Gastronomie Porzellan

August Bauscher, zu jener Zeit knapp über dreißig Jahre alt, hatte Neues vor sich, weil er nicht „betriebsblind“ war. Mit Pfeifenköpfen und Türkenbecher befasste er sich nicht. Dafür gab es schon genug andere Betriebe. Er hatte auf seinen vielen Reisen eine Erfahrung gemacht, die ermit den eigenen Kenntnissen aus dem elterlichen Gasthof ausleuchten konnte. Es gab einen speziellen Sektor für Porzellan, der bisher quasi mit der linken Hand bedient worden war – die Gastronomie. Das Gastronomie Porzellan wurde geboren.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Reisen zur Geschäftsnotwendigkeit und zum Amüsement geworden. Die Epoche der „Kutschfahrten“ war vorbei. Geblieben war ein aufgeschlossenes Urlaubsland mit hochentwickelter Gastlichkeit und dazu gehörte Italien und Amerika. Amerika mit der Vereinigten Staaten, Südamerika, Kanada im Norden. Lockende Ziele für Auswanderer, für geschäftstüchtige Männer. August Bauscher hatte gesehen, wieviel Porzellan gebraucht wurde in Hotels, in Gasthöfen, aber auch auf den Ozeanriesen, die zwischen Europa und Amerika verkehrten, auf der Eisenbahnen in den USA, die tage- und nächtelang rollende Heimat wurden zwischen Ost- und Westküste, von Nord nach Süd.

Was gab es schon an Porzellangefässen? Das Angebot war gering. Porzellanservice für den feinen Bürgertisch zu Hause oder mittlere Ware für einfache Ansprüche aber Porzellan für Ansprüche der Gastronomie fehlte. Die Hotels in den noblen Badeorten – gleich nebenan lagen Franzensbad, Marienbad und auch Karlsbad, die Luxushotels in der Schweiz, der Norddeutsche Lloyd – hier fehlte das Porzellan für die Gastronomie. Ja auch für andere Zwecke, vor allen für die Kantinen der aufblühenden Industriebetriebe. Das Porzellan musste ausser Schönheit, auch den „harten“ Alltag aushalten, es musste abgestimmt sein für die Gastronomie und für vielfältigen Gebrauch in den Kantinen.

Dieses Porzellan wollte August Bauscher zusammen mit seinem Bruder Conrad herstellen. Noch fehlte die „Fabrik“, der Standort und genügend Fachkräfte. August Bauscher hatte sich gehörig umgesehen. Obwohl ihm beim Ausscheiden in Tirschenreuth aus Konkurrenzgründen untersagt worden war, die Fabrik nicht innerhalb bestimmter Grenzen zu bauen – Weiden war die Grenze; machte er sich Gedanken und als er an einem Werktag im Spätsommer 1880 den Weidener Bahnhof verließ, da hat’s bei August Bauscher „gefunkt“.

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