Porzellanfabriken und der nördlichen Oberpfalz und Fichtelgebirge
- 1866 Porzellanfabrik Bareuther & CO. AG, Waldsassen
- 1871 Porzellanfabrik W. Goebel, Oeslau (heute vornehmlich Fabrikation Hummelfiguren)
- 1879 Porzellanfabrik Schönwald, Schönwald/Ofr.
- 1880 Zeh Scherzer & CO. AG, Rehau/Ofr.
- 1880 Rosenthal Porzellan AG, Selb
- 1881 Carl Schumann AG, Arzberg
- 1881 Gebrüder Bauscher Weiden, Weiden/Opf.
- 1882 Oskar Schaller & CO., Nachf. Schwarzenbach
- 1884 Krautheim & Adelberg, Selb
- 1889 Retsch & CO., Wunsiedel
- 1889 Rieber & CO., Mitterteich
- 1895 Porzellanfabrik Schlottenhof GmbH, Schlottenhof
- 1896 Porzellanmalerei Heinrich & Hertel, ab 1902 Porzellanfabrik Heinrich & CO., Selb
- 1897 Jaeger & CO., Marktredwitz
- 1899 Erste Bayreuther Porzellanfabrik Walküre, Bayreuth
- 1900 Porzellanfabrik Arzberg, Arzberg
- 1900 Edelstein Porzellanfabrik, Küps
- 1900 Porzellanfabrik Mitterteich, Mitterteich
- 1900 Johann Seltmann GmbH, Vohenstrauss
- 1900 Gareis, Kühnl & CO., AG, Waldsassen
Die Ansammlung einer solch grossen Anzahl von Fabriken des gleichen Industriezweiges in einem geschlossenen Landesteil hat andere Gründe, die wir die sogenannten Standort Vorteile nennen. An Stelle des Brennmaterials Fichtenholz war im Laufe der Zeit die Verwendung der böhmischen Braunkohle getreten, die aus den böhmischen Orten Falkenau und Dux bezogen wurde. Der weiter unten näher beschriebene Brennprozess erfordert in erster Linie eine schwefelarme, langflammige Kohle, eine Bedingung, die die böhmische und auch die mitteldeutsche Braunkohle erfüllt. Dazu kam, dass an Stelle des bayerischen Kaolin der viel wertvollere und ergiebigere Kaolin aus dem Karlsbader Becken aus Zettlitz zur Verfügung stand, der beste bis dahin bekannte Kaolin. Mit der Erstellung der Eisenbahnen in der Gegend lagen beide Rohstoffe ausserordentlich frachtgünstig in unmittelbarer Nähe. Die in der zwischenzweit ebenfalls erbaute Nordsüdverbindung Hof-Leipzig brachte die schnellste und kürzeste Verbindung mit den norddeutschen Seehäfen und damit eine wichtige Voraussetzung für den schon frühzeitig einsetzenden Export. Aus der in Oberfranken und der Oberpfalz früher betriebenen Handweberei standen ausserdem Arbeitskräfte zur Verfügung, die auch für den neuen Werkstoff das richtige Fingerspitzengefühl besassen. Schon C.M. Hutschenreuther spielte der Absatz ins Ausland, nämlich in den damals schon bekannten böhmischen Bädern Karlsbad und Marienbad, eine wichtige Rolle.
Um so mehr ist dies bei den später erfolgten Gründungen der Fall, die nicht nur in die europäischen Länder, sondern auch in den USA Markt das bayerische Hartporzellan lieferten. Gerade der amerikanische Markt bot damals in den aufstrebenden Grossstädten wie New York, Chikago usw. ausserordentlich günstige Absatzmöglichkeiten, um so mehr, als zu dieser Zeit keine ähnliche Konkurrenzindustrie in den USA den Markt streitig machen konnte. Die allgemeine Wohlstandssteigerung, die nach dem Kriege 1870/71 einsetzte, und die langen Friedensjahre bis zum ersten Weltkrieg boten mit ihrer Prosperität die Grundlage für die rasche und erfolgreiche Entwicklung der bayerischen Porzellanindustrie.