Vasen und Gefäße mit Schablonenmalerei, Transferdruck oder Reliefs.

Nachkriegszeit & Niedergang

Nach 1945 wurden die Serien modernisiert und neue Dekore entwickelt. Trotz großer Tradition führten Konkurrenzdruck und Billigimporte schließlich 2006 zur endgültigen Schließung der Fabrik. Heute wird das Gelände kulturell und gewerblich genutzt; das historische Erbe bleibt in Museen und Sammlungen lebendig.

Marken – Wächtersbacher Steingutfabrik

Die Bodenmarken tragen meist den Schriftzug „Wächtersbach“, oft kombiniert mit Modellnummern oder Exportstempeln. Sie sind ein wichtiges Echtheitsmerkmal für Sammler.

Marken Wächtersbacher Steingutfabrik
Wächtersbacher Steingutfabrik – Bodenmarken

Timeline – Wächtersbacher Steingutfabrik

  • 1832

    Gründung der Steingutfabrik in Wächtersbach durch den Fürsten zu Ysenburg und Büdingen.

  • spätes 19. Jh.

    Historismus-Programm dominiert; Ausbau von Massen- und Zierware.

  • ab 1890er

    Reformimpulse mit Jugendstil-Dekoren und neuen Glasuren.

  • um 1900

    Kooperation mit Künstlern wie Christiansen, Olbrich, Behrens – internationale Anerkennung.

  • 1905–1920

    Einrichtung der Kunstabteilung unter Christian Neureuther; Innovation von Glasuren & Formen.

  • 1920er–1930er

    Art-Déco-Dekore, Anpassung an moderne Strömungen.

  • nach 1945

    Fortführung der Produktion, modernisierte Serien und Dekore.

  • 2006

    Endgültige Schließung der Wächtersbacher Steingutfabrik.

  • Heute

    Nutzung des Geländes für Kultur & Gewerbe, historische Stücke in Museen & Sammlungen.

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