1857
Lorenz Hutschenreuther verlässt das Unternehmen in Hohenberg. Auf seinen ausführliche begründeten Antrag vom 11. Februar, eine Porzellanfabrik in Selb zu errichten, erhält Lorenz Hutschenreuther am 10. August im Namen der königlichen Regierung von Oberfranken in Bayreuth, die Konzession zur Errichtung einer Porzellanfabrik in Selb. Noch am 10. September mahnt Lorenz Hutschenreuther den Besitzer der Ludwigsmühle in Selb den Fabrikanten Gebhardt, den geplanten Verkauf der Ludwigsmühle, dem zukünftigen Standort der Porzellanfabrik, endlich abzuschliessen. Der Verkauf der Ludwigsmühle kommt noch im Dezember zustande; Kaufsumme 15900 Gulden.
1859
Die neue Fabrik wird im März in Betrieb genommen – mit einem Brennofen und etwa 50 Arbeitern. Der erste Brand bringt brauchbares Porzellan. Lorenz Hutschenreuther bestellt Farben für die ersten Dekore. Er ist mit seinem Porzellan noch nicht zufrieden, entwickelt neue Masserezepte und kann Mitte des Jahres bessere Musterstücke an seine Kunden verschicken. Er denkt auch schon an den Besuch der Messe in Leipzig, um dort seine Erzeugnisse zu zeigen. Am 10. Oktober geht eine grosse Sendung von 22 Kisten Porzellan an einen Kunden in Nördlingen. Am 11. November bietet er dem Kunden Ens & Greiner Stummel in dunklerem Porzellan an; er hat etwa 1500 bis 2000 Stück auf Lager. Am 15. November kauft er, wie schon früher, Porzellanerde von Carl Knoll in Karlsbad. Lorenz Hutschenreuther bietet schon leichte Dekore auf Tassen und Kaffeebechern auf nochmals verbesserten Scherben an und bedient mit Lieferungen weitere Kunden in Stuttgart, Kahla, Frankfurt / Oder, München und Köln.
1864
Zu den bestehenden zwei Gründungsbrennöfen werden zwei weitere, verbesserte Öfen gebaut – mit technischer und finanzieller Hilfe des Schwiegersohnes von Lorenz Hutschenreuther, dem Eisenbahntechniker und Ingenieur Hans Pabst. Hans Pabst wurde durch die Heirat mit der Tochter von Lorenz Hutschenreuther, Teilhaber der Fabrik.
1870
Die produzierten Porzellane, die bisher in der Mehrzahl ohne Marke versehen waren, werden nunmehr mit einem Prägestempel gemarkt, mit dem Monogramm L.HR. im Kreis.
1877
Lorenz Hutschenreuther zieht sich aus gesundheitlichen Gründen aus der Geschäftsleitung zurück und übersiedelt nach Würzburg. In der Firmenleitung sind jetzt die Söhne Viktor Hutschenreuther und Eugen Hutschenreuther mit Hans Pabst.
1880
Die Lorenz Hutschenreuther Fabrik bezeichnet sich noch immer als Porzellanmanufaktur. Die künstlerische Zusammenarbeit mit dem Münchner Leopold Gmelin und anderen Künstlern beginnt. Es entstehen Service- und Geschenkartikel Formen und Dekore im Stil des Historismus der Gründerjahre.
1886
Lorenz Hutschenreuther stirbt in Würzburg; er liegt in Selb begraben. Die Fabrik in Selb vergrössert sich durch neue Brennöfen. Die Arbeitersiedlung (Pabst-Siedlung) wird geplant. In Selb sind nun 12 Öfen mit 500 Arbeitern in Betrieb, in Hohenberg (C.M. Hutschenreuther) 9 Öfen mit 400 Arbeitern.
1899
Auf Gut Blumenthal (erworben 1895) stirbt Eugen Hutschenreuther
1904
Umwandlung der Porzellanfabrik Lorenz Hutschenreuther in Selb in eine Aktiengesellschaft.
1906
Erwerb der Porzellanfabrik Jäger, Werner & CO. in Selb. Sie wird als Abteilung B der Lorenz Hutschenreuther AG weitergeführt.
1917
Erwerb der Porzellanfabrik Paul Müller in Selb. Die Lorenz Hutschenreuther Kunstabteilung wird gegründet. Die künstlerische Leitung übernimmt Prof. Fritz Klee, der Leiter der königliche Fachschule für Porzellan in Selb. Er bringt gemeinsam mit Fachoberlehrer Veit einen grossen Teil eigener Form- und Dekorentwürfe ein.
1924
Julius v. Guldbrandsen übernimmt die künstlerische Leitung der Lorenz Hutschenreuther Kunstabteilung.
1925
Prof. Niemeyer entwirft für Lorenz Hutschenreuther die Serviceform Aida. Sie bildet mit den Formen Empire und Frauenlobdie Kollektionsspitze.
1927
Erwerb der Porzellanfabrik Tirschenreuth in Tirschenreuth – 1995 geschlossen. Erwerb der Porzellanfabrik Bauscher Weiden in Weiden.
