August Roloff – Porzellankunst aus Münster in Westfalen
August Roloff (geb. 11. Oktober 1897 in Fürstenberg bei Braunschweig) war eine der zentralen Figuren der westfälischen Porzellanmalerei im 20. Jahrhundert. Seine 1919 in Münster gegründete Manufaktur war nicht nur über Jahrzehnte hinweg ein bedeutender Produzent künstlerisch gestalteter Porzellane, sondern zugleich ein Spiegelbild des wirtschaftlichen und kulturellen Wandels der Nachkriegszeit.
Gründung und Markensymbolik
Die Porzellanmanufaktur Roloff nahm am 19. März 1919 an der Kinderhauser Straße 104 ihren Betrieb auf. Später befand sich der Firmensitz in der Meßkampstraße 15. Als Markenzeichen wählte Roloff eine Abwandlung des Wappens der Täuferherrschaft von Münster: Ein Reichsapfel mit Krone, ergänzt durch einen Bischofsstab – ein klares Symbol für Münsters kirchliche Historie als Bischofssitz.

Produktionsweise und künstlerischer Anspruch
Roloff begann seine Tätigkeit mit nur drei Malern. Die Anfänge waren geprägt von der Bemalung zugekaufter Weißware namhafter deutscher Porzellanhersteller, etwa Rosenthal, Thomas, Tettau oder Schumann. Erst mit der Zeit ließ Roloff eigene Formen entwerfen, die in ausgewählten Partnerbetrieben gefertigt und mit seiner charakteristischen grünen Unterglasurmarke versehen wurden. Dekore wie die beliebten „Paradiesvögel“ basierten auf historischen Vorlagen, etwa aus Otto von Falkes Werk Altberliner Fayencen (1923). In den 1920er Jahren baute Roloff eine zweite Betriebsstätte in Konstanz auf, wo er als Mitinhaber der „August Roloff GmbH“ auftrat. Auch hier nutzte er seine ikonografische Markensprache, kombiniert mit süddeutschen Formelementen und barocken Dekortraditionen.
Überleben in Kriegs- und Nachkriegszeit
Der Betrieb wurde durch Bombentreffer im Jahr 1944 nahezu vollständig zerstört. Der Wiederaufbau gestaltete sich mühsam. Mangels Zugang zu Porzellanrohlingen aus Süddeutschland beschäftigte Roloff Töpfer aus Hamm und Ochtrup zur Herstellung einfacher Haushaltskeramik. Die Nachkriegsware wurde teils per Hand geformt, in Formen gegossen und mit goldfarbenem Dekor („Altgold“) versehen. Vertrieb und Export liefen wieder an – insbesondere nach Belgien, Italien, Skandinavien, Südafrika und Nordamerika
Späte Jahre und Niedergang
Trotz zeitweise 500 Verkaufsstellen in Deutschland und Ausland kam es ab den 1950er Jahren zu einem wirtschaftlichen Niedergang. Dienstleister wurden mit Porzellan statt Geld entlohnt, Löhne blieben aus. Viele Maler – darunter Heinz Pettirsch – gründeten eigene Betriebe oder wechselten zur Konkurrenz. 1949 wurde die Firma in eine OHG überführt, an der Edith Wiesner (geb. Roloff) und Ida Roloff beteiligt waren. Der Betrieb konnte sich jedoch nicht langfristig behaupten.
Vermächtnis
August Roloff war mehr als nur ein Unternehmer – er war ein Kunsthandwerker mit Gespür für historische Formen, regionale Symbolik und wirtschaftliche Herausforderungen. Die Vielzahl der Marken und Dekore, die heute noch auf Flohmärkten und in Sammlungen kursieren, zeugen vom handwerklichen Anspruch seiner Manufaktur. Sein Werk bildet ein bedeutendes Kapitel der westfälischen Porzellankunst, das heute wieder verstärkt Beachtung verdient.
Timeline
Geburt in Fürstenberg (Braunschweig)
Gründung der Porzellanmanufaktur Roloff in Münster
Erster Lehrling: Bernhard Bufé
Mitinhaber der Porzellanmanufaktur in Konstanz
Tod von August Roloff, Leitung durch Prokurist Henze
Otto Fuldauer tritt in den Betrieb ein
Zerstörung des Betriebs durch Bomben
Umwandlung in OHG – Edith & Ida Roloff
Export in 20 Länder, Aufbau in 500 Orten
Ende des Betriebs, letzte Porzellanmalerin: Ute Lieder