

Bauscher & Porzellanfabrik Weiden – Hotelporzellan aus der Oberpfalz
Weiden in der Oberpfalz entwickelte sich ab dem späten 19. Jahrhundert zu einem der wichtigsten Zentren des deutschen Porzellans. Neben regionalen Werkstätten prägten insbesondere Bauscher und die Porzellanfabrik Weiden die Professionalisierung von Hotel- und Gastronomieporzellan – robust, stapelbar, funktional, industriell sauber gefertigt. Der folgende Überblick führt beide Linien zusammen, ordnet historische Eckdaten ein und spannt den Bogen bis in die Gegenwart.
Fazit
Weiden steht – historisch wie heute – für industriell verlässliches Porzellan. Bauscher hat das europäische Hotelporzellan mitentwickelt und über Generationen normiert. Die Porzellanfabrik Weiden (als Fabrik- und Standortbegriff) bündelt Serienkompetenz und Dekor-Know-how. In der Gegenwart zeigt die Region, dass sich traditionelle Verfahren und moderne Industrieprinzipien nicht ausschließen: energieeffiziente Brenntechnik, digitale Auftragswege und langlebige Formfamilien sichern die Zukunft – ohne den Kern zu verlassen, wie man ihn „schon immer“ verstand: zweckmäßige Formen, dauerhafte Glasuren, reproduzierbare Qualität.


Peter Behrens – Wegbereiter des modernen Industriedesigns und Gestalter für Bauscher Weiden
Peter Behrens (1868–1940) gilt als einer der bedeutendsten Gestalter des frühen 20. Jahrhunderts. Als Architekt, Designer, Typograf und Lehrer prägte er das industrielle Gestalten nachhaltig. Sein Wirken umfasste nicht nur Bauten, Möbel und Grafik, sondern auch das Porzellandesign – darunter Entwürfe für Bauscher Weiden, mit denen er dem Hotel- und Gebrauchsporzellan eine sachliche, funktionale Formensprache gab.
Frühe Jahre und künstlerische Entwicklung
Geboren am 14. April 1868 in Hamburg, studierte Behrens Malerei in Karlsruhe, Düsseldorf und München. Ab den 1890er Jahren betätigte er sich als Maler und Kunsthandwerker, bevor er 1899 als einer der Mitbegründer der Darmstädter Künstlerkolonie berufen wurde. Dort entwarf er ganzheitliche Raumgestaltungen und Möbel, die bereits seinen Hang zu klaren, durchdachten Formen erkennen ließen.
Architekt und Industriedesigner
1907 wurde Behrens künstlerischer Beirat der AEG in Berlin – ein Meilenstein in der Geschichte des Corporate Designs. Er entwickelte nicht nur Gebäude wie Turbinenhallen, sondern auch Produkte, Werbegrafik, Schriftzüge und Messestände. Damit gilt er als Pionier des modernen, einheitlichen Erscheinungsbilds eines Industrieunternehmens. Seine Arbeit beeinflusste Generationen von Architekten und Designern, darunter Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier.
Zusammenarbeit mit Bauscher Weiden
In den 1920er und 1930er Jahren entwarf Peter Behrens auch für die Porzellanfabrik Bauscher Weiden. Seine Arbeiten für Bauscher zeichneten sich durch eine klare, funktionale Formgebung aus, die perfekt auf die Anforderungen des Hotel- und Gastronomiegewerbes abgestimmt war. Behrens setzte auf geometrisch ausgewogene Proportionen, zurückhaltende Dekore und ergonomische Handhabung – ganz im Sinne der von ihm geprägten „Neuen Sachlichkeit“. Diese Entwürfe fügten sich in die lange Tradition von Bauschers Anspruch ein, formschönes und zugleich strapazierfähiges Porzellan zu liefern.
Stilmerkmale seiner Porzellanentwürfe
- Klare, reduzierte Form ohne überflüssige Ornamente
- Proportionen, die Stapelbarkeit und Funktionalität unterstützen
- Neutrale, helle Farbgebung – oft weiß oder mit minimalistischem Dekor
- Griffe und Henkel mit angenehmer Handlage
- Formen, die in Serienproduktion und industrieller Fertigung umsetzbar sind
Späte Jahre und Vermächtnis
Peter Behrens war bis zu seinem Tod am 27. Februar 1940 in Berlin als Architekt und Gestalter tätig. Sein Werk umfasst Industrieanlagen, Wohn- und Geschäftsbauten, Möbel, Schriftentwürfe und eben auch Gebrauchsgegenstände wie das Porzellan für Bauscher Weiden. Heute gilt er als einer der Väter des modernen Industriedesigns, dessen Prinzipien – Einheit von Funktion, Form und Wirtschaftlichkeit – auch im zeitgenössischen Porzellandesign weiterleben. Seine Entwürfe für Bauscher sind gesuchte Sammlerobjekte und dokumentieren, wie avantgardistisches Design und Alltagsgebrauch erfolgreich verschmolzen werden können.
Fazit
Peter Behrens brachte die Prinzipien des modernen Industriedesigns in das Porzellanhandwerk ein. Für Bauscher Weiden schuf er zeitlose, funktionale Serviceformen, die den Spagat zwischen Ästhetik und praktischer Alltagstauglichkeit meisterten. Damit steht sein Name auch im Kontext der Oberpfälzer Porzellanindustrie für Qualität, Innovation und gestalterische Klarheit.