1929
Erwerb der Porzellanfabrik Königszelt in Königszelt, Schlesien, enteignet 1945.
1934
Max Adolf Pfeiffer, früherer Generaldirektor der Staatl. Porzellanmanufaktur Meissen, ist künstlerischer und technischer Berater bei Lorenz Hutschenreuther in Selb. Er bringt bedeutende zeitgenössische Bildhauer wie Paul Scheurich, Max Esser und Prof. Börner zu Lorenz Hutschenreuther. Die Bildhauer Karl Tutter, Carl Werner und der Dekorentwerfer Arthur Jahreis sind in den Ateliers der Kunstabteilung mit grossem Erfolg tätig.
1943
Die Staatliche Porzellanmanufaktur Berlin wird in das Werk Paul Müller evakuiert.
1946
Wiederaufnahme der Produktion in fast allen Betrieben des Unternehmens mit kleinen Programmen und grossen Lieferungen für das amerikanische Hauptquartier in der US Zone. Die Porzellanfabrik Paul Müller wird nicht wieder in Betrieb gesetzt, jedoch werden Geschirrformen aus ihrem Programm in die Abteilung A in Selb übernommen.
1948
Das Unternehmen rüstet von Rundbrennöfen auf Tunnelbrennöfen um. Begonnen wird damit bei Bauscher Weiden unter der Leitung von Roland Dorschner, der 1948 ins Unternehmen eingetreten ist. Es folgen unter seiner betrieblichen Führung 1956 in Tirschenreuth die Tunnelofenanlagen im Werk B und A in Selb.
1957
100 Jahre Porzellan in Selb. Die Lorenz Hutschenreuther AG in Selb feiert das Jubiläum mit 1588 Mitarbeitern in den Werken A und B (Gesamtunternehmen 3000 MA).
1958
Verstärkt wird die Mitarbeit freier Künstler für Formen und Dekore, betreut durch die Leiter des Ateliers Hans Achtziger und Edmund Saalfrank. Die Künstler Otto Hofmann, Fabius von Gugel, Frl. von Hebenstein stehen für viele andere. Hervorragend ist auch die Zusammenarbeit auf dem Gebiete der Dekoration mit den Kunstgewerbeschulen in Hannover, Kassel und Düsseldorf.
1960
Schon seit geraumer Zeit schafft Bildhauer Hans Achtziger figürliche Meisterwerke und entwirft Geschirrformen und Geschenkartikel für die Kollektion, die ihm internationale Anerkennung und dem Unternehmen Erfolg bringt. Er prägt bis in die 80er Jahre die Angebote auf dem Kunst- und Geschirrsektor.
1963
Nach dem Ausscheiden des Vorstandsvorsitzenden Christian Modrack übernimmt der 36jährige Roland Dorschner die Führung des Unternehmens. Er ist für den gesamten technischen Sektor verantwortlich, wird 1969 Sprecher des Vorstandes und 1972 Vorstandsvorsitzender. Er führt die Porzellanfabriken Lorenz Hutschenreuther AG in eine erfolgreiche Zukunft. An seiner Seite steht eine gute Führungsmannschaft und in den Betrieben eine hochqualifizierte Belegschaft, die ihresgleichen sucht.
1966
Die Kunstabteilung feiert ihr 50-jähriges Bestehen und nimmt eine neue, automatische Ofenanlage in Werk B in Selb in Betrieb. Mit Bildhauer Gunther Granget kündigt sich grosse Meisterschaft an, vor allem in der Tierplastik, die weit über Europa hinaus, besonders in Nordamerika, Freunde findet.
1969
Verschmelzung der Porzellanfirmen C.M. Hutschenreuther AG in Hohenberg und Lorenz Hutschenreuther AG.
1972
Kauf der in Westdeutschland gelegenen Teile der Porzellanfabrik Kahla mit Werken in Arzberg, Schönwald, Schwandorf und Wiesau.
1979
Diversifikationsstrategie: Übernahme der Firma Groh & CO. Hof im Jahr 1979, der Nailaer Porzellanfabrik Albin Klöber KG (1981), der Theresienthaler Krystallglass Manufaktur (1982), an der Hutschenreuther seit 1974 beteiligt ist.
1984
Mit dem Erwerben der Massemühle Eugen Wagner, Neustadt/Coburg, im Jahr 1984 wird die Abrundung des Masseangebotes sichergestellt. Nach der Entwicklung aussichtreicher Produkte in einer Pilotanlage in Naila errichtet Hutschenreuther in Selb ein Werk für die Produktion von Hochleistungskeramik.
1998
Die Werke A Selb, jetzt Hutschenreuther Hotel, Weiden und Schönwald, werden als BHS tabletop AG weitergeführt. Die Fabriken Werk B und Arzberg werden 1998 an die Winterling AG Kirchenlamitz verkauft.
2000
Das Werk B geht an die Rosenthal AG in Selb über, Werk Arzberg an die SkV Porzellan Union GmbH in Schirnding.