THOMAS PORZELLAN MARKTREDWITZ
Thomas Porzellan und seine Geschichte – Kurzbiografie. Im Jahre 1897 wurde durch Christoph und Wilhelm Jaeger aus Asch sowie Fritz Thomas (1865-1941) aus Hof die Porzellanfabrik Jaeger und CO. am westlichen Rand von Redwitz, direkt angrenzend an das Dorf Oberredwitz gegründet. Ab 1907 ist Kommerzienrat Fritz Jaeger (geb. 1877) Alleininhaber. Bereits im Jahr 1903 schieden die beiden leitenden Mitarbeiter Fritz Thomas und Paul Ens, aus Volksstedt bei Rudolstadt, aus der Firma Jaeger aus und gründeten im selben Jahr die Porzellanfabrik Thomas und Ens Marktredwitz. Fritz Thomas wurde am 28. Mai 1865 in Hof als Sohn des Stadtbaurates Gottlob Thomas geboren. Er besuchte die Realschule in Hof, war Volontär bei C.M. Hutschenreuther in Hohenberg, diente als Einjähriger bei den Pionieren in Speyer, besuchte vier Jahre die Kunstgewerbeschule (heute Kunstakademie) in München, gleichzeitig war er Hospitant an der technischen Hochschule München.
Es folgten Wanderjahre als Keramiker und 1897 die Beteiligung an der Fa. Jaeger. 1903 eröffnete er sein eigenen Werk. Fritz Thomas war Keramiker, Künstler und Kaufmann zugleich, aufgeschlossen für alle soziale Probleme; in seiner Freizeit passionierter Jäger, Naturfreund, aber auch ein guter Gesellschafter. Folgende Geschichte bezeichnet seinen Charakter, als er einen Arbeiter rauchend in der Fabrik antraf. Da der Chef, Herr Thomas, selbst eine Zigarre im Mund hatte, verschlug es dem zu Rede gestellten Arbeiter die Sprache. Thomas meinte: „ Wenn ich ein Feuer verursache, dann vernichte ich meine Fabrik, wenn Sie es tun, dann sind Sie ein Brandstifter.
Bereits 1908 wurde die Porzellanfabrik F. Thomas Porzellan in Marktredwitz käuflich erworben, die sich durch besonders gute Fabrikate sowohl im Scherben als auch in den Formen auszeichnete. Charakteristisch für Ph. Rosenthals Handeln waren die Umstände dieses Kaufes. Ohne die Fabrik gesehen zu haben, wurde dieser beschlossen und verbrieft. Den Namen und das Fabrikat wollte Ph. Rosenthal an sich ziehen. Als er das erste Mal die schon übernommene Fabrik besuchen wollte, da führte ihn sein Weg in en Konkurrenz Unternehmen. Er wusste gar nicht, welche Fabrik er gekauft hatte. Parallel zu der Rosenthalschen Entwicklung ging auch das weitere vorwärtsschreiten der Thomasfabrik, die bei der Übernahme 4 Öfen mit ungefähr 1000 Arbeitern hatte und heute 9 Öfen mit über 1000 Arbeiter zählt.
Aus der renomierten Fabrik Jak. Zeidler & Co. entstand unter seiner persönlichen Leitung die Rosenthal Porzellanfabrik Bahnhof Selb GmbH. Ph. Rosenthal, dem inzwischen ein gütiges Geschick einen Sohn geschenkt hatte, beschloss dieses Werk auf seinen Namen zu stellen und es mit der Aktiengesellschaft lediglich in enger Interessensgemeinschaft zu verbinden. Als Fritz Thomas sein Lebenswerk 1908 an Philipp Rosenthal (1855-1937) verkaufte hatte er das Gefühl, das Seine zum Werden der Deutschen Porzellanindustrie beigetragen zu haben. Sein Streben ging nach weiteren künstlerischer Vollendung. 1908 kaufte die Rosenthal AG den Betrieb und Fritz Thomas bleibt Geschäftsführer, schied aber 1915 aus dem Betrieb aus und Dr. Adalbert Zoellner übernahm die Geschäftsleitung.
Thomas wusste, dass sein Werk bei der Rosenthal AG in guten Händen war. Trotz seines Herzleidens, das sein Ausscheiden beeinflusste, hielt er weiterhin Verbindung zu seinem Werk und zu seinen alten Mitarbeitern. Dr. Adalbert Zoellner (1887-1958). Dr. Ad. Zoellner wurde nach Fritz Thomas 1915 zum Direktor der Porzellanfabrik Thomas in Marktredwitz berufen. Als Sohn eines Oberregierungsrates wurde er in Selb geboren. Die Lebensstationen sind: Gymnasium, Abitur, Studium Berlin, Promotion. Im 1910 Einritt in die Rosenthal AG als Volontär. 1915 aus dem Fronteinsatz in den Vogesen zurückkommend, wurde er Direktor der Porzellanfabrik Thomas Porzellan in Marktredwitz, unter gleichzeitiger Oberleitung der Kunstabteilung Selb und unter Beibehaltung früherer Funktionen.
