Johann Friedrich Böttger (1682-1719)

Beginn der keramischen Experimente

In Dresden wird ihm ein Laboratorium zur Verfügung gestellt. Zwei Männer werden ihm zur Seite gestellt: der Gelehrte Ehrenfried Walther von Tschirnhaus und der Bergbaubeamte Gottfried Pabst von Ohain. Sie sollen Augusts Goldmacher unterstützen und beaufsichtigen. Der vielseitig interessierte Wissenschaftler Tschirnhaus befasst sich schon seit Jahren mit der Entschlüsslung eines anderen Geheimnisses der Porzellanherstellung. Endlich will er dem Technologievorsprung der Chinesen ein Ende bereiten und August das „Weiße Gold“ machen. Doch bisher sind seine Bemühungen erfolglos. Unter Tschirnhaus’ Einfluss beginnt Böttger mit keramischen Experimenten. Doch noch immer steht das Gold an erster Stelle. Kriegsunruhen veranlassen August, seinen „Goldjungen“ in Sicherheit zubringen.

Im Herbst 1705 lässt er ihn zunächst auf die Albrechtsburg in Meißen befördern. Im Mai 1706 gelingt dort Tschirnhaus, Böttger und Pabst von Ohain die Herstellung einer rotbraunen Keramik, heute bekannt als „Böttgersteinzeug“ – eine wichtige Vorstufe auf dem Weg zum Porzellan. Allerdings währt die Arbeitsphase auf der Albrechtsburg nur kurz, der Kriegsgegner Schweden nähert sich unaufhaltsam der kursächsischen Grenze. Im September 1706 wird Böttger sicherheitshalber auf die Festung Königstein verbracht. Niemand darf wissen, wer der geheimnisvolle Gefangene ist. Auf Königstein wird er nur als der „Herr mit den drey Dienern“ bezeichnet. Aus Gründen des Brandschutzes muss Böttger auf der Festung seine Goldversuche einstellen. Zum Glück für ihn, denn er weiß nicht mehr weiter und sieht sich dem Galgen immer näher. In der Verzwei- flung ist Tschirnhaus sein Retter. Während eines Besuches des Gelehrten auf der Festung beschließen die beiden, August den Starken für die Porzellanherstellung zu begeistern.

Der Coup gelingt, was Böttgers Rettung ist. Nach einem Jahr Festungshaft in Königstein kehrt er am 23. September 1707 nach Dresden zurück. Schon vor seiner Ankunft werden Gewölbe unterhalb des Lustschlösschens auf der Jungfernbastei hergerichtet. Bei dem Versuch, Porzellan herzustellen, wird Böttger von Pabst von Ohain unterstützt. Der Metallurge, Bergwerks- und Hüttenfachmann stellt Materialen und Gerätschaften bereit. Wieder vereint, machen sich Böttger und Tschirnhaus ans Werk. Gottfried Pabst von Ohain und mit ihm mehrere Freiberger Berg- und Hütten- spezialisten steuern ihr Wissen bei. In nur zwei Monaten gelingt dem Team das scheinbar Unmögliche. Zum Jahresende 1707 präsentieren sie dem sächsischen Kurfürsten Porzellan. Der erste Beleg für das europäische Porzellan datiert vom 15. Januar 1708. Es ist ein schlichter Zettel, auf dem ein Mitarbeiter von Tschirnhaus und Böttger die richtigen Mischungsverhältnisse der Porzellan-Zutaten festhielt. August ist begeistert. Sein Ziel, die erste europäische Porzellanmanufaktur zu eröffnen, scheint zum Greifen nahe. Er lässt die Sicherheitsmaßnahmen verstärken.

Sieben Oberoffiziere, fünf Sergeanten, zwölf Korporale, ein Tambour und neunzig Soldaten bewachen ab jetzt Böttger und die Jungfernbastei. Noch während der Vervollkommnung des Herstellungsprozesses im Jahr 1708 verstirbt Tschirnhaus. Der Todesfall trifft Böttger hart. Er verliert nicht nur einen Mentor, sondern auch einen Freund und Helfer. In seinen letzten Lebensjahren arbeitet Böttger als Administrator in der 1710 gegründeten Meißner Porzellanmanufaktur. Die keramischen Arbeiten, vor allem die Verbesserung der technologischen Umsetzung, nehmen Böttger voll in Anspruch. Am 19. April 1714 ist es endlich soweit: Böttger wird nach fast dreizehn- jähriger Haft wieder in die Freiheit entlassen. Allerdings ist es ihm untersagt, das Land zu verlassen und die Rezeptur des „Weißen Porzellan“ zu verraten.

Vom Traum, den „Stein der Weisen“ herzustellen, haben sich Böttger und August der Starke noch immer nicht gelöst. Ein neuer Vertrag zur Herstellung des Steins der Weisen wird geschlossen und Böttger verspricht, das Goldelixier noch bis Januar 1719 herzustellen. Doch kommt er nicht mehr dazu, sein Versprechen – ernst gemeint oder nicht – einzulösen. Böttger ist geschwächt, sein Körper durch jahrelanges Hantieren am Brennofen und ständigem Umgang mit gefährlichen Chemikalien, wie Quecksilber und Arsen, chronisch vergiftet. Im Alter von erst 37 Jahren stirbt Johann Friedrich Böttger am 13. März 1719. Mit Sicherheit ist er nicht der alleinige Erfinder des europäischen Porzellans. Allerdings ist es fraglich, ob die geniale Tat ohne die Hilfe des findigen Experimentators Böttger gelungen wäre.

porzellanselb

Zwei Webseiten verschmelzen zu einer Seite über das weiße Gold