Porzellan & Politik

Porzellan und Politik – Geschenke für Könige, Kanzler und Präsidenten

Porzellan war seit dem 18. Jahrhundert nicht nur Luxus- und Alltagsgut, sondern auch Instrument der Diplomatie. Königshäuser, Kanzler und Präsidenten ließen Tafeln und Objekte fertigen, die politische Botschaften transportierten, Beziehungen festigten und nationale Identität repräsentierten.

Porzellan als politisches Medium

Seit der Erfindung des europäischen Porzellans durch Johann Friedrich Böttger 1708 wurde das „weiße Gold“ zur Währung der Höfe. Schenken bedeutete zeigen: Macht, Raffinesse, technische Überlegenheit. Porzellanservices, Prunkvasen und figürliche Darstellungen wurden bei Staatsbesuchen oder dynastischen Eheschließungen überreicht – Symbole von Diplomatie und Kulturtransfer.

Historische Beispiele

  • König August der Starke verschenkte Meissener Porzellan an europäische Herrscherhöfe, um seine neue „Geheimkunst“ zu demonstrieren.
  • Katharina die Große ließ monumentale Services fertigen, etwa das „Grüne Tafelservice“ aus Sèvres, das diplomatisch eingesetzt wurde.
  • Preußische Könige nutzten KPM-Porzellan als Staatsgeschenke – Vasen und Schalen mit königlichen Wappen, als Symbole der preußischen Identität.
  • Nach 1945 präsentierte die Bundesrepublik bei Staatsbesuchen Rosenthal- oder Nymphenburg-Stücke – moderne Formen als Bild westdeutscher Kreativität.
  • DDR-Regierung überreichte Kahla- und Meissener Porzellan bei internationalen Treffen, häufig mit sozialistischen Emblemen versehen.

Funktion & Botschaft

Politisches Porzellan hatte nie nur dekorativen Wert. Es sollte Bindungen sichtbar machen, Kulturstärke beweisen und als dauerhaftes Erinnerungsstück dienen. Viele Stücke tragen Wappen, Widmungen oder Signaturen von Staatsoberhäuptern und Künstlern. Damit wurden sie zu greifbaren Zeugnissen politischer Geschichte.

Einsatz in der Moderne

Auch in der Gegenwart bleibt Porzellan Teil staatlicher Repräsentation. Bundeskanzler und Präsidenten nutzen Manufakturgeschenke als „visitenkartenhafte“ Diplomatie. Rosenthal, Nymphenburg oder Meissen fertigen kleine Serien für das Auswärtige Amt, die nicht im Handel erscheinen. Sie stehen für das „Made in Germany“ im Bereich Handwerk und Design.

Timeline – Porzellan & Politik

Meilensteine politischer Porzellangeschenke

1708 – Erfindung des europäischen Porzellans in Meißen, Beginn seiner Rolle als Diplomatiegeschenk.
18. Jh. – Porzellan als Statussymbol europäischer Höfe (Meissen, Sèvres, KPM).
19. Jh. – KPM und Nymphenburg als Lieferanten preußischer und bayerischer Staatsgeschenke.
1949–1990 – BRD & DDR nutzen Porzellan als „kulturelle Botschafter“ im Kalten Krieg.
Heute – Porzellanobjekte aus Meissen, Rosenthal, Nymphenburg als diplomatische Präsente weltweit.

Literatur & Quellen

Archiv der Porzellanmanufaktur Meissen, KPM Berlin, Nymphenburg München. Ausstellungskataloge zu „Porzellan und Politik“ (u. a. Deutsches Historisches Museum, 2018). Zeitgenössische Presseberichte zu Staatsbesuchen und Protokollgeschenken.

Porzellan & Politik – Gunther Granget im Bundeskanzleramt

Hutschenreuther Kunstabteilung · Helmut Schmidt · Politische Symbolik

Einführung

Die Beziehung zwischen Kunsthandwerk und Politik ist älter, als es auf den ersten Blick scheint. Porzellan diente seit dem 18. Jahrhundert als repräsentatives Geschenk an Fürsten, Könige und Staatsgäste. Auch in der Bundesrepublik Deutschland spielte Porzellan eine Rolle, wenn auch subtiler – als Ausdruck von Kultur, Handwerkstradition und nationaler Identität. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür sind die Werke von Gunther R. Granget, die in den 1970er Jahren im Bundeskanzleramt in Bonn präsentiert wurden.

Gunther Granget – Meister der Tierplastik

Gunther Granget (geb. 1932) zählt zu den bekanntesten Porzellanbildhauern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nach seiner Ausbildung zum Bildhauer arbeitete er ab den 1960er Jahren für die Hutschenreuther Kunstabteilung in Selb, wo er sich auf Tier- und Vogelplastiken spezialisierte. Seine Werke zeichnen sich durch naturgetreue Darstellung, elegante Komposition und lebendige Glasuren aus. Besonders seine Vogelgruppen – Eisvögel, Reiher, Schwäne – genießen bis heute internationale Anerkennung.

Hutschenreuther im Bundeskanzleramt

Während der Kanzlerschaft von Helmut Schmidt (1974–1982) wurden repräsentative Räume des Bundeskanzleramts in Bonn neu ausgestattet. Ziel war es, Kunst und Kultur als Teil der demokratischen Repräsentation sichtbar zu machen. Neben Malerei, Grafik und moderner Kunst fanden auch ausgewählte Stücke aus der deutschen Porzellanproduktion ihren Platz.

Dazu gehörten mehrere Tierplastiken von Gunther Granget, die im Auftrag der Hutschenreuther Kunstabteilung entstanden waren. Sie verbanden die lange Tradition deutscher Porzellankunst mit einem modernen, naturverbundenen Ausdruck, der dem damaligen Zeitgeist entsprach.

Symbolik & Wirkung

Die Platzierung dieser Plastiken im Bundeskanzleramt war nicht zufällig. Grangets Werke verkörperten Eigenschaften, die mit politischer Repräsentation verbunden werden konnten:

  • Präzision und Klarheit – als Ausdruck deutscher Handwerkskunst.
  • Naturverbundenheit – in einer Zeit wachsender ökologischer Debatten.
  • Zurückhaltende Eleganz – passend zur hanseatisch-nüchternen Art Helmut Schmidts.

So wurden die Figuren nicht nur dekorative Objekte, sondern auch visuelle Botschafter einer kulturellen Haltung.

Nachwirkung

Mit der Verlegung des Regierungssitzes nach Berlin 1999 veränderte sich auch die Kunstlandschaft im Bundeskanzleramt. Doch Grangets Werke blieben Teil der Sammlungen und sind heute begehrte Sammlerobjekte, da sie eine besondere Verbindung zwischen deutscher Porzellankunst und der politischen Geschichte der Bundesrepublik darstellen.

Fazit

Das Beispiel Gunther Granget zeigt eindrucksvoll, wie Porzellan und Politik auch in der Moderne zusammenfinden. Was im 18. Jahrhundert noch höfische Repräsentation war, wurde in den 1970er Jahren Teil einer demokratischen Symbolkultur. Im Bundeskanzleramt Helmut Schmidts verbanden sich die Tierplastiken Grangets mit dem Anspruch, Kunst als Teil politischer Kultur sichtbar zu machen.

porzellanselb

Ich kaufe Porzellan überwiegend von Rosenthal und KPM von 1950 bis 1980 Studio-Line, Hubert Griemert, Tapio Wirkala, Victor Vasarely, Grießhaber, Otto Piene, Wolf Karnagel und viele mehr.