125 Jahre Hutschenreuther

Feierstunde aus Anlass des 125jährigen Bestehens dieses Unternehmens von Weltruf. Oberbürgermeister Christian Höfer: Selb ist stolz darauf, Sitz der Firma Hutschenreuther zu sein. Die Stadt Selb, sei stolz darauf, Sitz der Hutschenreuther AG zu sein, die sich aus bescheidenen Anfängen hier in der Ludwigsmühle zu einem der grössten Porzellanherstellungsbetriebe Europas entwickelt habe. Das versicherte Oberbürgermeister Christian Höfer beim gestrigen Festakt aus Anlass des 125jährigen Bestehens des Werkes A der Porzellanfabrik Lorenz Hutschenreuther in Selb. Dieser Firma sei es zuverdanken, fuhr der OB fort, dass es gelang, den Jahrzehnte andauernden Schrumpfungsprozess der Arbeitsplätze im gesamten keramischen Bereich seit einigen Jahren zu stoppen und die Zahl der Arbeitsplätze zu stabilisieren. „Ja, ich glaube sogar wieder zu steigern.

Annemarie von Hanstein Hutschenreuther
Annemarie von Hanstein Hutschenreuther

„Hutschenreuther Vorstandsvorsitzender Roland Dorschner, selbst Geburtstagskind am gestrigen Tage, konnte zu dieser Freiluftveranstaltung im Werk A einen grossen Kreis an Ehrengästen aus Politik, Handel, Wirtschaft, Verbänden, Kirchen und Organisationen begrüssen. Unter dem Beifall der Gäste hies er die Enkelin von Lorenz Hutschenreuther, willkommen, der er einen Blumenstrauss überreichte. Namentlich gegrüsste Dorschner den bayerischen Staatsminister Anton Jaumann, den Aufsichtsratvorsitzenden der Hutschenreuther AG, Dr. Horst Burgard, den Oberbürgermeister der Stadt Selb, Christian Höfer, den Vorsitzenden des Bundesverbandes des Glas-, Porzellan- und Keramikeinzelhandels, Walter Ferdinand, sowie den Betriebsratsvorsitzenden des Werkes „A“ Herbert Hauswurz.“

Dem Aufsichtsrat dankte der Vorstandsvorsitzende dafür, dass nach Bauscher und Schönwald auch die übrigen Hutschenreuther Mitarbeiter, soweit sie mehr als fünf Jahre der Firma angehörten, aus Anlass des 125jährigen Jubiläums eine Aktie der Hutschenreuther AG als Geschenk erhalten hätten. Mit nahezu zwei Prozent seien nunmehr die Betriebsangehörigen dieses Unternehmens am Kapital dieser Gesellschaft beteiligt. In seinen weiteren Ausführungen ging Dorschner auf die Gründung und Entwicklung der Weltfirma zurück, die nach der Zusammenführung der beiden Hutschenreuther Werke von Carl Magnus und Sohn Lorenz seit 1970 den Namen „Hutschenreuther AG“ führt. Auch die Fusionen beispielsweise mit der Porzellanfabrik Kahla 1972 führte der Redner an, der als letztes Beispiel „unserer Diversifikationsbemühungen“ erklärte, dass die Gesellschaft zum 1. August 1982 sämtliche Gesellschaftsanteile der Theresienthaler Krystallglas- und Porzellan- Manufaktur erworben habe.

Richard Hutschenreuther Oberst a.D.
Richard Hutschenreuther Oberst a.D. geb. 1889 Selb – gest. 1972 München (Enkel von Lorenz Hutschenreuther) – heiratete 1920 Annemarie von Hanstein.

„Ich glaube, wir können froh sein, dass es einen Carolus Magnus und Lorenz Hutschenreuther gegeben hat, und wir sind heute besonders stolz darauf, dass wir die Werke dieser Männer in deren Sinne fortgeführt haben“, schloss der Vorstandsvorsitzende Dorschner ab. Mit der Firmengründung vor 125 Jahren sei nicht nur ein wichtiges Kapitel des Unternehmens Hutschenreuther aufgeschlagen worden. Vielmehr habe dieser Schritt auch in der Heimatgeschichte von Selb eine Zäsur bedeutet, „denn sie markiert den Eintritt unserer Stadt in das Industriezeitalter, den Übergang von einem durch Hausweberei, Kleingewerbe und Landwirtschaft geprägten Flecken zu einer Industriestadt, deren Name „Stadt des Porzellans“ inzwischen weltbekannt geworden ist“, meinte Oberbürgermeister Christian Höfer.

