Porzellanfabrik Christop Krautheim

Johann Christop Krautheim kommt am 5. November 1854 als Sohn des Maurers und Steinhauers Johann Wolfgang Krautheim und seiner Ehefrau Christianna Maria, geborene Möckel, in Selb zur Welt. Er wächst mit mehreren Geschwistern heran. Christioph ist noch keine zwei Jahre alt, als der verheerende Stadtbrand vom 18.März 1956 nahezu die gesamte Stadt Selb in Schutt und Asche legt und vermutlich auch seine Familie betrifft. Christoph besucht vom 1.Mai 1861 bis zum 1.Mai 1868 die Werktagsschule in Selb und anschliessend die Sonntagsschule. Schon in der Schule zeigt sich sein Interesse für das Malen und Zeichnen.

Mit vierzehn Jahren, Christoph ist gerade konfirmiert worden, gibt ihn sein Vater in die Malerlehre bei der Porzellanfabrik Zeidler & Cie. in Plössberg, die ein Jahr zuvor, nämlich 1867, ihren Betrieb aufgenommen hatte. Seine Lehrzeit dauert, wie zu der damaligen Zeit üblich, sechs Jahre, dann ruft ihn das Militär. Am 11.November 1874 wird er zum 7. Infantrieregiment nach Bayreuth eingezogen, wo er nach zwei Jahren zur Disposition beurlaubt wird. Nach Selb zurück gekehrt, findet er in der Porzellanmalerei von Max Jena eine Anstellung als Obermaler. Dieser Firma bleibt er schnell und gewandt arbeitende Porzellanmaler Christoph Krautheim, der sich durch seine Fähigkeiten bald grosses Ansehen erwerben konnte, bis 1883 verbunden.

Am 8.Mai nimmt Christop Krautheim Henriette Anna Hermine Adelberg (13.5.1854-29.6.1902) zur Frau, die mit ihrer Familie von Zell bei Münchberg nach Selb gekommen war. Sie ist die Tochter des aus Arnstadt im Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen gebürtigen evangelischen Pfarrers Dr. phil. Hermann Günther Adelberg (19.7.1822-4.2.1894) und seiner Gattin Friederike Cäcilie Clementine, geborene Krüger die dieser vor 1850 ehelichte. Aus dieser Ehe gingen sechs Kinder hervor, darunter Hermine und ihr vier Jahre älterer Bruder Richard. Günther Adelberg war nach wechselvollem Berufsweg seit dem 1.Mai 1875 im Dienst der Ev.-luth. Kirche als Pfarrer in Zell tätig. Nach dem Tode seiner Frau, 1879 bewarb er sich 1881 auf die 1. Pfarrstelle in Selb, die ihm per königlicher Entschließung vom 29.Oktober 1881 übertragen wird. Bis zu seinem Tode 1894 steht er im Dienst dieser Gemeinde. Trauzeugen der Eheschliessung zwischen Hermine und Christoph Krautheim sind Hermines Bruder Richard Adelberg und Lorenz Krautheim.

Die Gründung der Porzellanmalerei

1864 ist der überwiegende Teil der arbeitenden Selber Bevölkerung in der aufstrebenden Porzellanindustrie dieser Stadt beschäftigt. Als erster gründete Lorenz Hutschenreuther 1857 hier seine Porzellanfabrik. Im Sommer 1866 hatte sich ein Konsortium Selber Bürger, darunter der Rotgerbermeister Jacob Zeidler, mit dem Ziel zusammen geschlossen, eine Porzellanfabrik zu erbauen. Diese nahm unter den Namen Zeidler & Cie. in Selb-Plössberg 1867 ihren Betrieb auf. Des Weiteren entstanden bedeutende Porzellanmalereien, die bald zu Porzellanfabriken ausgebaut werden konnten, wie die 1868 und 1879 gegründeten Porzellanmalereien von Joseph Rieber in Selb und von Philipp Rosenthal in Erkersreuth.