Philipp Rosenthal konnte diesen jungen, vitalen und beweglichen Mann gerade in den Kriegsjahren 1914-1918 gut gebrauchen. Die Kriegswirren überlebte die Firma F. Thomas durch Umfunktionierung in einen Rüstungsbetrieb. Natürlich musste sich A. Zoellner den einigermaßen exzentrischen Arbeitsmethoden Philipp Rosenthals anpassen. Als das Unternehmen florierte, war der „Alte“ mindestens die Hälfte des Jahres auf Reisen, meistens geschäftlich. War er aber da, dann sah sein Arbeitstag ungefähr so aus: Zwischen zehn und elf Uhr kam er in die Fabrik, scharte dort alle leitenden Leute um sich und konferierte mit ihnen bis weit über die Mittagszeit hinaus. Am frühen Nachmittag erst ging Philipp Rosenthal nach Hause, um sich auszuruhen und kam erst gegen Abend, jedenfalls nicht vor fünf oder sechs Uhr zurück.
Natürlich erwartete er, dass alle Direktoren dann noch an Deck waren. Neben der Fülle seiner Aufgaben hatte A. Zoellner noch Zeit Bücher über Porzellan zu schreiben und auf die Jagd zu gehen. Wer das Glück hatte Dr. Adalbert Zoellner – der seinen Namen übrigens nie mit „ö“ geschrieben hat – näher gekannt zu haben, in dessen Erinnerung wird er nicht nur als erfolgreicher Unternehmer, sondern vorallem als musischer und kunstsinniger Zeitgenosse weiterleben.
Er war nicht nur ein ausserordentlicher guter – und dabei humorvoller Redner, sondern neben all seinem beruflichen Engagement und zahlreichen Ehrenämtern in Fachgremien ein viel- und gerngelesener Autor. Das Buch vom Porzellan (1925 bei Klinkhardt u. Biermann in Leipzig), Arkanum – Das Porzellanbuch zweiter Teil (1928 im gleichen Verlag), Zwölf Zwerge und ihr König (1926 bei Braun u. Schneider, München) sind beredter Ausdruch der zahlreichen Facetten dieser aussergewöhnlichen Persönlichkeit. Wo immer er tätig war, hat er die Zusammenarbeit mit Künstlern gesucht.
Für die in den letzten Jahrzehnten großartige Entwicklung des Marktes Redwitz war der Bau der Fichtelgebirgsbahn (Linie Eger-Nürnberg sowie Hof—München) ausschlaggebend und bestimmend gewesen, da bloß hiedurch die Errichtung neuer, beziehungsweise die Vergrößerung schon bestehender Etablissements ermöglicht wurde. Vorher lag Redwitz mit seinen Nachbarorten dem bayerischen Eisenbahnnetz ziemlich abseits; es musste, um Ausschluss in Mitterteich, Schwarzenbach a. S. oder Marktschorgast zu erhalten, zum Omnibus oder zu Privatfuhrwerk gegriffen werden. Ebenso lästig und zeitraubend war es um den Warentransport bestellt. — Jm August des Jahres 1872 wurde mit der Detailprojektieriiug der Linie Nürnberg—Hof begonnen und Redwitz als Knotenpunkt bestimmt. Die Strecke Schnabelwaid – Redwitz — Hof wurde am 15. Mai 1878 eröffnet; während Redwitz-Hohenbrunn auch erst am genannten Tage dem Betrieb übergeben wurde, konnte Wunsiedel schon am 15 August 1877 mit Holenbrunn und von da mit Oberkotzau – Eger in Bahnverkehr treten (Oberkotzau – Eger war am 1. November 1865 eröffnet worden). Die Fertigstellung der Strecke Redwitz – Schirnding folgte am 20. November 1879; Redwitz-Wiesau (Strecke München) am 1. Juni 1883, und Schirnding – Eger wurde am 1. November 1883 dem Verrieb übergeben. (Quelle: Chronik von Markt-Redwitz, Dörflas und Oberredwitz, Herausgegeben von Dr. Hermann Braun 1906)
Die Hauptursache für die Industriealisierung in Redwitz war der Bau der Fichtelgebirgs-Eisenbahn. Der Redwitzer Pfarrer Georg Maximilian Karl Kraußold hatte als Abgeordneter der Bayerischen Ständeversammlung nach langen Bemühungen erreicht, dass von 1878 bis 1883 zwei neue Eisenbahnlinien mit Bahnhof, Güterhalle und Betriebsamt durch Redwitz gebaut wurden. Damit war für viele Unternehmer der Anreiz gegeben, im verkehrstechnisch günstig gelegenen Markte Redwitz Industriewerke zu errichten. So entstanden nun in kurzer Zeitfolge in Redwitz verschiedene Fabriken.