Porzellanindustrie Kronach

Die Edelstein A.-G. verfügt heute über sechs Brennöfen; die Belegschaft von mehr als 600 Mitarbeiter fertigt Gebrauchsgeschirre, welche sich in wenigen Jahren den deutschen Markt eroberten und einen erfolgreichen Zug in die Welt angetreten haben. In der Hauptsache werden als Marke feine Tafel-, Kaffee-, Tee-, Mokka-, Kinderser- vice, Vasen, Ziervasen und sonstige Gebrauchsgegenstände hergestellt für alle Länder der Erde, in Form und Schmuck dem Geschmack der Bewohner Rechnung tragend. Eine Besonderheit sind die Platzteller, die in Amerika die grosse Mode bilden. Jeder Teller ist von anderen verschieden, da zwei gleiche Teller nicht auf einer Tafel erscheinen dürfen. Der Versand nach Amerika ist sehr gross, nicht geringer aber auch der nach den übrigen Weltteilen.

Im Jahre 1884 wurde mit zwei kleinen Brennöfen der Betrieb der Porzellanfabrik Gebrüder Kühnlenz am Ufer des Kronachflusses begonnen. Zehn lange Jahre fertigte die Firma aus sogenannten Biskuitporzellan Puppenköpfe, grosse und kleine, mit hellen blauen Augen, mit festen Haaren und roten Backen. Als die Porzellanpup- penköpfe aus der Mode kamen, verstanden es die Gebrüder Kühnlenz glänzend, statt sich verdrängen zu lassen, sich umzustellen, obwohl man den Ausdruck damals noch nicht kannte. Man verlegte sich auf die Herstellung elektrotechnischer Porzellane, vergrösserte das Werk, und etwa seit Kriegsende 1918 wird in vier grossen Öfen nur der Elektrotechnik gedient. Hergestellt werden Hochspannungs- und Niederspannung- sisolatoren in Präzisionsausführung. Das Fabrikzeichen ist (K mit Halbkreis) bekannt geworden und zu finden auf Spezialitäten, die für die führenden Weltfirmen der Elektrizitätsversorgung nach besonderen Modellen als Leerporzellan hergestellt, und fertig montiert Weltreisen antreten. Die Belegschaft von 270 bis 300 Mitarbeiter fertigt ein Drittel der Produktion direkt für das Ausland, von den verbleibenden zwei Dritteln geht nach erfolgter Montage wiederum die Hälfte nach Übersee.

Im Jahre 1912 ließen sich durch den verstorbenen Langtagsabgeordneten „OFEL“ auf brachliegenden Werke aufmerksam gemacht, die Herren Viktor Stockhardt und Johannes Schmidt-Eckert in Kronach nieder, erwarben die ehemalige „Neue Kronacher Porzellanfabrik“ und gründeten unter der Firma „Kronacher Porzellanfabrik Stockhardt & Schmidt-Eckert“ eine Fabrikation elektrotechnischer Porzellane. Mit zwei Öfen wurde der Betrieb eröffnet, 1913 wurden drei weitere gebaut und eine eigene Engeriequelle erschlossen. Vor und während des I. Weltkrieges wurde Niederspannungsporzellan hergestellt, 1918 auch die Fabrikation von Hochspannung- sisolatoren aufgenommen. Ein Wunder der Technik ist das Prüffeld für eine Spannung von 200.000 Volt, das die Firma in die Lage versetzte, auf dem Gebiete der Hochspannungsisolatoren zu Weltruf zu gelangen.

Im Jahre 1917 erwarb die Firma eine weitere Kronacher Porzellanfabrik mit zwei Öfen, baute 1920 einen dritten dazu und fertigt in diesen Werk Gebrauchsgeschirre und vor allen Dingen dekorierte Beleuchtungskörper, die man überall in der Welt findet, soweit die elektrische Lampe vorgedrungen ist. Mit einer Belegschaft von ca. 500 Mitarbeiter zählt Stockhardt & Schmidt-Eckert zu den grössten Porzellanfabriken Oberfrankens. Ihre Marke ist (geschwungenes S + E).

Wer bisher aufmerksam gefolgt ist, wird bereits 1700 Mitarbeiter als Arbeiter für die Porzellanindustrie gezählt haben und denken, dass in Kronach mit seinen 6200 Einwohnern lauter „Porzelliner“ wohnen; aber das stimmt nicht. Die Stadt Kronach stellt zu den Belegschaften die wenigsten Arbeiter; diese wohnen vielmehr im Frankenwalde, wo es weitere Porzellanfabriken gibt. Damit ist aber die Arbeitsgelegenheit nicht erschöpft. Der Frankenwald liefert Holz für Flößer, Händler, Sägen; er liefert Sandsteine, die rühmlichst bekannt sind und aus denen u. a. erbaut wurden: Das Deutsche Reichstagsgebäude in Berlin, das Haus des Norddeutschen Lloyd in Bremen, das Neue Schauspielhaus Stuttgart, die Sendlinger Pfarrkirche in München, das Schloss Herren-Chiemsee. Ausserdem gibt es im Frankenwald Marmor, Hartstein für Schotter, und 80% aller in Deutschland gebrauchten Schiefertafeln stammen aus dem Frankenwald.

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