Die sehr umfangreichen Gleisanlagen des Bahnhofs Selb Stadt erstreckten sich ehemals über eine Länge von ca. 1 090 m. Sechs Bahnhofsgleise mit Nutzlängen bis zu 283 m lagen vor dem Empfangsgebäude. Dabei lag Gleis 6 entlang einer Freiladerampe und war an seinem östlichen Ende über eine Weichenverbindung an eine Kopframpe angeschlossen. Gleis 1 lag in westlicher Richtung vom Empfangsgebäude wegführend an der Rampe der neuen Güterabfertigung.
Die originale Güterhalle wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. In seiner weiteren Fortsetzung endete Gleis 1 im Ausziehgleis des Güterbahnhofes, nun als Gleis 9 bezeichnet. Dieses Gleis 9 wurde erst 1952 zusammen mit dem Bau des Stellwerks errichtet.
Der Güterbahnhof für den Eisenbahngüterverkehr bestand aus sechs Lade-, bzw. Abstellgleisen mit bis zu 165 m Nutzlänge. Als Zusatzausrüstung waren in Gleis 10 eine Strassenrolleranlage eingebaut, von wo aus Güterwaggons hauptsächlich für die sogenannte „Papiermühle” (eine am Selbbach gelegene Papierfabrik) aufgeladen wurden. Ausserdem waren noch ein Lademass (Gleis 11), eine Gleiswaage (Gleis 14) sowie ein Überladekran (Gleis 14) vorhanden.
Eine weitere Strassenrolleranlage, im Volksmund auch „Culemeyeranlage” genannt, wurde um 1960 im Gleis 6b angelegt. Von hier aus wurden Güterwagen zur Firma Bohemia Cristall, der früheren Porzellanfabrik Krautheim, zugestellt. Diese Art der Wagenzustellung wurde in Selb als einer der letzten Strassenrollerbetriebe Deutschlands im Jahr 1995 eingestellt. Die grosse Unterstellhalle für die Kaelble-Zugmaschine des „Culemeyers” existiert heute noch oberhalb des östlichen Bahnhofkopfes und wird von einer einheimischen Speditionsfirma genutzt.
Unterhalb dieser Halle befanden sich zudem noch zwei Tanksäulen für Diesellokomotiven, die Anfang der 90er Jahre entfernt wurden. Die Weichensteuerung erfolgte bis in die 50er Jahren per Hand. Hierfür befand sich im westlichen Bahnhofskopf ein alter aufgebockter Personenwagenkasten als Aufenthaltsmöglichkeit für die Rangierer. Dieser Wagenkasten existiert heute noch auf dem Gelände des am Bahnhofsareal angesiedelten Schrotthändlers. Interessanterweise prangte bis in die 90er Jahre das Zeichen der ehemaligen Deutschen Reichsbahn mit Reichsadler an seiner Seite, ehe es der Zahn der Zeit endgültig entfernte.