Porzellanfabrik Zeh Scherzer Rehau
Am 2. November 1880 schließen sich sechs wohlhabende und vom Unternehmergeist erfüllte Bürger der oberfränkischen Stadt Rehau zusammen, um die Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Cie. als offene Handelsgesellschaft zu gründen. Es ist wohl besonders Hans Zeh, auf dessen Initi- ative hin das Unternehmen zustande kommt. Der Rehauer Hefefabrikant und Mühlenbesitzer hält sich oft im nahe gelegenen Karlsbad auf, wo er häufig mit böhmischen Porzellanfabrikanten zusammentrifft. Diese Begegnungen und die sichtbaren Erfolge bereits gegründeter Unterneh- men in der näheren Umgebung lassen in ihm den Plan reifen, selbst eine Porzellanfabrik zu errichten.
Er und die fünf anderen Gründungsmitglieder werden als persönlich haftende Gesellschafter eingetragen und legen jeweils 30.000 Mark in die Unternehmung ein. Die Dauer der Gesellschaft wird zunächst auf 33 Jahre festgelegt. Auf einem neu erschlossenen Gelände neben der Hefefabrik des Direktors Hans Zeh entsteht die Porzellanfabrik, die am 15. Oktober 1881 fertig gestellt wird. Da alle Gründer fachfremde Personen sind, wird bereits am 15. Novem- ber 1880 der Kaufmann und Techniker Theodor Kötschau unter Vertrag genommen, den sie mit der Errichtung der Fabrik und der technischen Betriebsleitung betrauen.
Da die Planungen den finanziellen Rahmen der maßvoll operierenden Gesellschaft ausschöpfen, werden weitere Geldgeber gesucht. Das Konsortium kann 1881 nochmals fünf investitionsfreudige Unternehmer gewinnen, die sich ebenfalls mit einer Einlage von jeweils 30.000 Mark beteiligen. Ihr Beitritt wird in einem Nachtrag zu dem bestehenden Gesellschaftsvertrag notariell niedergelegt. Mit dem Vertrag ist die finanzielle Grundlage für die stetige Weiterentwicklung der Firma geschaffen.
Noch ist die Frage offen, welches Markenzeichen man für die Porzellanware verwenden soll. Es wird augenscheinlich ein Signet gesucht, das alle Beteiligten und den Herstellungsort des Porzellans miteinander verbindet. Man entscheidet sich schließlich für das Wappen Rehaus, ein zwischen zwei Bäumen springendes Reh. Die Porzellan- fabrik setzt das Wappenmotiv in ein mehrfach geschweif- tes Rechteck und lässt es zum 3. August 1882 in das Reichswarenzeichenregister eintragen. Teilweise wird dieses Motiv mit dem Schriftzug „Z.S.&Cie.“ (doppelt unterstrichenes „ie“) kombiniert. Später wird das Porzellan mit einer kleinen Krone gekennzeichnet, die meist mit „Zeh Scherzer“ unterschrieben ist.
Erste Erweiterungen
Die wirtschaftliche Entwicklung der Porzellanfabrik ist so gut, dass man sich gezwungen sieht, erste Erweiterungen in Angriff zu nehmen. Zwischen 1882 und 1903 wird in mehreren Bauabschnitten die Fabrik ausgebaut. Zur glei- chen Zeit richtet die Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Cie. ein eigenes elektronisches Netz ein. Die Anbindung der Stadt Rehau an die Trasse der Eisenbahn macht sich auch die Porzellanfabrik zunutze. Sie verfügt über einen eigenen Gleisanschluss. Die Rangierlok bewältigt in dieser Zeit einen jährlichen Güterumschlag von 1.200 Waggons mit Kohlen, Rohstoffen, Porzellanund den anfallenden Abfällen.
Das Unternehmen nimmt im November 1881 seine Pro- duktionauf,1882bestehenbereitsGeschäftsverbindungen nach England und in die Vereinigten Staaten von Amerika. DieSchweiz,Russland und Frankreich folgen.1884 übersteigt das Exportgeschäft merklichen Absatz im Inland. Schließlich können 1886 auch Handelskontakte nach Schweden, ein Jahr darauf in die Niederlande geknüpft werden. Der Export nach Amerika erfährt ab 1886 eine deutliche Belebung und erlebt in den Jahren 1905 bis 1907 seinen Höhepunkt. 1886 unternimmt Hans Zeh mit dem ersten deutschen Schnelldampfer, der „Elbe“, eine Reise nach Amerika. Für Ihn ist die Kontaktpflege zu diesen wichtigen Geschäftspartnern offenbar von so großer Bedeutung, dass er die Strapazen der weiten Reise selbst auf sich nimmt.