In den 125 Jahren des Bestehens der Firma hätten sich tiefgreifende politische, technische, wirtschaftliche und soziale Veränderungen vollzogen. Die Arbeitnehmer seien davon ebenso betroffen gewesen wie die Arbeitgeber. „Für sie alle bedeutet das, sich immer wieder mit neuen Aufgaben, Schwierigkeiten und Problemen auseinandersetzen zu müssen.“ Fortfahrend sagte der OB, dass Hutschenreuther zu allen Zeiten stets die Erzeugung von Qualitätsporzellan angestrebt habe. Es sollte nicht nur ein Gebrauchsgegenstand, sondern auch ein Kulturgut darstellen. Diesem hohen Anspruch zu genügen, gelte heute mehr denn je das Bemühen der Firmenleitung und aller Mitarbeiter. Hier liege auch die Wurzel für den Erfolg des Unternehmens.

Eigene technische Verfahren, hoher Rationalisierungsgrad, modernste Rohstoffbearbeitung und die Verbreiterung der Geschäftsbasis zu einem führenden Konzern hätten nicht nur Vater und Sohn zusammengeführt, sondern auch die ursprüngliche Bedeutung dieser Firma wieder hergestellt. Christian Höfer betonte, dass dieses grossartige Ergebnis in hohen Maße der Verdienst des Vorstandes, des Aufsichtsrates und nicht zuletzt von Roland Dorschner selbst sei. Dieser Hinweis wurde mit langen – anhaltenden Beifall quittiert.

Lorenz Hutschenreuther vermählte sich am 15. Oktober 1843 mit Berta Bessner, einer Kaufmannstochter aus Altenburg in Thüringen. Von den 6 Kindern dieser Ehe ereichten nur 3 ein höheres Alter, nämlich seine Söhne Viktor, geb. 16.12.1854, der im Jahre 1907 in München als Kommerzienrat starb und Eugen, geb. 28.06.1860, der 1899 als Gutsbesitzer in Blumenthal heimging und seine älteste Tochter Lina, geb. 1846, die sich mit dem Ingenieur Hans Pabst, dem Bauführer beim Selber Pfarrkirchenbau, vermählte. Hans Pabst wurde Teilhaber der Porzellanfabrik L. Hutschenreuther.

Lorenz Hutschenreuther

Lorenz Hutschenreuther, dessen Lebensabend leider durch ein schwere Krankheit verkürzert wurde, sich Ende der Siebziger Jahre nach Würzburg zurück zog, wo sein Leben am 8.10.1886 ein tragisches Ende fand. Er ruht in dem Erbbegräbnis seiner Familie auf dem Selber Gottesacker neben seiner ihm im Jahre 1867 vorangegangenen Gattin.

Lorenz Hutschenreuther

Bei Hutschenreuther, fuhr der OB fort, sei man sich immer bewusst gewesen, dass das wichtigeste Kapital, das ein Unternehmen besitze, seine Mitarbeiter seien. Die bestmögliche Betreuung dieser Leute wäre sicherlich ein Kernpunkt der Geschäftspolitik. Höfer kam dann auf die schweren Arbeitsbedingungen in früheren Jahren zu sprechen, die mit den heutigen in keiner Weise zu vergleichen seien. Die technische Entwicklung, aber auch die Einsicht und Bereitschaft, die Verhältnisse am Arbeitsplatz zu verbessern und gesundheitliche Gefahren zu verringern, hätten hier grosse Fortschritte gemacht.

Aufsichtsratsvorsitzender Hutschenreuther AG Horst Burgard
Aufsichtsratsvorsitzender Hutschenreuther AG Horst Burgard

Man sei sich auch immer bewusst gewesen, dass die Firmenverantwortung nicht nur gegenüber der eigenen Firma, sondern auch gegenüber der Gesellschaft, der Gemeinde und der Region bestehe. Dieses Verantwortungsbewusstsein zeige sich bei Hutschenreuther auch in der Aufgeschlossenheit gegenüber der kommunalen Angelegenheiten. Es finde hier seinen Ausdruck in der guten Zusammenarbeit mit der Stadt bei der Lösung vieler öffentlicher Aufgaben. Das Stadtoberhaupt nannte hier die Förderung der Sportvereine, die Mitfinanzierung der Eissporthalle und die Neugestaltung der Stadtmitte.

