Das Kaffeeservice für Schirnding
Die Verbindung zwischen Salvador Dalí, dem wohl berühmtesten Vertreter des Surrealismus, und der Porzellanfabrik Schirnding aus Oberfranken ist eine der spannendsten Episoden der deutschen Porzellangeschichte des 20. Jahrhunderts. Mitte der 1970er Jahre entwarf Dalí für Schirnding ein limitiertes Kaffeeservice, das heute zu den seltensten und begehrtesten Künstler-Editionen im Porzellanbereich zählt.
Die Porzellanfabrik Schirnding – Kontext und Hintergrund
Die Porzellanfabrik Schirnding AG wurde 1901 in der oberfränkischen Gemeinde Schirnding gegründet. Sie entwickelte sich im Laufe des 20. Jahrhunderts zu einem bedeutenden Hersteller von Gebrauchsporzellan, Hotelporzellan und Dekorserien für den internationalen Markt. In den 1960er- und 1970er-Jahren öffnete sich Schirnding zunehmend für Künstlerkooperationen, um exklusive, kunstnahe Editionen zu schaffen. Ziel war es, hochwertige Alltagsformen mit außergewöhnlichem Dekor zu verbinden und damit neue Käuferschichten anzusprechen.
Dalí und der Surrealismus auf Porzellan
Salvador Dalí (1904–1989) war bereits ein international gefeierter Künstler, als er in den 1970er-Jahren von Schirnding für ein exklusives Projekt gewonnen wurde. Dalí, bekannt für seine surrealen Gemälde mit schmelzenden Uhren, Traumlandschaften und symbolgeladenen Objekten, übertrug seine Bildsprache auf Porzellan – ein Material, das er bis dahin nur punktuell genutzt hatte.
Für das Schirnding-Service entwarf er ein Dekor, das sowohl grafische Elemente als auch farbige Akzente enthielt. Typische Dalí-Motive wie organisch verzerrte Formen, fließende Linien und symbolhafte Objekte fanden sich in den Ornamenten der Kannen, Tassen und Untertassen wieder. Die Farbpalette umfasste Goldtöne, tiefe Blautöne und warme Erdfarben, die im Zusammenspiel mit der weißen Porzellanfläche besonders wirkungsvoll erschienen.
Produktion und Limitierung
Das Kaffeeservice wurde auf einer bestehenden Schirnding-Form produziert, die für ihre elegante Linienführung bekannt war. Dalís Beitrag lag in der künstlerischen Gestaltung des Dekors, das in der Porzellanmalerei in mehreren Arbeitsschritten umgesetzt wurde – teils als Siebdruck, teils mit handgemalten Details. Die Auflage war streng limitiert, und jedes Stück erhielt eine entsprechende Kennzeichnung. Manche Services wurden mit einem Zertifikat ausgeliefert, auf dem Dalís Name und die Limitierungsnummer vermerkt waren.
Seltenheit und Sammlerwert
Heute sind vollständige Kaffeeservices aus dieser Dalí-Edition äußerst selten. Viele wurden im täglichen Gebrauch eingesetzt, wodurch Schäden oder Verluste einzelner Teile entstanden. Auf Auktionen oder bei spezialisierten Händlern erzielen gut erhaltene Exemplare, insbesondere mit vollständiger Dokumentation, hohe Sammlerpreise. Der Wert steigt deutlich, wenn die Originalverpackung und das Echtheitszertifikat vorhanden sind.
Bedeutung für die Porzellangeschichte
Das Dalí-Service von Schirnding steht exemplarisch für die Verschmelzung von Kunst und Gebrauchskultur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es ist nicht nur ein funktionales Kaffeeservice, sondern auch ein Kunstobjekt, das den Geist des Surrealismus in den Alltag brachte. Für Schirnding markierte es einen Höhepunkt in der Zusammenarbeit mit international renommierten Künstlern und trug zur Reputation der Marke als innovativer Porzellanhersteller bei.