Theodor Schmuz Baudis

Künstler der Keramik: Theo Schmuz-Baudiss

Er war Maler aus der Schule Lindenschmidts in München und hatte sich rasch einen Namen gemacht. Zu seinen Freunden seiner Kunst zählte der feinsinnige Prinzregent Leopold von Bayern, der Bilder, später auch Keramiken von ihm erwarb. Während eines Studienaufenthaltes in Dießen am Ammersee, einer kleinen alten Pflegestätte keramischer Kultur, führte ein Zufall Schmuz Baudiss in die Töpferwerkstatt von Treffler.

Er setzte sich an die Drehscheibe und lernte mit Eifer alle Verrichtungen des Töpferhandwerks. Anfangs fertigte er Milchweitlinge und Krüger, bald auch eigenen Formen. Die technischen Mittel waren recht einfache: Das lederharte, fast trockene Gefäß wurde mit weißer Erde übergossen und die Verzierungen wurden herausgekratzt, so daß der gelbe Scherben zum Vorschein kam, um dann mit farbiger Glasur übergossen und gebrannt zu werden. Diese begußtechnik ist während er weiteren keramischen Tätigkeit unsres Künstlers sein persönliches Arbeitsfeld geblieben; sie hat viele Wandlungen erfahren und endigte schließlich bei der Unterglasur und Spritztechnik auf Hartporzellan.

Als Schmuz Baudiss in die Malerkolonie nach Dinkelsbühl in Franken übergesiedelt war, arbeitete er auch dort auf der Töpferscheibe weiter. Schließlich richtete sich der wanderlustige Kunsttöpfer in Dießen eine eigene Werkstatt ein und baute sich eine Muffel.

Auf der Münchener Kunst- und Gewerbeausstellungen erregten seine Arbeiten alllgemeine Aufmerksamkeit und wurden sofort verkauft. Die damals gegründeten Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk nahmen Schmuz Baudiss auf und schickten ihn nach Hüttensteinach in Südthüringen zur Porzellanfabrik Swaine & Co. wo selbst er seine ersten selbstständigen Versuche mit Porzellan begann.

Für die Muster und Farben der Aufglasurmalerei hatte er sich ein Studienbuch der einfachsten Feldblumen angelegt, für die Unterglasurversuche brachte er die Metalloxyde aus Mündchen mit. So reifte Schmuz Baudiss in der Tiefe des Thüringen Waldes zum richtigen Porzelliner. Die Qualität seiner Arbeiten, der Kunstwert seiner Entwürfe, sein technisches Geschick verschafften ihm schnell Ruf und Aufträge.

Im übrigen war die Zeit des Jugendstils, dem alle begeistert folgten, die sich von der gedankenlosen Nachahmung der künstlerischen Vorfahren losringen wollten. Schmuz Baudiss wuchs aus dieser Bewegung heraus mit der Einsicht, daß zügellose Formfreiheit und wildwucherndes Ornament nicht Kunst sind. Von den für die Beschickung der Pariser Weltausstellung 1900 bereitgestellten Staatsmittel fiel auch ein Teil auf die Arbeiten von Schmuz Baudiss, die durch ihre Selbstständigkeit auffielen und das Preußische Handelsministerium veranlaßten, den Künstler für die Berliner Porzellanmanufaktur zu verpflichten. Die dort reichlich vorhandenen Hilfsmittel, Materialien und Erfahrungen förderten seine weitere fachliche Entwicklung.

In Kunstfragen blieb er auch als wohlbestallter Professor ein Sucher und Stürmer. Wenn ich ihn immer richtig verstanden habe, so ist ungefähr das seine Meinung: Die künsterlische Gestaltungsfreiheit eines so sehr formbaren Materials wie Porzellan kann sich nicht im Ausdruck des Zierlichen und Zerbrechlichen erschöpfen.

Die Formgrenze jenseits welcher die grobkeramische Majolika liegt, muß durch das fachlich geschulte Materialgefühl ermittelt werden. Traditionelle Bindungen gibt es nur für Phantasiearme. Als Schmiz Baudiss zur KPM Berlin kam, herrschte dort noch jenes mit unorganischem Beiwerk beschwerte Pseudo Rokoko, das den stilistischen Ausdruck einer künstlerisch unreifen Zeit bildete.

Schmuz Baudiss beseitigte den mißverstandenen Rokoko Schnörkel, befreite Form von der Zerrissenheit des fremdkörperlichen Belag Beiwerks und baute sie materialgerecht wieder auf und kehrte zu den für Porzellan erträglichen Ausmaßen und Konturen zurück und gab den Gefäßen die ruhige klare geschlossene Form, die ihre Entstehung auf der Töpferscheibe erkennen lässt.

Er ging auf seine Art Wege, welche die besten Porzellankenner, die Chinesen und Japaner, gegangen waren, und bereicherte den Formenschatz der feinkeramischen Gefäßkunst durch neue Schöpfungen von stark persönlichen Gepräge.

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