Auch Christoph Krautheim sieht seine Zukunft nicht als Angestellter, sondern als Inhaber eines eigenen Unternehmens. Seine grosse Sparsamkeit legt den Grundstock für die künftige Firmengründung. Vielleicht ist es die Aussicht auf die Mitgift seiner Frau, die ihm den Schritt in die Selbstständigkeit erleichtert. Weihnachten 1883 findet die Verlobung mit Hermine Adelberg statt. Ebenfalls 1883, vermutlich zum Ende des Jahres, verlässt Christoph Krautheim die Porzellanmalerei Jena. Am 8.Mai 1884, dem Tag der Eheschliessung, übersiedelt Christoph Krautheim mit seiner Ehefrau nach Nürnberg. Die Gründe für den Standort Nürnberg, den Christoph Krautheim für seine Porzellanmalerei wählte, sind nicht bekannt, doch ist zu vermuten, dass der Rat des im benachbarten Erlangen tätigen und kaufmännischen erfahrenen Schwagers Richard Adelberg eine nicht unbedeutende Rolle spielte.

Durch die Eisenbahn mit den Lieferanten des Weißporzellans verbunden, weckte möglicherweise die Grösse und die Bevölkerungsdichte Nürnbergs in Christoph Krautheim die Erwartung auf eine kaufkräftige Kundschaft. In der Schlotfegerstrasse findet er die geeigneten Räumlichkeiten für seine Porzellanmalerei, die er mit einer kleinen deutschen Muffel ausstattet. Er beschäftigt zwei Lehrlinge, die ihm bei der Arbeit zur Seite stehen. Doch die Erwartungen des jungen Unternehmers erfüllen sich trotz Fleiß, Langmut und Aufbauwillen nicht. Für die Weiterentwicklung des Betriebes erweist sich die Entfernung zu den Weißgeschirr Lieferanten als zu gross. Es ist anzunehmen, dass es nicht nur die zusätzlichen Transport- und Verpackungskosten sind, die sich als Hemmnis erweisen.

Auch hinsichtlich des Einkaufs der Weißware werden die nahe der Porzellanfabriken gelegenen Malereien Standortvorteile haben, die den Gewinn erhöhen. Schliesslich könnten die Betriebe sicherlich eher von bestehenden Kontakten zwischen den Händlern und Fabriken profitieren. Im August 1885 beschliesst Christoph Krautheim, nach Selb zurück zukehren und trotz dieses Rückschlages noch einmal von vorn anzufangen. Er übernimmt das väterliche Wohnhaus in der Gartenstrasse und baut an das bestehende Gebäude eine zweistöckige Porzellanmalerei mit einer Schmelzmuffel und stellt, Zeichen eines vorsichtigen Optimismus, einen weiteren Maler zu seiner Unterstützung ein.

Krautheim & Adelberg

Das Können und kaufmännische Geschick des jungen Unternehmers Christoph Krautheim setzt sich binnen kurzem gegen die bestehende Konkurrenz durch. Die Porzellanmalerei Krautheim befindet sich auf Erfolgskurs. Christoph Krautheim bezieht seine Weißware, genauer das Tafelgeschirr von der Porzellanfabrik Hutschenreuther. Kaffeegeschirr wird z.B. bei Jakob Zeidler in Plössberg oder bei Jäger, Werner & CO. in Selb angekauft. In der Porzellanmalerei findet dann eine Nachsortierung des Porzellans statt, das schliesslich, den einzelnen Qualitäten und damit Preissegmenten entsprechend, mehr oder weniger aufwändig dekoriert wird.

Zum 1.Februar 1888 nimmt Christoph Krautheim seinen Schwager Richard Adelberg als Teilhaber in die Firma auf. Der Firmenname der nunmehrigen offenen Handelsgesellschaft wird geändert und lautet nun Krautheim & Adelberg. Ein Jahr später, zum 1.Januar 1889, erfolgt die Eintragung in das Gesellschaftsregister des königl. Landgerichts Hof. Die Aufgabenverteilung wird ebenfalls vertraglich geregelt. Christoph Krautheim übernimmt demnach die technische, Richard Adelberg die kaufmännische Leitung. Beide versprechen dem Geschäfte seine ganze Kraft zu widmen und (sich) in Gesellschaftsangelegenheiten (mit) Fleiß, Sorgfalt und Ausdauer zu beteiligen. Hinsichtlich der Gewinnausschüttung und der Gehaltszahlungen werden beide Partner gleichberechtigt behandelt. Schon 1890, der Betrieb beschäftigt inzwischen 10 Porzellanmaler und 6 Druckerinnen, erweisen sich die Räumlichkeiten als zu klein. Christoph Krautheim erwirbt das benachbarte Haus, das seinem Bruder gehört. 1892 errichten die Betreiber der Porzellanmalerei ein dreistöckiges Gebäude, das mit sechs deutschen Muffeln ausgestattet ist und die Abteilungen Malerei und Druckerei beherbergt.

