Porzellan Service Designer

1961 begann Wolf Karnagel dann sein Studium für industrielle Formgebung an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Nach dem Abschluss dieses Studiums im Jahre 1965 war er für weitere vier Semester Meisterschüler bei Professor Bodo Kampmann in Braunschweig. Vom Frühjahr 1967 bis Ende des Jahres 1969 war Wolf Karnagel künstlerischer Mitarbeiter und Entwerfer bei der Staatlichen Porzellanmanufaktur Berlin (KPM).

Seit Anfang 1970 war er selbstständig und für mehrere namhafte Firmen tätig. In relativ kurzer Zeit entwarf er für die Rosenthal Studio Linie das neue Programm „plus“ – eine Tischausstattung aus Porzellan, Porzellan Service, Glas, Besteck und Keramik und Flammfest. Und hier manifestieren sich am besten die schöpferischen Qualitäten des Entwerfers Wolf Karnagel: Freude am Experiment, Spontaneität und Frische der Idee und ein differenziertes Formempfinden.

Allain Le Foll

Der Traumhaften Pflanzenwelt der Dekore von Alain Le Foll haftete etwas Geheimnisvolles Märchenhaftes an, das auf ganz eigenartige Weise fasziniert. Diese Blumengedichte – in fünf verschiedenen Goldtönen auf das Porzellan aufgetragen – zeugten von der überschwenglichen Liebe zur Farbe, die bei allen Arbeiten dieses Künstlers zum Ausdruck gekommen ist, der in poesievoller Erfindungsgabe immer wieder neue Traumlandschaften aus Riesenblüten kreiert.

Richard Latham

Richard Latham war Schüler von Mies van der Rohe und zählte zu den führenden Designern Amerikas. Nach dem Studium sammelte er seine ersten praktischen Erfahrungen als Entwerfer bei Montgomery Ward, dem grössten Kaufhaus der Welt. Danach gründete er ein eigenes Forschungs- und Entwicklungsinstitut. 11 Jahre lang arbeitete er im Design Büro des Grossmeisters des amerikanischen Designs, Raymond Loewy. Hier entwarf er auch zusammen mit Raymond Loewy das Porzellan Service Form 2000 für die Rosenthal Studio Linie.

Mit dieser Form wurde die Rosenthal Studio Linie gegründet. Kritiker bezeichneten die Form 2000 schon damals als das klassische Porzellan Service des 20. Jahrhunderts. Richard Latham arbeitete als Partner der Industrie Design Firma Latham, Tyler und Jensen in Chicago. Das Porzellan Service Form 2000 wurde bewusst so gestaltet, dass es keinen Mode- und Geschmacksbindungen unterworfen ist. Allein die Funktion bestimmt die Form. Der Verzicht auf Ornamentik gibt diesem Porzellan ein zeitloses Gepräge und zeigt schon heute eine mögliche Klassik der Formgestaltung auf.

Theo Baumann

Hans Theo Baumann war der kühlste unter den Entwerfern der Rosenthal Studio Linie. Er entstammt einer alten Glasmaler Familie und studierte Innenarchitektur und Malerei. Nach dem Studium entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit mit Professor Eiermann auf den Gebieten der Glasmalerei und des Designs. Hans Theo Baumann reizt das Spiel mit neuem Materialien: „Er entwarf Kunststoffartikel, Gläser, Lampen, Sitzmöbel, Porzellan Service und grosse Wandreliefs – für Rosenthal die Tischausstattung Berlin.

Das Porzellanservice Berlin besticht besonders durch seine einfache, fast architektonisch strenge Form – eine selten erreichte Klarheit der Linienführung. Das Porzellan Service Berlin ist eine Form von kühler Schönheit, die aber bei aller Schlichtheit doch elegant und anmutig wirkt. Hohe Zweckmässigkeit dominiert über jedes Zugeständnis an modische Attitüde.

Walter Gropius

Professor Walter Gropius war eine der grossen historischen Persönlichkeiten des 21 Jahrhunderts. Die gesamte Umweltgestaltung dieses Zeitabschnitts wurde wohl von keinen so entscheidend beeinflusst, wie von diesem grossen Architekten und Lehrer. Gropius begann seine Ausstrahlung als er im Jahr 1919 das Bauhaus in Weimar gründete und leitete. Hier wirkte er jahrelang als der grosse Erzieher unserer Zeit. Architektur und alle Bereiche der Formgebung erhielten durch ihn und das Bauhaus entscheidende Impulse.

