Ganz abgesehen ist hier vom rein Verkaufsmässigen in der Ausstellung, denn hier will sich in beruhigender Sammlung gleichsam der hohe Wert des Selber Porzellans, seine so überraschend hohe und gleichmässige Qualität und die Vielheit des Selber Porzellans dokumentieren. Mit einer Liebe und einem Verständnis für das ihm Anvertraute ist der Anreger und künstlerische Leiter der Ausstellung, Architekt Prof. Fritz Klee, der Direktor der Staatlichen Fachschule, zuwege gegangen, die des Lobes nicht bedarf, denn selbst aus den hier gezeigten Bildern wird die Einzigartigkeit dieser Leistung überzeugend deutlich.
Das Städtchen Selb besitzt, weil es ja erst 1856 fast völlig niedergebrannt ist, keinerlei historisch interessante und architektionisch überragende Bäulichkeiten. Nach dem Brand ist es zwar schnell, aber doch nur ärmlich nüchtern wieder emporgewachsen. Aus Anlass des Festes, das die Ausstellung ihr bedeutet, hat sich diese vorher so graue Stadt nun bunt, froh und heiter in klare, kräftige Farben gekleidet; fast jedes Haus auf dem Weg zur Ausstellung, das nicht in überraschend lebensfroher Weise seine Aussenseite erneuert hat. Das ist der Auftakt gleichsam für den Besucher der Ausstellung. Ist er dann hinter den letzten Häusern des Städtchens dem Ausstellungsgebäude nahe gekommen, so nimmt ihn erst einmal ein Zelt auf, in dem die Selber Maschinenfabriken, die sich ganz oder doch fast ausschlieslich dem Bau von Maschinen für die Porzellanindustrie widmen; Gebr. Netzsch und Heinrich Zeidler, interessante Neuerungen auf fabrikationstechnischem Gebiet zeigen, die hier aber natürlich keine eingehende Wirkung finden können.
Erst dann betritt der Besucher das Hauptgebäude und beginnt den Rundgang im Kellergeschoss, wo er neben einer Ausstellung der Rohstoffe, die zur Porzellanherstellung notwendig sind, die Fabrikationslehrräume der Fachschule findet, die ihm eine klare und aufschlussreiche Anschauung des so komplizierten Fabrikationsganges des Porzellans vermitteln. Er sieht neben der Masseaufbereitungsanlage die Dreherei und Formerei der Schule und deren Öfen. Die Schulsammlung, durch die ihn dann der Rundgang führt, zeigt ihm ausserordentlich interessant und instruktiv die zahlreichen Fehlerquellen, mit denen immer wieder von neuem die Porzellanherstellung zu kämpfen hat, seien die Fehler in der Formgebung oder Fehler der Materialzusammensetzung oder der Brandführung oder dergl. mehr.
Auch die anderen Schulsammlungen, die der Ausstellung eingegliedert sind, sind ausserordentlich interessant. So findet sich eine Zusammenstellung der hauptsächlichsten Formmodelle, die in der Schule selbst geschaffen wurden. Sie sind nach den Jahren der Entstehung geordnet und geben so ein gestreutes, sonst selten zu sehendes Beispiel der Stil- und Formentwicklung der letzten eineinhalb Jahrzehnte. Ausserdem findet der Besucher eine Sammlung alter Selber Porzellane vor allem Dingen der Fabriken Lorenz Hutschenreuther und Ph. Rosenthal & CO. A-G. wie auch der Porzellanfabrik Krautheim & Adelberg von den ersten Anfängen dieser Firmen an bis zur jüngsten vergangener Zeit.