125 Jahre Hutschenreuther – Jubiläum 1982
„Stark bleiben hier, wo unsere Wurzel ist“ – Vorstandsvorsitzender Roland Dorschner über die Geschichte des Unternehmens und seine Zukunftsstrategie.
Rückblick & Zukunft
Vor 125 Jahren begann Lorenz Hutschenreuther in Selb. Nicht Lobreden machen das Ansehen eines Unternehmens aus, sondern die Frage: Wo komme ich her – und vor allem: wie geht es weiter? Der Amerikaner George Gilder beschrieb in „Reichtum und Armut“, wie erfolgreiche Unternehmen wachsen: langsam in der Anfangsphase, dann schneller bei Erschließung neuer Märkte, bis sie schließlich Massenproduktion erreichen. Gilt das auch für Hutschenreuther, das 1982 sein Jubiläum feierte?
Die Anfänge
Carl Magnus Hutschenreuther (1794–1845) erlernte das Handwerk des Porzellanmalers in Thüringen und eröffnete 1814 auf Burg Hohenberg einen Buntbetrieb. 1822 durfte er nach langem Kampf endlich selbst Porzellan herstellen. Nach seinem frühen Tod führten seine Frau Johanna und die Kinder das Werk mit 200 Mitarbeitern weiter.
Sohn Lorenz gründete 1857 in Selb die erste Porzellanfabrik der Stadt. Damit begann auch Selbs Karriere als weltbekannte Porzellanstadt – ein Name, der bis heute eng mit Hutschenreuther verbunden ist.

Werk A der Hutschenreuther AG in Selb

Werk B der Hutschenreuther AG in Selb
Unabhängige Entwicklung
Die Firmen von Lorenz und C.M. Hutschenreuther entwickelten sich getrennt, beide mit internationalem Erfolg. Lorenz Hutschenreuther starb 1886, sein Unternehmen wurde 1902 AG. 1906 kam Werk B in Selb hinzu, 1927 die Werke in Tirschenreuth und Weiden. Ende der 1960er Jahre beschäftigte die AG 2.300 Mitarbeiter.
C.M. Hutschenreuther blühte ebenfalls. Gründerenkel Albert führte Kobaltporzellan ein und erwarb Werke in Arzberg, Schlesien und Böhmen. 1969 vereinigten sich beide Firmen wieder – zur Hutschenreuther AG.
Expansion der 1970er Jahre
1969 erfolgte die Eingliederung von C.M. Hutschenreuther, 1972 die Fusion mit Kahla AG, Schönwald. Damit kamen Marken wie „Arzberg“ und „Schönwald“ hinzu sowie große Werke in Schwandorf und Wiesau. Der Umsatz stieg von 50 Mio. DM Ende der 1960er auf 153 Mio. DM im Jahr 1972. Ende der 1970er beschäftigte die AG 5.700 Mitarbeiter bei 320 Mio. DM Umsatz.
Herausforderungen und Innovation
Krisen in den 1970er Jahren führten zu Dividendensenkungen, doch ab 1976 ging es wieder bergauf. Hutschenreuther investierte in Innovationen wie computergesteuerte Massenaufbereitung in Schmellitz, energiesparende Brennanlagen und neue Verfahren wie isostatisches Pressen. Die Dezentralisierung wurde zum Prinzip: flexible Werke mit Eigenverantwortung statt schwerfälliges „Schlachtschiff“.
Von Hutschenreuther zu Rosenthal
1993 ging die Marke Hutschenreuther an die Rosenthal AG. Damit entstand der größte Hersteller von hochwertigem Porzellan in Deutschland mit über 400 Mio. DM Umsatz. Zugleich wechselte die Marke Arzberg an die SKV Porzellanunion GmbH in Schirnding. Weitere Bereiche wie Eschenbach und Röslau wurden umstrukturiert oder geschlossen.
Jubiläumsgeschenk 1982
Zum 125. Jubiläum schenkte die Hutschenreuther AG der Stadt Selb ein Porzellanbild, das im Juli 1982 enthüllt wurde. Es zeigt Stationen der Stadtgeschichte mit Fliesenblöcken, Familienwappen und Stadtwappen verschiedener Epochen.
Quelle: Pressemitteilung Hutschenreuther AG 1989