Goldene Bürgermedaille

Verleihung der Goldene Bürgermedaille der Stadt Selb

Ansprache des Herrn Oberbürgermeister Christian Höfer zur Verleihung der Goldenen Bürgermedaille an Roland Dorschner Vorsitzender des Vorstandes der Hutschenreuther AG Selb am 10. August 1976.

Übergabe der Verleihungsurkunde für die „Goldene Bürgermedaille“ an den Vorstands-voristzenden der Hutschenreuther AG, Herrn Roland Dorschner
Übergabe der Verleihungsurkunde für die „Goldene Bürgermedaille“ an den Vorstands-voristzenden der Hutschenreuther AG, Herrn Roland Dorschner

Am 10. August 1857 – heute vor 119 Jahren gründete Lorenz Hutschenreuther in Selb die erste Porzellanfabrik. Für unsere Stadt begann eine neue Ära wirtschaftlichen und kulturellen Aufstiegs. Der Name Hutschenreuther ist seither untrennbar mit der Entwicklung verbunden, die Selb zur Porzellanstadt gemacht hat, zum Zentrum der deutschen Porzellanindustrie, zum Sitz der bedeutendsten Porzellan Unternehmen in Europa.

Seit diesem bedeutsamen 10. August 1857 haben immer wieder starke Unternehmerpersönlichkeiten Gesicht und Gedeih unserer Stadt maßgeblich beeinflusst; mit Entwicklungen und Entscheidungen, die nicht nur den Unternehmen selbst dienten, sondern auch einer Stadt und ihrer Bevölkerung. Es wird nur wenige Städte in Deutschland geben, deren Entwicklung und Renommee – geprägt von einigen wenigen Persönlichkeiten aus der Wirtschaft – in so hohem Maße der Bekanntheitsgrad einer Stadt fixierten, wie dies in Selb der Fall ist.

Glückwünsche der Ehrung durch Herrn Oberbürgermeister Höfer gelten auch Frau Elselore Dorschner
Glückwünsche der Ehrung durch Herrn Oberbürgermeister Höfer gelten auch Frau Elselore Dorschner

Sie haben nicht nur den Namen unserer Stadt mit ihren Porzellan-produkten millionenfach in die Welt hinausgetragen, sondern haben darüber auch die Stadt selbst nicht vergessen; Im jeweiligen Zeitabschnitt der Geschichte mit den jeweils gemässen Mitteln. So ist die Gründung der Staatl. Höheren Fachschule für Porzellan, der Wohnungsbau und die Förderung anderer sozialen Einrichtungen zu erwähnen.

War jedoch früher mehr oder weniger Gewogenheit des Patriarchen (patriarchalisch im besten Sinne) das Motiv für seine „gute Tat“, so spielen heute ganz andere Gründe eine Rolle, Unternehmensleiter wie Roland Dorschner wissen, dass ein Unternehmen nicht mehr isoliert und für sich alleine seine Aufgaben lößt, sondern es eingebettet ist in eine Öffentlichkeit, die in vielfacher Wechselbeziehung zu diesem Unternehmen steht. Nicht mehr der Markt allein ist für das Unternehmen wichtig – auch die unmittelbare Umwelt hat an Bedeutung gewonnen. Und engste Umwelt für eine Firma ist ihre direkte Nachbarschaft, eben die Gemeinde, die Stadt. Aus dieser Wechselbeziehung ergeben sich für beide Seiten vielerlei Überschneidungen, Berührungspunkte, ergeben sich gemeinsame Interessen, manchmal auch Konflikte. Die Zusammenarbeit zwischen einer Stadt und einem Wirtschafts-unternehmen ist aber auch dort besonders fruchtbar, wo die Ziele dieselben sind: wenn es nämlich darum geht, dass sich die Menschen in ihrer Stadt wohlfühlen sollen.

