Sockel als Herkunftsbestimmung

Meissner Porzellanfiguren

Um die Standsicherheit der Figuren zu sichern, musste sie auf einen Sockel gesetzt werden – sockellose Modelle, die in der Frühzeit Meissens und Wiens gelegentlich vorkommen, sind ebenso reizvolle wie seltene Ausnahmen, – und diesen Sockel hat man in den Formerstuben der einzelnen Manufakturen zum grossen Teil so charakteristische, oft durch Jahrzehnte fast unverändert beibehaltenen Formen gegeben, dass sie – wo die Marken fehlen – zu einem wichtigsten Hilfsmittel der Herkunftsbestimmung der Modell werden können.

Die Sockel der frühesten Meissner Figuren, deren Entstehung vielleicht noch in Böttgers Lebenszeit zurückreicht, sind mit schräg abgestuftem Randprofil architektonisch – regelmässig gestaltet. Dann folgt während der ganzen barocken Frühzeit Kanedlers, in der die Modelle sehr dickwandig, beinahe massiv ausgeformt worden sind, eine der Schwere der Figuren entsprechende wuchtige Sockelform, die mit grossen, einzeln geformten grünen Blättern und bunten Blumen an freigeformten Stengelwerk belegtes Erdreich in konventioneller, der wirklichen Naturform nicht gerade sehr nahe kommender Stilisierung andeutet.

An dieser massiven Sockelform mit abgeglätteter Standfläche hat man in Meissen im wesentlichen auch noch während der folgenden Rokokoepoche festgehalten, nur werden die Sockelränder nun dem veränderten Formgefühl der Zeit entsprechend in breiten, goldstaffierten Muschelwerkbändern ausgeformt, deren randgeschweifte und randgezackte, vielfältige gerillte und geriefelte, in hohem, zuletzt oftmals durchbrochenem Relief sich biegende und aufwölbende Plastik eine glänzende Folie für die reiche Modellform der Figuren und Gruppen bildet.

Die Übergangszeit der 80er Jahre (18. Jahrhundert) kehrt zu einer regelmässigeren Sockelgestaltung zurück. Die Ovalform ist nun besonders beliebt, immer noch wird die leicht gewölbte Oberfläche der jetzt nicht mehr massiven Sockel, seltsamerweise auch da, wo die dargestellte figürliche Szene sich gar nicht im Freien abspielt, als Erdreich gebildet, der Sockelrand wird jetzt aber wieder architektonisch verziert und zwar unter dem Einfluss der neuen Zeitströmung in Anlehnung an antike Eierstabmotive. Erst der vollendete Klassizismus bringt hier wie in den anderen langlebigen Manufakturen den glattrandigen Plintensockel zur Herrschaft.

Der grosse Einfluss, den die Meissner Figurenplastik auf die Frühzeit der später begründeten Manufakturen ausübte, wird naturgemäß auch in der Sockelbildung bemerkbar, doch sind trotzdem zumeist so charakteristische Abweichungen und Besonderheiten im Einzelnen zu erkennen, dass eine Verwechslung in der Mehrzahl der Fälle ausgeschlossen erscheint, selbst da, wo die Grundform ohne wesentliche Veränderungen übernommen wurde.

Porzellansockel Ausführung: Je nach Epoche der Meissner Porzellanmanufaktur wurden die Sockel bei Figuren anders ausgeformt. Daran lässt sich ziemlich sicher auch das Alter bestimmen.

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