Rohstoff aus Schmelitz – Kaolin & Pegmatit für Porzellan
Kaolin, Pegmatit, Feldspat und Quarz aus dem Raum Tirschenreuth lieferten seit dem 19. Jahrhundert die Basis für Hartporzellan in Nordostbayern. Schmelitz steht dabei sinnbildlich für Rohstoffgewinnung, Aufbereitung und den langen Weg vom Gestein zur Porzellanmasse – von den frühen Fundmeldungen bis zu heutigen, industriellen Verfahren in der Region.
Fundmeldung & frühe Nutzung (ab 1830)
Den Auftakt markiert eine Bekanntmachung des königlichen Landgerichts Tirschenreuth aus dem Jahr 1830: In der Nähe wurden „Porzellan-Erden“ gefunden – der Startpunkt für die systematische Erkundung und Nutzung der Lagerstätten rund um Schmelitz. Die frühe Förderung diente zunächst regionalen Porzellanbetrieben, bevor sie in industriellen Maßstäben organisiert wurde.
Industrialisierung um 1900: Bahn, Pegmatitwerk, Schlämmerei
Die Verfügbarkeit heimischer Rohstoffe wurde um 1900 strategisch ausgebaut. Mit der Bahnlinie Tirschenreuth–Bärnau (1902) entstanden in Schmelitz ein Pegmatitwerk und eine Kaolinschlämmerei. Der aufbereitete Pegmatit – reich an Feldspat – sowie der gewonnene Kaolin fanden weite Verbreitung in Porzellanfabriken im In- und Ausland. Ziel war ausdrücklich der Ersatz importierter Materialien durch verlässliche, einheimische Qualitäten.
Vom Rohstoff zur Porzellanmasse (20. Jahrhundert)
Mit fortschreitender Mechanisierung etablierte sich ein geschlossener Rohstoffkreislauf: Bergbau, Klassieren, Schlämmung, Trocknung und Mischung zu definierter Porzellanmasse. In den späten 1960er-Jahren wurde in Schmelitz nachweislich Porzellangranulat erzeugt – eine für die Serienfertigung wichtige Vorstufe, die gleichbleibende Qualität und rationelle Verarbeitung ermöglichte.
Standort, Geologie & Technik
Die Lagerstätten südlich Tirschenreuth werden im Tagebau gewonnen. Kaolin entsteht durch die Verwitterung feldspatreicher Gesteine (Granit/Porphyr); Pegmatite liefern den für die Sinterphase wesentlichen Feldspat. Charakteristisch sind Schlämmen, Sieben und Magnetabscheidung zur Entfernung eisenhaltiger Begleiter – unabdingbar für die hohe Weißheit des Scherbens. Fundstellenhinweise, Geländeschnitte und Aufschlussbeschreibungen dokumentieren die langjährige Gewinnungspraxis im Areal Schmelitz.
Gegenwart (Stand: 2025) – Förderung in der Region
Heute wird im Untersuchungsgebiet zwischen Mitterteich und Tirschenreuth weiterhin Kaolin und Feldspat gewonnen, u. a. an der Gebhardtshöhe. Die Schmelitz-Gruben gehören historisch und infrastrukturell zum regionalen Rohstoffverbund. Die aufbereiteten Produkte fließen – je nach Qualitätsklasse – in Feinkeramik (Porzellan), Sanitärkeramik, Glasuren sowie in Papier- und Farbenanwendungen. Für die Porzellanregion Selb–Hohenberg bleibt der kurze Weg vom Lager zum Werk ein Standortvorteil. Begleitend sind Rekultivierung, Wasserführung und Emissionskontrolle integraler Bestandteil der Betriebsführung.