KPM Berlin Selb

DIE PRODUKTION BIS 1956

Nach Ende des II. Weltkrieges ging die nach Selb evakuierte Teil-Belegschaft der KPM Berlin trotz der ungünstigen Produktionsverhältnisse wieder voller Elan ans Werk. Bereits 1945 arbeitete Sigmund Schütz an Porträtplaketten und es folgten im darauffolgenden Jahr 1946 figürliche Reliefs und Medaillons für das Arkadische Service, dessen Form im Krieg zerstört worden ist.

Trudi Pedri hat 1947 ihr Urbino-Tafelservice von 1931 um ein Kaffee- und Teeservice vervollständigt indem sie eine Kugel von einem Kegel durchdringen lässt und damit eine im wahrsten Sinne des Wortes pointiertere Form erreicht – zwanzig Jahre später versucht Björn Wiinblad mit seiner Zauberflöte diesen Versuch erneut zu unternehmen. Neben den Kannen von 1947 werden für Urbino das bis heute von Kritikern und Kunden gleichermassen geschätzte, als einziges ständig in der Produktion gebliebene, hochmoderne Service der KPM, weiterhin die nach unten verjüngten rundlicheren Kannen des Entwurfes Neu-Berlin (Petri 1931) ausgeformt. Ihre Mitarbeit nahm in den späteren vierziger Jahren ab, sie lebte nicht mehr ständig in Selb und wanderte schliesslich 1953 nach Amerika aus, wo sie eine handwerkliche Töpferei betrieb und mit der KPM als freie Mitarbeiterin nur noch lose verbunden blieb. Gerhard Gollwitzer, seit 1935 an der KPM, war schon 1948 einem Ruf nach Stuttgart gefolgt.

Als einziger, an der Manufaktur fest angestellter Formgestalter bleib Siegmund Schütz. Dekore entwarfen seit Ende der 30iger Jahren die Malerinnen Luise Charlotte Koch und Sigrid von Unruh-Reindel. Der Berliner Keramiker Rudolf Rausch entwarf für die Manufaktur 1955 – 59 das Moccaservice Suleika, das er aus Gefässen der technischen Abteilung entwickelte und 1962 ein Teeservice Assam aus Kugelformen. Hans Theo Baumann entwarf verschiedene Vasen und ein Service. Walter Popp, einer der führenden Keramiker der Nachkriegszeit entwarf die Vase Ikarus und Konrad Quillmann, der bis 1970 mehrere Aschenbecher, Leuchter einbrachte.

Die Bildhauerin Ursula Sax entwickelte 1965 aus Gefässen der Abteilung Technische Porzellane eine Gruppe von Vasen und Schalen, an denen Durchbruch und Relief reizvoll verbunden sind, die aber als kompliziert für die Serienherstellung angesehen wurden, ebenso wie ihre frei modellierten Leuchter. 1967 wurde durch Wolf Karnagel ein neues Moccaservice in Zylinderform mit Kugeldekor gestaltet. Es folgten noch mehrere Vasen bevor er für andere Porzellanfabriken tätig wurde. Eine nachhaltige Zusammenarbeit ergab sich mit den Formengestalter Hubert Griemert. Griemert entwickelte 1953 bis 1956 umfangreiche Service Krokus. Für die klassischen Getränke Tee, Kaffee und Mokka bot es drei unterschiedliche Kannentypen von spezifischer Funktionalität an. Ferner modellierte Griemert verschiedene Vasen in Kolbenform 1954.

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