Träger der „Goldenen Bürger Medaille“ Direktor Roland Dorschner
Träger der „Goldenen Bürger Medaille“ Direktor Roland Dorschner

Der 10. August scheint für Hutschenreuther eine gute Symbolik zu besitzen: an einem 10. August 1857 – vorhin habe ich es schon erwähnt – die erste Hutschenreuther Fabrik in Selb gegründet – und an einem 10. August ist der Mann geboren, der dieses Unternehmen zu einer mächtigen Unternehmensgruppe entwickelt hat. Als Vorstands-vorsitzender der Hutschenreuther AG feiert dieser Mann seinen 50. Geburtstag. Sie, sehr geehrter Herr Dorschner, gehören zu jener Gruppe von Persönlichkeiten, die unsere Stadt entscheidend mitgeprägt haben. Der Selber Stadtrat hat deshalb Ihren 50. Geburtstag zum Anlass genommen, Ihnen aufgrund Ihrer Verdienste um unsere Stadt die „Goldene Ehrenmedaille“ zu verleihen. Es ist die höchste Auszeichnung, die die Stadt Selb vergibt – nicht mehr als fünf lebende Personen dürfen sie tragen. Die Stadt Selb ehrt Sie für Verdienste, die ausserhalb Ihrer unternehmerischen Leistung liegen – die damit aber untrennbar verknüpft sind.

Ihr Engagement zugunsten der Stadt Selb fällt vor allem in die Zeit Ihrer Vorstandstätigkeit seit 1963. Sie haben in diesen Jahren – seit 1970 als Vorstandssprecher und seit 1972 als Vorstandsvorsitzender – Entwicklungen eingeleitet und durchgeführt, die unserer Stadt ausserordentliche Vorteile gebracht haben.

Unternehmerisch denke ich hier zunächst an die Ausweitung der ehemaligen Lorenz Hutschenreuther AG mit ihren vier Werken und 2.200 Mitarbeitern zum heutigen Unternehmensverband, der jetzt in zwölf Produktionsstätten fast 5.000 Menschen beschäftigt und darüber hinaus noch einige bedeutende Beteiligungen hält. Diese Expansion ist vor allem durch die beiden Fusionen mit C.M. Hutschenreuther 1969 und mit Kahla 1972 erfolgt. Als Sitz dieser grossen Gesellschaft hat Selb seine Bedeutung als Porzellanzentrum untermauern können. Die zentrale Position, die Selb damit auch innerhalb der Hutschenreuther AG einnimmt, liess sich in der Folgezeit nicht nur an den Initiativen, die von Ihnen, Herr Dorschner, und von Ihrem Unternehmen ausgingen.

Über die grundsätzlichen und öffentlichen wirksamen Stellungnahmen hinaus, über neue Technologien, zum Thema Investitionslenkung, zur Sozialverpflichtung eines Unternehmens, zur Bedeutsamkeit eigener Investitionen, bis hin zu markanten Veranstaltungen (Urlaubswerk, Jubiläumsfest und Familienabende) begann dank Ihrer Initiative eine Förderung des Sports in unserer Stadt, wie sie einfach beispielhaft ist. Es entstand ein Modell, wie Sport, Wirtschaft und eine Stadt sinnvoll zusammenarbeiten können – zum Wohle aller.

Die Verleihung des Bayerischen Verdienstordens und Ihre Berufung in das Kuratorium Deutsche Sporthilfe waren Ausdruck des Respektes und der Anerkennung dafür, wie Ihre Initiative, Herr Dorschner, auch ausserhalb unserer Stadt Wertschätzung fand. Das Bemerkenswerte an dieser Unterstützung war, dass es Ihnen dabei nicht um billige Werbung ging, bei der Sport zum reinen Träger von Reklamebotschaften missbraucht wurde. Ihr Engagement bezieht sich auf ein regional abgegrenztes Gebiet und auf Objekte, bei denen wirklich kein Geld zu verdienen ist – schon gar nicht durch mehr Umsatz im Zentrum der deutschen Porzellanindustrie.

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Zwei Webseiten verschmelzen zu einer Seite über das weiße Gold