Was auf der Albrechtsburg im sächsischen Meissen im Jahre 1709 durch Johann Friedrich Böttger und Ehrenfried Walter Graf von Tschirnhaus seinen Anfang nahm, sich rund 50 Jahre später in Thüringen fortsetzte, erreichte schliesslich den Raum des heutigen Oberfanken und die Oberpfalz und fiel auf fruchtbaren Boden. Die bis dahin einzig relevanten, ursprünglich fürstlichen Porzellanmanufakturen Meissen, Nymphenburg, Berlin, Fürstenberg, Wien, Ludwigsburg, Höchst und Frankenthal erhielten vor allem nach der Wende zum 19. Jahrhundert mehr und mehr Konkurrenz. Denn aus dem „Exklusivrecht des Adels am weissen Gold“ wurde ein Anspruch für jedermann. Und dementsprechend stieg die Nachfrage nach der Ware Porzellan als Gebrauchs-, Kultur- wie auch als Kunstgegenstand. Firmengründungen lohnten sich bis weit in das 19. Jahrhundert hinein.
Ein Umstand, der von vielen Porzellan-Pionieren erkannt und umgesetzt wurde. Der Thüringer Porzellanmaler Carolus Magnus Hutschenreuther etwa konnte den Betrieb seiner Firma in Hohenberg an der Eger im Jahre 1822 aufnehmen. Die Gründungen von Zeidler (1866), Bareuther, Rosenthal (1867), Alboth (1872), Goebel (1878), Winterling, Schumann, Walküre, Edelstein … u. v. a. folgten. Begünstigt wurde die Gründerwelle, vor allem nach der Jahrhundertmitte, durch entsprechende gewerbefreundliche rechtliche Rahmenbedingungen (allgemeine Gewerbefreiheit).
Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts steigerte sich die Zahl der Porzellan produzierenden Unternehmen im nordostbayerischen Raum auf über 30. Und im Jahre 1912 gab es gar 58 grössere Porzellanfabriken, allein 47 davon im Gebiet des heutigen Oberfranken. Auch die Porzellanbranche trug damit wesentlich dazu bei, dass die Region Anfang der Dreissigerjahre zum zweitgrössten industriellen Ballungsgebiet des Deutschen Reiches wurde.
Betriebe reihten sich aneinander vom südöstlichen Teil des Landkreises Hof, über das Fichtelgebirge bis in den Oberpfälzer Wald. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen vor allem im Norden und Nordwesten Oberfrankens weitere Porzellanfabriken hinzu wie etwa die Firma Lindner in Küps. Die Schwerpunkte liegen dabei bis heute in den Landkreisen Kronach, Wunsiedel und Tirschenreuth. Über 50 Prozent aller Porzellan herstellenden und veredelnden Betriebe befinden sich hier.
„Wer der Porzellanstrasse folgt, hat vielfältige Möglichkeiten, die faszinierende Welt des weissen Goldes kennen zu lernen.“ Für die Initiatoren gehören dazu: Betriebsbesichtigungen sowie selbst Hand an ein „gebranntes Objekt“ zu legen. Hierbei stehen Porzellanmalkurse im Angebot wie auch Seminare zum Thema Porzellan. Als besonderes Highlight herausgestellt werden die Werksverkäufe. Sie werden von den meisten Firmen durchgeführt. Etwa 300 Hinweisschilder begleiten den Reisenden auf seiner Fahrt durch das „Porzellinerland“.
Ein Landstrich, in dem, wie man von sich hier behauptet, „Porzellan nicht nur produziert, sondern gelebt wird“. Das heisst, dass sich neben der persönlichen Verbundenheit der noch ungefähr 5000 Beschäftigten der Porzellanbranche (1988 waren es noch 10 000) mit ihren Unternehmen und des engen traditionellen Bezugs der Region zum Produkt Porzellan eine „eigene Welt“ geformt hat. Die Bereiche Handwerk und Kunst, Grundelemente der Porzellanherstellung, wirken längst auch auf andere Bereiche der Lebensumwelt der Menschen ein. Dies gilt etwa für den Sektor Bauwesen. Höchst anschaulich belegt wird dies durch die Firma Rosenthal in Selb. Dazu zählt zum Beispiel die „Regenbogenfassade“ des ehemaligen Fabrikgebäudes. Sie entstand 1973 und wurde von Otto Piene gestaltet. Moderne Baukunst unter dem Motto „Natur in der Fabrik“ setzt sich auch mit dem Nebenhaus fort.