Hutschenreuther, betonte der Oberbürgermeister, sei für Selb also nicht nur ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, sondern ein ebenso wichtiger Partner im öffentlichen Leben dieser Stadt. Weltoffenheit und Bindung an die Heimat sind für dieses Unternehmen keine Gegensätze, sondern die zwei Seiten einer Medaille. Diese Firma könne auf die Tüchtigkeit und den Fleiß seiner Geschäftsleitung und seiner Mitarbeiter vertrauen und Zuversicht schöpfen aus der stolzen Tradition des Unternehmens und dem guten Ruf seiner Produktion. Diese Tatsachen würden Hutschenreuther in den Stand versetzen, auch in schwierigen gewordenen Zeiten zu bestehen.

1843 heiratete L. Hutschenreuther die Kaufmannstochter Berta Bessner aus Altenburg/Thüringen. Sie hatten 6 Kinder, nur drei erreichten ein höheres Alter; Viktor (gest. 1907) und Eugen, der 1895 das Gut Blumenthal erworben hatte, verstarb 1899. Tochter Lina verheiratete sich mit Herrn Ing. Papst und Papst wurde Teilhaber der Porzellanfabrik. Ludwigsmühle 1,5 km von Selb am Selbbach gelegen wurde durch L. Hutschenreuther 1856 vom Herrn Gebhard (Selb) für 15.000 Gulden gekauft. Die Ortschaft Ludwigsmühle zählte damals 6 Wohnhäuser mit 116 Einwohner.

Lorenz Hutschenreuther

Die Arbeitswelt der Porzelliner habe sich zu deren Vorteil verändert, stellte auch Betriebsratsvorsitzender Herbert Hauswurz fest, der von den im Tarifvertrag verankerten sozialen Fortschritten sprach. Darüber hinaus aber gewähre Hutschenreuther noch viele zusätzliche Zuwendungen, für die Hauswurz im Namen der Belegschaft herzlich dankte, dabei der Firma auch für die Zukunft ein Blühen und Gedeihen wünschend. Mitglieder des Ensembles der Bayreuther Festspiele umrahmten diese Feierstunde mit Vorträgen von Händel und Mozart

In diesem Sinne gratuliere im Namen von Stadtrat und Stadtverwaltung Oberbürgermeister Höfer zum Gründungsjubiläum. Im Namen des Aufsichtsrates und „meines Hauses, der Deutschen Bank, die sich seit vielen Jahren mit Hutschenreuther verbunden fühlt“, beglückwünschte Dr. Horst Burgard „Führungsmannschaft und Belegschaft“ zum 125. Jubiläum. Die Gründung der Firma sei genau in der richtigen Zeit erfolgt. Die hohe Spekulationswelle in Amerika, die damals bald zur Bankrottwelle ausgeufert sei, habe auf dem Kontinent nicht viel Unheil anrichten können. Und Hutschenreuther sei davon schon gar nicht betroffen gewesen. Die Gründung dieser Firma sei schliesslich nun mit eigenen Mitteln erfolgt, so dass keine Zinsen hätten bezahlt werden müssen.

Burgard erklärte, dass die Selber Porzellanfirma auch für die bevorstehenden schwierigen Jahre gerüstet sei. Bisher sei diese Firma viel weniger als andere Unternehmen in Mitleidenschaft gezogen worden. Das Tief der Wirtschaftskrise liege noch hinter uns, sagte der Redner dann, der hinzufügte, dass die Schulden bei Bund und Ländern am Ende dieses Jahres deutlich über 600 Milliarden liegen würden. „Was wir brauchen, ist die Rückbesinnung auf die fundamentalen Regeln der Marktwirtschaft“. Es gehe auch um den Abbau von Auswüchsen und auf die Einschränkung sozialer Leistungen, soweit man sie tragen könne. Das gute „Verhältnis zwischen Hutschenreuther und Handel“ bestätige Walter Ferdinand, der der Hoffnung Ausdruck gab, dass das auch in Zukunft so bleiben möge. „Aus unserer Sicht ist das vor allem ein Verdienst der Mitarbeiter dieses Selber Unternehmens.“ Als Geschenk für diese Firma, die den Löwen in ihrem Firmenzeichen habe, überreichte der Vorbandsvorsitzende ein riesiges „Löwen Stofftier.“

porzellanselb

Ich kaufe Porzellan überwiegend von Rosenthal und KPM von 1950 bis 1980 Studio-Line, Hubert Griemert, Tapio Wirkala, Victor Vasarely, Grießhaber, Otto Piene, Wolf Karnagel und viele mehr.