Kultur in Selb

Wirkkala Rosenthal Designer
Wirkkala Rosenthal Designer

Arnold Bode, dem Vater der Kasseler Kunstmesse documenta, hatte gemeinsam mit Philip Rosenthal folgende Idee entwickelt: nachdem Maler durch verschiedene Drucktechniken ihre Werke leicht vervielfältigen konnten, waren die Plastiker im Nachteil. Also musste auch für sie eine Methode geschaffen werden, mit deren Hilfe sie ihre dreidimensionalen Arbeiten aus Holz, Stein oder Bronze reproduzieren könnten. Am besten mit Porzellan. Rosenthal mag bei der Einbeziehung künstlerisch- er Entwürfe den Wunsch gehabt haben, der Nivellierung im Massenprodukt eigener Fertigung entgegenzuwirken.

Im Industriezeitalter war es nahe liegend, dass Künstler begannen, sich mit dem Verhältnis der drei Qualitäten Natur, Mensch und Technik zueinander zu beschäftigen und diese intellektuelle Auseinandersetzung in ihren Arbeiten sich widerspiegeln zu lassen. Im Wesentlichen wollten diese Künstler die drei Qualitäten in neue, spannende Verbindung zueinander setzen, sie liessen sie also kontrastreich aufeinanderprallen oder überraschend weich ineinander fliessen.Ganz wichtig war um 1960 die interna- tionale Künstlergruppe ZERO um die drei Düsseldorfer Künstler Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker. Als eine Art beliebig austauschbare, dreidimensionale Leinwand für Dekore aus der Hand weltberühmter Künstler wurde die Rosenthal Form Suomi von Timo Sarpaneva entwickelt. Suomi erhielt die Goldmedaille von Faenza, die höchste Auszeichnung, die einer Porzellanform zugeteilt werden kann. Nun sollte jedoch die perfekte, charakteristische Grundform von Suomi den Körper für ganz unterschiedliche Künstlerdekore abgeben.

Hallenbad Sprungturm V. Vasarely
Hallenbad Sprungturm V. Vasarely
Ausstellung Königstraum 2010
Ausstellung Königstraum 2010

Damit war der Künstler gezwungen seine Arbeit in die vorgegebene Grundform zu integrieren. Dies konnte kaum gelingen, schlussendlich war das ganze Experiment nur noch als eine Beliebigkeit bei der Kombination von Form und Dekor zu begreifen. Mit viel Aufwand wurden zweifelhafte Ergebnisse geschaffen. Aber für die Stadt Selb in Oberfranken bleibt festzuhalten, dass mit Otmar Alt, Mario Bellini, Emil Cimiotti, Luigi Colani, Michael Croissant, Salvador Dali, Alev Ebüzziya, Lucio Fontana, Otto Piene, Björn Wiinblad HAP Grieshaber, Walter Gropius, Otto Herbert Hajek, Marcello Morandini und vielen anderen insgesamt wohl die bedeutendsten Künstler des 20.Jahrhunderts in Selb gearbeitet haben. Nicht alleine versteht sich, sondern die Zusammenarbeit mit Technikern und Modelleuren der Firma Rosenthal

Fritz Klee nahm am bürgerlichen und gesellschaftlichen Leben in Selb regen Anteil. Fritz Klee besuchte wöchentlich den Stammtisch im Grünen Baum in Selb, der ein Treffpunkt aller Selber Persönlichkeiten zur damaligen Zeit war. Er war auch Mitgegründer des Casino Vereins in Selb 1911 und fertigte die Entwürfe und Pläne für den damaligen Bau des Casinos als gastronomischen Betrieb an.

Das Casino gehörte zwischen den beiden Weltkriegen zu einem stark frequentierten Ort der elitären Selber Gesellschaft. Im Jahre 1938 erwarb die Rosenthal A.G. das Anwesen, baute es 1956 zum Gästehotel um (Architekt Hans Minarik) und Ende der Achtziger weiter aus. Zur Faschingszeit führte man für die Kinder der Porzelliner im Casino Vereinshaus in Selb ein Puppentheater auf. Die Hauptakteure waren meistens Prof. Fritz Klee und auch Karl Himmelstoss.

Fritz Klee, Direktor Porzellanfachschule Selb

Noch heute erinnert sich eine ältere Generation in Selb daran, wie der junge, mittellose Björn Wiinblad mit dem Fahrrad vom Schloss zum Studio fuhr oder wie Marcello Morandini, ebenfalls als junger Mann ohne Geld, in Selb landete. Beide waren damals noch kaum bekannt. Zwischen 1965 und 1974 hatte sich Walther Stürmer im Bereich der Studio Line bei Rosenthal um die Förderung freier Kunst bemüht und dabei neben anderen mit Walter Gropius, Henry Moore und Lucio Fontana eng zusammengearbeitet. Auch heute noch ist die Rosenthal AG bemüht, junge Künstler und Designer zu entdecken und zu fördern.

porzellanselb

Zwei Webseiten verschmelzen zu einer Seite über das weiße Gold