Die Palette der zu dekorierenden Porzellanartikel umfasst weiterhin Tassen, Speise- und Kaffeeservice. Doch die Firmeninhaber planen weiter und beginnen, eigene Serviceformen zu entwickeln zu lassen, die im Folgenden durch verschiedene Porzellanfabriken produziert werden. Die Qualität der Produkte und nicht zuletzt das erfolgreiche kaufmännische Bemühen Richards Adelberg festigen den Ruf der Porzellanmalerei, die in den 90er Jahren zur bedeutendsten Deutschlands avanciert. Der Erfolg spiegelt sich nicht nur in dem Ehrentitel Königl. Bayer. Hoflieferant, sondern auch in der weiteren Bautätigkeit. 1897 steht ein zweites angrenzendes Grundstück, das des Gerbermeisters Ludwig, zum Verkauf und wird von den Inhabern der Porzellanmalerei Krautheim & Adelberg erworben. 1904 werden die Malerei und Druckerei mit Hilfe eines neu errichteten Gebäudes nochmals erweitert, weitere Räumlichkeiten beherbergen die Packerei und Lager. 1911, das Unternehmen beschäftigt inzwischen 100 Mitarbeiter, errichtet man schliesslich das Haus Nr. 34, indem nun auch neue Kontorräume bezogen werden.

1902 stirbt Hermine Krautheim in Selb und ihr Bruder Richard folgt ihr am 20.November 1905 in Altenburg. Der Gesellschaftsvertrag von 1894 sah vor, dass nach dem Ableben eines der beiden Teilhaber nur dessen Ehefrau und den ehelichen, männlichen Leibeserben nach Erreichen der Grossjährigkeit das Recht zugebilligt wird, an die Stelle des Verstorbenen zu treten. Richard Adelberg verstirbt vermutlich unverheiratet und ohne Nachkommen, denn sein Erbe geht mit allen Aktiven und Passiven an den Mitinhaber Christoph Krautheim über. Dieser führt das Unternehmen nun in alleiniger Verantwortung weiter und bleibt vorerst deren alleiniger Gesellschafter.

Die Errichtung der Porzellanfabrik

Mit zunehmender Grösse des Betriebes wird die Beschaffung der Weißware schwieriger. Die Fabriken dekorieren ihr Porzellan in immer grösseren Umfang selbst, wodurch die Porzellanmalereien immer grösseren Konkurrenzdruck standhalten müssen. Zugleich wird immer weniger Überschuss der Weißware produziert, was zu Engpässen bei der Belieferung der Porzellanmalereien führen kann. Für die Porzellanmanufaktur Krautheim & Adelberg zeigt sich das schwindende Interesse auch an dem zum Teil schleppenden Verlauf der Porzellanlieferungen. Schliesslich folgt auch diese Porzellanmalerei dem Beispiel anderer: Christoph Krautheim wandelt sein Unternehmen in eine Porzellanfabrik um.

1911 erwirbt Christoph Krautheim von der Witwe Zapf ein zehn Tagwerk grosses Gelände an der Schönwalder Strasse. Anfang Mai 1912 wird der Grundstein zum Bau eines neuen Fabrikgebäudes und damit auch zur Errichtung einer Massemühle und drei Rundöfen zur Porzellanherstellung gelegt. Am 1.Dezember 1912 verlässt das Porzellan des ersten Brandes die Öfen. Die Ware zeigt ein Porzellan von höchster Qualität, mit grosser Transparenz des Scherbens und strahlender Brillanz der Glasur. Der zweite Bauabschnitt gilt der Errichtung eines Malereigebäudes, dessen Bau im März 1913 beginnt. Bereits im Juni kann die Abteilung von der Gartenstrasse in das neue Gebäude umziehen. Die Gebäude in der Gartenstrasse lässt Christoph Krautheim zu Wohnungen umbauen, er selbst bezieht mit seiner Familie das Haus Nr. 34.

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