W. Goebel Porzellanfabrik

W. Goebel Porzellanfabrik – Oeslau / Rödental

Von den Anfängen 1871 bis heute: Hummel-Figuren, Zukäufe wie Cortendorf und der Neustart nach der Krise.

Gründung & Standort

1871 wurde die Firma in Oeslau (heute Rödental bei Coburg) von Franz Detleff Goebel und seinem Sohn William Goebel gegründet. Anfangs „F. & W. Goebel“, später W. Goebel Porzellanfabrik. Der Standort entwickelte sich rasch zu einem Zentrum für figürliche Keramik und Geschenkartikel.

Produktprofil & „Hummel“-Figuren

Früh produzierte Goebel Haushaltswaren, Ziergegenstände und Tierplastiken. Weltbekannt wurde das Unternehmen ab 1935 mit den „Hummel“-Figuren nach Zeichnungen von Schwester Maria Innocentia Hummel – Kinderdarstellungen, die nach 1945 insbesondere in den USA zu Symbolen deutschen Kunsthandwerks wurden.

Weitere Linien & Export

Neben den „Hummel“-Figuren fertigte Goebel zahlreiche Tierfiguren, Geschenkartikel, saisonale Sammlerobjekte und ab den 1950er-Jahren auch moderne Keramikserien und Glas. Der Export – allen voran in die USA und nach Japan – war über Jahrzehnte die Basis des wirtschaftlichen Erfolges.

Expansion & Zukäufe

In den 1970er-Jahren erweiterte Goebel sein Portfolio durch Zukäufe, u. a. die Porzellanfabrik Cortendorf (Coburg, 1973). Cortendorf war bekannt für moderne Designobjekte, Wandmasken, Tierkannen und mehrfach prämierte Haushaltsformen.

Strukturwandel, Krise & Neustart

Mit dem Rückgang des Sammlermarkts in den 1990er-Jahren geriet Goebel unter Druck. 2006 folgte die Insolvenz. Seit 2009 besteht die Goebel Porzellanmanufaktur GmbH mit einem fokussierten Programm: limitierte Manufakturware, Künstlereditionen und ausgewählte Lizenzthemen.

Heute

Goebel fertigt in Rödental hochwertige Künstler- und Designeditionen, darunter Kollektionen zu klassischen Motiven (z. B. Jugendstil) und Kooperationen mit zeitgenössischen Kunstschaffenden wie James Rizzi und Romero Britto. Auch die Produktion der Hummel-Figuren wird in kleiner, exklusiver Form fortgeführt.

Zeitleiste

  • 1871: Gründung in Oeslau (Rödental) durch Franz Detleff & William Goebel
  • 1935: Start der „Hummel“-Figuren nach Motiven von Sr. Maria Innocentia Hummel
  • 1945–1955: Exportboom, „Hummel“ wird in den USA zum Sammlerphänomen
  • 1973: Übernahme der Porzellanfabrik Cortendorf
  • 1990–1999: Einbruch des Sammlermarkts, wirtschaftliche Schwierigkeiten
  • 2006: Insolvenz
  • 2009: Neustart als Goebel Porzellanmanufaktur GmbH
  • 2010–heute: Fokus auf Künstlereditionen, Lizenzthemen und limitierte Serien

Hummelfiguren

Hummel-Figuren – Geschichte, Produktion & Sammlerhinweise

Von der Entstehung über die Blütezeit bis zum heutigen Sammlermarkt.

Ursprung & Entstehung

Die Hummel-Figuren gehen auf Zeichnungen und Postkarten der franziskanischen Ordensschwester Maria Innocentia Hummel (1909–1946) zurück. Sie stellte kindliche Szenen, Alltagsmomente und religiöse Motive in sanften Farben dar. Die Firma Goebel erkannte das Potenzial dieser Bildwelt und sicherte sich 1934 die Exklusivrechte zur Übertragung in Porzellan.

Erste Produktion & internationale Verbreitung

1935 wurden die ersten Figuren auf der Leipziger Frühjahrsmesse vorgestellt. Der große Erfolg setzte nach 1945 ein, als amerikanische Soldaten die Figuren als Souvenirs in die USA brachten. Von dort entwickelte sich ein weltweiter Sammlermarkt. Bis in die 1980er-Jahre waren Hummeln Goebels wichtigstes Exportprodukt.

Herstellung & Qualität

Jede Figur wurde in aufwendigen Arbeitsschritten gefertigt: Modellieren, Formenbau, Gießen, Brennen, Bemalen. Besonders die Handbemalung durch geschulte Malerinnen verlieh jeder Figur individuellen Ausdruck. Die Bodenmarken mit dem „V-Bee“ (stilisiertes Bienen-Symbol) sind ein zentrales Sammlermerkmal und ermöglichen die Datierung.

Sammlermarkt & Bedeutung

Zwischen 1950 und 1990 entwickelten sich die Hummelfiguren zu begehrten Sammlerstücken mit hohem Marktwert, besonders in den USA. Limitierte Editionen, Sondermarkungen und seltene Varianten erzielen auch heute hohe Preise auf Auktionen. Der Markt hat sich seit den 1990ern jedoch stark konsolidiert.

Zeitleiste

  • 1934: Goebel erwirbt Exklusivrechte an den Motiven von Maria Innocentia Hummel.
  • 1935: Erste Präsentation der Figuren auf der Leipziger Frühjahrsmesse.
  • 1945–1955: Durch US-Soldaten in Amerika populär; Beginn des Exportbooms.
  • 1960–1980: Hochphase des Sammlermarktes, zahlreiche Sondereditionen & Limitierungen.
  • 1990–2000: Markteinbruch; sinkende Nachfrage, aber stabile Liebhabergruppen.
  • heute: Hummeln gelten als Klassiker der deutschen Porzellankunst, mit besonderem kulturellem Wert und Nischenmarkt.

porzellanselb

Ich kaufe Porzellan überwiegend von Rosenthal und KPM von 1950 bis 1980 Studio-Line, Hubert Griemert, Tapio Wirkala, Victor Vasarely, Grießhaber, Otto Piene, Wolf Karnagel und viele mehr.