Im Bauhaus wurde nach Jahrzehnten der formalen Unsicherheit eine heilsame Bereinigung und Neuorientierung vollzogen, die bis heute ohne Beispiel ist und ihre Gültigkeit bisher nicht verloren hat. Die Zusammenarbeit zwischen Professor Gropius und Rosenthal begann damit, dass er für Rosenthal eine neue Porzellanfabrik und ein Glaswerk entwickelte. Es waren die beiden ersten Industriebauten, die er seit dem Bau der inzwischen historischen Fagus-Werke in Deutschland ausführte.

Der Entwurf des Teeservices TAC 1 war die Krönung dieser Zusammenarbeit – und gleichzeitig ein neuer Höhepunkt in der Geschichte der Rosenthal Studio Linie. Hier dokumentiert sich noch einmal seine Arbeitsweise: In guter Bauhaus Tradition ist jedes Detail dieses Porzellan Services aus einer Funktion-Überlegung entstanden.

Das Teeservice TAC 1 ist das formal ungewöhnlichste Porzellan in der Rosenthal Studio Linie. Prof. Walter Gropius führte zusammen mit Louis McMillen, einem führenden Mitglied seines Architekten Teams „The Architects Collaborative“ eine ganze Reihe von Funktionstests durch, bevor sie beide gemeinsam diese neue, überraschende Form entwarfen. TAC 1 ist eine unkonventionelle Form.

Und dennoch baut sie sich auf der weitbauchigen Form der traditionellen Teeschale auf – ein Formprinzip, das bei Kanne, Gießer und Zuckerdose umgekehrt erscheint. Der Bügel auf dem Deckel der Kanne ist nicht nur ein reizvolles formales Detail – er ist aus der Beobachtung entstanden, dass die meisten Frauen trotz einer Deckelsicherung beim Gießen den Deckel noch zusätzlich festhalten.

Ambrogio Pozzi

Ambrogio Pozzi ist Entwerfer und Produzent in einer Person: in Gallarate, nahe Mailand, betreibt er gemeinsam mit seinem Bruder eine Keramikfabrik, für die er alle Kollektionen selbst entwirft. Die Pozzi Kollektionen sind wegen ihrer immer wieder überraschenden Originalität und beispielhaften Stilistik Keramikfreunden in aller Welt ein Begriff. Nach dem Abitur und einem sechsmonatigen Studium der Keramik in Faenza/Italien besuchte Ambrogio Pozzi die Universität, wo er 1958 zum Doktor der Chemie promovierte. Anschliessend setzte er sein Keramik Studium in Faenza fort und erhielt das Diplom eines Keramikers. Seither hat er für seine Arbeiten viele Preise und Auszeichnungen erhalten wie kaum ein anderer so junger Designer.

Auch die Arbeitsweise von Ambrogio Pozzi ist bemerkenswert: fast ununterbrochen, bei Reisen, bei Gesprächen, beim Essen, skizziert er Ideen. Seine Unterlagen: Zigaretten und Zündholzschachteln, Papierservietten, Fahrscheine, Unterwegs verliert er vieles. Was übrig bleibt, sammelt seine Frau zusammen. Aus dem gefundenen Rest werden Entwürfe, die Pozzi sehr genau nach ästhetischen und funktionellen Gesichtspunkten untersucht. Dabei spielt die Idee des Mehrzweckproduktes eine dominierende Rolle. Nach dem endgültigen Entwurf auf dem Papier entsteht die erste Form, die Pozzi oft wochenlang in seinem Arbeitsraum vor Augen hat, die er korrigiert, verwirft oder bejaht.

Die Form Duo für die Rosenthal Studio Linie war seine erste Arbeit in Porzellan. Und auch bei diesem Entwurf verließ Pozzi der Erfolg nicht: er erhielt für Duo den grossen Preis der Keramik Ausstellung 1968 in Faenza. Das Porzellan Service Duo setzt sich in seiner formalen Gestaltung nur aus dem beiden geometrischen Grundelementen Zylinder und Halbkugel zusammen. Duo ist eine Form, die modern ist im besten Sinne: schlicht, ohne überflüssigen Ziert, aber ausdrucksvoll in der Wirkung – eine Form wie geschaffen für farbige nuancierte Dekore.

porzellanselb

Zwei Webseiten verschmelzen zu einer Seite über das weiße Gold