Roland Dorschner wurde am 10. August 1926 in Grünlas geboren und verstarb am 27. August 1990 in Selb. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft nahm er ein Studium an der Staatlichen Fachschule für Porzellan in Selb auf, das er 1951 als Graduierter Ingenieur abschloss. Noch im selben Jahr trat er in die Hutschenreuther AG ein und übernahm zunächst die Position des Betriebsassistenten im Werk Weiden. Bereits 1956 wurde Dorschner zum Betriebsleiter des Werks A in Selb befördert, 1963 berief man ihn in den Vorstand, und 1969 übernahm er schließlich den Vorsitz des Vorstands.
Unter seiner Leitung erfuhr die Hutschenreuther AG eine umfassende Modernisierung: Dorschner führte neue Porzellan-Masse-Rezepturen ein, optimierte Fertigungsverfahren und forcierte innovative Dekortechniken. Gleichzeitig baute er die Exportstrategien des Unternehmens aus, sodass Selb sich als das Zentrum der deutschen Porzellanindustrie etablieren konnte. Sein Engagement galt jedoch nicht nur der Produktion: 1976 erhielt er anlässlich seines 50. Geburtstags die Goldene Bürgermedaille der Stadt Selb, und 1987 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz durch Staatssekretär Jürgen Warnke verliehen.
1977 initiierte Dorschner die Hutschenreuther Laufgruppe, deren erster offizieller Lauf am 2. Juli stattfand und die bis heute als betriebliches Gesundheitsprojekt gilt. Für seine Verdienste um Stadt und Region wurde er 1989 zum Ehrenbürger der Stadt Selb ernannt – eine Auszeichnung, die zuvor nur acht weiteren Persönlichkeiten zuteil gewesen war.
Bis zu seinem Tod 1990 prägte Roland Dorschner mit visionärem Management und sozialem Verantwortungsbewusstsein die Entwicklung der Hutschenreuther AG und stellte zugleich die Weichen dafür, dass Selb unangefochten als Herzstück der deutschen Porzellanproduktion gilt.
Ehrenbürger Stadt Selb
- Lorenz Hutschenreuther – geboren am 8. Mai 1817, gestorben am 8. Oktober 1886, Fabrikbesitzer und Gründer der Selber Porzellanindustrie, erhielt die Ehrenurkunde am 25. Dezember 1885. Er stiftete für die Gemeinde einen Fonds von 30.000 Mark zugunsten der Errichtung einer Kinderbewahranstalt.
- Viktor Hutschenreuther – geboren am 16. Dezember 1854, gestorben im November 1907, Fabrikbesitzer und Kommerzienrat, wurde am 10. Oktober 1900 durch die Verleihung des Ehrenbürgerrechts ausgezeichnet auf Grund seiner unermüdlichen und erfolgreichen Unternehmertätigkeit, durch welche der Weltruf seines Werkes begründet und die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Selb entscheidend vorwärtsgetrieben wurde.


- Philipp Rosenthal – geboren am 6. März 1855, gestorben am 30. März 1937, Dr. Ing. h. c. und Geheimrat, Generaldirektor, erhielt das Ehrenbürgerrecht am 15. Februar 1918 zu erkannt. Dies geschah in Würdigung seiner grossen Verdienste um die Entwicklung der Stadt, die mit der Aufwärtsentwicklung der Firma Rosenthal unmittelbar verknüpft war, sowie seiner stets bewiesenen gemeinnützigen Gesinnung.
- Carl Wilhelm Maximilian Netzsch – geboren am 9. März 1872, gestorben am 28. Februar 1957, Granitwerkbesitzer, wurde am 19. Dezember 1946 in Anerkennung seiner auch von der nationalsozialistischen Diktatur unbeeinflussten objektiven Amtsführung als Bürgermeister während des zweiten Weltkrieges mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet.
- Dr. Franz Bogner geboren am 10. Mai 1875, gestorben am 24. August 1956, Arzt und Stanitätsrat, Oberbürgermeister von Selb von 1948 bis 1956, erhielt das Ehrenbürgerrecht am 1. Januar 1946. Als damaliger zweiter Bürgermeister war er an der Wiedererlangung der Unmittelbarkeit der Stadt Selb massgeblich beteiligt. Seine für die Arbeiterschaft und damit für die Porzellanstadt Selb und deren Gesamtbevölkerung nicht hoch genug eingeschätzende Tat bestand darin, dass er als erster die Silikose erkannte und in wissenschaftlichen Arbeiten den massgebenden Behörden die Gefahr der Porzelliner Krankheit vor Augen stellte. Seinen Einsatz war es zu verdanken, dass die Staublungenkrankheit als Berufskrankheit anerkannt wurde.
- Wilhelm Baumann – geboren am 15. Juli 1827, gestorben am 7. Dezember 1908, Privatier, wurde mit Stadtsratsbeschluss vom 12. Juli 1907 anlässlich seines 80. Geburtstages als unermüdlicher Förderer der Interessen der Stadt, insbesonders im Rahmen des Verschönerungsvereins, zum Ehrenbürger ernannt.
- Christian Povenz – geboren am 25. Juni 1854, gestorben am 18. Juni 1928, Gewerberat, wurde am 9. Februar 1927 zum Ehrenbürger ernannt. Er war Gemeindebevollmächtiger und gehörte jahrzehntelang der Stadtvertretung an. Über sein Wirken als Kommunalpolitiker hinaus hat er sich durch Gründung des städtischen Museums ein bleibendes Verdienst auf heimatgeschichtlichen Gebiete erworben.