Roland Dorschner (1926–1990) – Ehrenbürger der Stadt Selb
Als visionärer Manager der Hutschenreuther AG prägte Roland Dorschner die deutsche Porzellanindustrie und wurde 1989 für seine Verdienste zum Ehrenbürger Selbs ernannt.
Frühe Jahre und Ausbildung
Roland Dorschner wurde am 10. August 1926 in Grünlas geboren. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft nahm er ein Studium an der Staatlichen Fachschule für Porzellan in Selb auf und schloss dieses 1951 als graduierter Ingenieur ab. Im selben Jahr begann er seine berufliche Laufbahn bei der Hutschenreuther AG.
Karriere bei Hutschenreuther
Nach dem Einstieg als Betriebsassistent im Werk Weiden übernahm Dorschner 1956 die Leitung des Werks A in Selb. 1963 folgte die Berufung in den Vorstand, 1969 schließlich die Ernennung zum Vorstandsvorsitzenden. Unter seiner Führung erlebte die Hutschenreuther AG eine umfassende Modernisierung: neue Porzellan-Masse-Rezepturen, optimierte Fertigungsverfahren und innovative Dekortechniken. Parallel forcierte er die Exportstrategien des Unternehmens – Selb festigte seinen Rang als Zentrum der deutschen Porzellanindustrie.
Engagement für Stadt und Region
1976 erhielt Dorschner anlässlich seines 50. Geburtstags die Goldene Bürgermedaille der Stadt Selb. 1987 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz durch Staatssekretär Jürgen Warnke verliehen. Bereits 1977 initiierte er die Hutschenreuther-Laufgruppe – deren erster offizieller Lauf am 2. Juli stattfand und die bis heute als betriebliches Gesundheitsprojekt gilt.
Ehrenbürger der Stadt Selb
Für seine Verdienste um Stadt und Region wurde Roland Dorschner 1989 zum Ehrenbürger der Stadt Selb ernannt – eine Auszeichnung, die zuvor nur acht weiteren Persönlichkeiten zuteil geworden war.
Vermächtnis und Bedeutung
Bis zu seinem Tod am 27. August 1990 prägte Dorschner mit visionärem Management und sozialer Verantwortung die Entwicklung der Hutschenreuther AG. Damit stellte er die Weichen, dass Selb unangefochten als Herzstück der deutschen Porzellanproduktion gilt.
Weitere Ehrenbürger der Stadt Selb (Auswahl)
- Lorenz Hutschenreuther (1817–1886), Fabrikbesitzer und Gründer der Selber Porzellanindustrie – Ehrenurkunde vom 25. Dezember 1885; stiftete einen Fonds von 30.000 Mark zur Errichtung einer Kinderbewahranstalt.
- Viktor Hutschenreuther (1854–1907), Fabrikbesitzer und Kommerzienrat – 10. Oktober 1900 Ehrenbürgerrecht für seine unternehmerische Leistung und die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung Selbs.
- Philipp Rosenthal (1855–1937), Dr. Ing. h. c., Geheimrat, Generaldirektor – 15. Februar 1918 Ehrenbürgerrecht in Würdigung seiner Verdienste um die Stadtentwicklung und gemeinnützige Gesinnung.
- Carl Wilhelm Maximilian Netzsch (1872–1957), Granitwerkbesitzer – 19. Dezember 1946 Ehrenbürgerwürde für seine von der NS-Diktatur unbeeinflusste, objektive Amtsführung als Bürgermeister im Zweiten Weltkrieg.
- Dr. Franz Bogner (1875–1956), Arzt und Sanitätsrat, Oberbürgermeister von 1948–1956 – 1. Januar 1946 Ehrenbürger; erkannte als erster die Silikose der Porzelliner und setzte deren Anerkennung als Berufskrankheit durch.
- Wilhelm Baumann (1827–1908), Privatier – Stadtratsbeschluss vom 12. Juli 1907 anlässlich seines 80. Geburtstags für seinen unermüdlichen Einsatz, u. a. im Verschönerungsverein.
- Christian Povenz (1854–1928), Gewerberat – 9. Februar 1927 Ehrenbürger; langjähriger Kommunalpolitiker und Gründer des städtischen Museums.
Timeline – Roland Dorschner (1926–1990)
Wichtige Lebens- und Wirkstationen des Hutschenreuther-Vorstandsvorsitzenden und Ehrenbürgers
Weiterführend: Ehrenbürger & Porzellan in Selb
Vertiefende Inhalte rund um Roland Dorschner, die Hutschenreuther AG und das Netzwerk der Selber Porzellanindustrie.