Porzellanerfindung Meissen

Auf Anregung einer befreundeten Familie lässt sich Böttgers Stiefvater davon überzeugen, ihn das Apothekerhandwerk erlernen zu lassen. Daraufhin beginnt der erst vierzehnjährige Böttger im Jahr 1696 eine Lehre bei dem renommierten Berliner Apotheker Friedrich Zorn. Der junge Lehrling zeichnet sich durch Fleiß, Wissbegier und seltene Talente aus. Vor allem sein lebendiger Sinn für Chemie sticht hervor. Wie viele seiner Zeitgenossen erliegt auch Böttger dem verhängnisvollen Traum von der Goldherstellung. Anstatt sich mit Pharmazie und Chemie zu beschäftigen, interessiert den jungen Lehrling vor allem die Alchemie, die Lehre von der Herstellung des Steins der Weisen oder „Lapis Philosophorum“. Mit dieser Substanz hoffte man, unedles Metall in Gold verwandeln zu können. Außerdem sollte sie ihrem Besitzer ewige Jugend schenken. Angetan ist Böttger vor allem von dem Benediktinermönch Basilius Valentinus – er soll den Stein besessen haben.

In dessen Schriften findet Böttger eine Anleitung zur Herstellung des Wundermittels und folgt ihr. Heimlich schleicht er sich nachts in das Apothekenlabor, um zu experimentieren und die Geister der Alchemie zu beschwören – natürlich erfolglos. Friedrich Zorn, sein Lehrmeister, findet wenig Gefallen an den neuen Interessen und Aktivitäten seines Zöglings. Noch während seiner Lehrzeit bei Zorn trifft Böttger auf zwei Männer, die seinen Lebensweg prägen sollen. Einer davon ist der erfahrene Chemiker Johann Kunckel von Löwenstjern, ein Anhänger der „transmutationmetallorum“, der Verwandelbarkeit von Metallen.

Der andere ist ein geheimnisumwobener griechischer Mönch, mit dem Namen Lascaris. Er ist auf der Suche nach Alchemisten. In Berlin wird er in Zorns Apotheke fündig. Der mysteriöse Grieche weiht Böttger, so erzählt man sich, in die Geheimnisse des Goldmachens ein und schenkt ihm zum Abschied eine kleine Probe des Steins der Weisen, sowie die Rezeptur zu seiner Herstellung. Lehrmeister Zorn steht der Goldmacherei nach wie vor kritisch gegenüber und fordert von Böttger ein öffentliches Experiment. Böttger kommt der Bitte nach und verwandelt, so die Legende, im Oktober 1701 unter Zeugen 15 silberne Zweigroschenstücke in Gold. Ob es sich dabei um Selbsttäuschung oder um gelungenen Betrug handelt, bleibt offen – Eine echte „transmutatio metallorum“ war es mit Sicherheit nicht, da die Herstellung von Gold aus unedlen Metallen erst durch die Entdeckung der Kernspaltung im 20. Jahrhundert möglich wurde.

Die Neuigkeit, dass ein Apothekerlehrling in Berlin das Geheimnis des Steins der Weisen kennt, verbreitet sich rasch. Auch der frischgebackene und von Finanzsorgen geplagte König in Preußen, Friedrich I., erfährt davon. Seine Krönungsfeier hatte sechs Millionen Taler verschlungen. Jetzt braucht er Geld – also Böttger. Er bestellt ihn zu sich an den Hof. Als Böttger nicht freiwillig erscheint, setzt er eine Belohnung von 1.000 Talern für dessen Ergreifung aus. In der Nacht des 29. Oktobers 1701 flieht Böttger, in einem Planwagen versteckt, nach Wittenberg in Sachsen, kurz hinter der preußischen Grenze.

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