Frauen Porzellan-Design

Frauen im Porzellan-Design – unterschätzte Gestalterinnen

Porzellan-Design wird oft mit großen Namen wie Gretsch, Gropius oder Sarpaneva verbunden. Doch zahlreiche Frauen haben maßgeblich zur Formensprache und Glasurentwicklung beigetragen. Ihre Arbeiten verbanden Funktion, Ästhetik und künstlerische Haltung – und prägen bis heute Sammlungen und Markenbilder.

Einführung & Kontext

Im 20. Jahrhundert öffneten sich Kunsthochschulen zunehmend auch für Frauen. An Orten wie der Burg Giebichenstein oder dem Bauhaus erhielten Gestalterinnen die Möglichkeit, neue Wege im Material Porzellan zu beschreiten. Ihre Entwürfe verbanden oft eine klare Gebrauchstauglichkeit mit experimenteller Freiheit – und stellen einen wichtigen Beitrag zur Designgeschichte dar.

Wichtige Gestalterinnen

  • Marguerite Friedlaender-Wildenhain – Burg Giebichenstein, später USA; klare Gebrauchskeramik, Wegbereiterin moderner Formen.
  • Trude Petri – KPM Berlin; „Urbino“ (1931) als Ikone geometrischer Servicegestaltung, vielfach prämiert.
  • Hedwig BollhagenKeramische Werkstätten HB; Verbindung von Bauhaus-Ideen mit handwerklicher Fertigung.
  • Elsa Fischer-Treyden – Rosenthal; Designerin, Pädagogin und Vermittlerin zwischen Künstlern und Fabrikproduktion.
  • Grete Marks (Margarete Heymann) – Bauhaus-Schülerin; Gründerin der Haël-Werkstätten, avantgardistische Dekore.
  • Ilse Decho – Designerin in der DDR, mitentwickelt für Kahla und Ilmenau; funktionale Seriengeschirre.

Arbeitsfelder & Besonderheiten

Die Gestalterinnen bewegten sich in einem Feld zwischen industriellem Design und künstlerischer Unabhängigkeit. Manche entwickelten Serien für Fabriken wie Rosenthal, KPM oder Kahla, andere arbeiteten in eigenen Werkstätten. Ihre Stärken lagen häufig in:

  • Service-Formen mit klarer Funktionalität und reduzierter Eleganz.
  • Dekorexperimente, die Farbe und Linie neu interpretierten.
  • Glasurentwicklung, insbesondere im Spannungsfeld von Industrie und Atelier.
  • Pädagogischer Vermittlung (z. B. Elsa Fischer-Treyden), um Design in die Breite zu tragen.

Rezeption & Sammlerwert

Lange wurden die Beiträge von Gestalterinnen marginalisiert oder den Marken zugeschrieben. Heute erfährt ihr Werk zunehmend Anerkennung in Museen und auf dem Kunstmarkt. Urbino von Trude Petri, Glasuren von Bollhagen oder Entwürfe von Friedlaender sind gesuchte Sammlerstücke. Der Blick auf Frauen im Porzellan-Design eröffnet ein erweitertes Verständnis der Designmoderne.

Timeline – Frauen im Porzellan-Design

Meilensteine von den 1920ern bis zur Nachkriegsmoderne

1920er – Erste Studentinnen am Bauhaus (z. B. Grete Marks) entwickeln avantgardistische Formen & Dekore.
1931 – Trude Petri entwirft „Urbino“ für die KPM Berlin, international ausgezeichnet.
1930er – Marguerite Friedlaender emigriert in die USA, prägt dort die Keramikpädagogik.
1945–1950er – Hedwig Bollhagen etabliert die HB-Werkstätten in Marwitz, prägt DDR-Keramik.
1950er–1980er – Designerinnen wie Elsa Fischer-Treyden vermitteln Design bei Rosenthal und in Fachschulen.

Literatur & Quellen

Kataloge der KPM Berlin, HB-Werkstätten und Rosenthal-Archiv. Ausstellungskataloge zur Bauhaus-Rezeption (u. a. „Bauhausfrauen“, 2019). Fachliteratur zu Marguerite Friedlaender, Trude Petri und Hedwig Bollhagen.

porzellanselb

Ich kaufe Porzellan überwiegend von Rosenthal und KPM von 1950 bis 1980 Studio-Line, Hubert Griemert, Tapio Wirkala, Victor Vasarely, Grießhaber, Otto Piene, Wolf Karnagel und viele mehr.