Königstraum und Massenware 2010

Jahrhundertausstellung Porzellanikon Selb/Hohenberg

Davon profitieren wir unwahrscheinlich“, sagt Pressesprecherin Gabi Dewald. Dank dieser Kontakte wird dann auch schon mal das Unmögliche möglich. So in der vorigen Woche, als drei Mitarbeiter des Museums unterwegs ins französische Sèvres waren, um Ausstellungsstücke abzuholen. Während sie Paris fast erreicht hatten, kam in Selb ein Fax mit der Mitteilung an, dass aus Versicherungsgründen nun doch nichts ausgeliehen werden könne. „Bei uns herrschte natürlich riesige Aufregung“, erzählt Gabi Dewald, handelt es sich bei den Stücken doch um das berühmte Medici-Porzellan und Teller aus dem Privatbesitz von Kaiser Napoleon.

Direktor Siemen rief daraufhin seinen Kollegen im Museum in Sèvres an und erreichte nach einigem Hin und Her, dass die kostbaren Teile nun doch nach Ober- franken kommen. In der Jahrhundert-Ausstellung werden sie zu den Glanzstücken gehören. „Das Unmögliche möglich machen“ – dies gilt auch für einige weitere Porzellane, die teilweise erstmals auf Reisen gingen, so ein eierschalendünnes Gefäß aus dem Museum im italienischen Faenza, das Service der russischen Zarin Katharina und die äußerst filigranen, 1745 entstandenen „Kämpfenden Harlekine“ aus Privatbesitz. Es sind die Highlights des europäischen Porzellans, die in diesem Sommer in Selb und Hohenberg zu sehen sein werden. Für die Fachwelt wird ein Besuch der Ausstellung deshalb genauso ein Muss sein wie für Porzellansammler und die vielen Porzelliner in der Region, die sehen können, welche Kostbarkeiten in anderen Fabriken und Manufakturen entstanden sind.

Eher unter der Rubrik „Kuriositäten“ sind die große Turmuhr einzuordnen, die 1936 in Selb hergestellt wurde, das Reiseklo der österreichischen Kaiserin Sisi und ein Telefon aus Frankreich, das überwiegend aus Porzellan besteht. Auch die Porzellanblumen aus dem „Palast der Republik“ der DDR gehören dazu. Damit bis zur offiziellen Eröffnung am 24. April alles fertig wird, arbeiten die Mitarbeiter zurzeit bis weit in die Nacht und auch am Wochenende. „Es ist Großkampf angesagt“, erzählt Direktor Wilhelm Siemen. „Wir gehen an die Grenzen dessen, was möglich ist.“ Trotz der unwahrscheinlichen Belastung sei die Stimmung unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gut: „Alle sagen, das müssen wir hinkriegen.“ Offiziell wird die Ausstellung am 24. April eröffnet, unter anderem mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer und zahlreichen hochrangigen Gästen.

Ab Sonntag, 25. April, ist sie für alle Besucher offen. Auf einer Fläche von 3500 Quadratmetern sehen sie die Geschichte des europäischen Porzellans von seiner Nacherfindung vor 300 Jahren bis heute. Hochschulen zeigen, wie und wo Porzellan in der Zukunft verwendet werden könnte. Wer sich fundiert informieren will, kann an einer der zahlreichen Führungen teilnehmen. Dabei bieten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums verschiedenste Themen an, auch für Kinder und Senioren. Sogar für Gartenfreunde gibt es spezielle Termine: So kann man sich über Naturdarstellungen in der Ausstellung ebenso informieren wie über den Garten in Hohenberg an der Eger, den Carolus Magnus Hutschenreuther, der Begründer der nordbayerischen Porzellanindustrie, angelegt hat, um seinen Arbeitern zu zeigen, wie man Obst und Gemüse für den eigenen Bedarf selbst anbauen kann. Eine weitere Natur- führung stellt gartenbaulich interessante Dörfer des Fichtelgebirges vor. Und wer es einmal den berühmten Porzellanmalern nachtun und ein Stück selbst bemalen will, kann dies unter kundiger Anleitung einmal probieren. Weitere Informationen über die Ausstellung im Internet unter www.koenigstraumundmassenware.org.

porzellanselb

Zwei Webseiten verschmelzen zu einer Seite über das weiße Gold