Spurensuche Kurt Wendler

Bemerkungen zur Biografie: Friedrichshafen, Okt.2001

ie nachfolgende Biografie ist der erste (1) Versuch, den Werde-gang und Weg eines fast unbekannten, vielseitigen Künstlers aus dem Bereich der Graphik aufzuzeigen. Kurt Wendler (1893-1980), dessen Name heute nur, wenn überhaupt, im Zusammenhang mit dem Dekor der „Indraporzellane“ von Rosenthal erwähnt wird, war mit seinem Talent und phantastischen Ideen auch auf Gebieten tätig, die allgemein und auch in der Fachliteratur und da besonders in den Lexikas (z.B. „Zühlsdorf“ oder „Dankert“) garnicht oder nur lückenhaft erwähnt werden. (2) In der gegenwärtigen Graphik-, Kunst- und Kulturgeschichte jedenfalls wird man vergeblich eine Wendler-Vita mit der Zusammenfassung seiner künstlerischen Tätigkeiten suchen. (3) Dabei zählen auch seine Arbeiten mit zu den bunten Facetten, die den vergangenen „goldenen 20-er Jahren“ Glanz und Namen gaben. Im Gegensatz zu so vielen uns bisher noch unbekannten Künstlern seiner Zeit und Art konnte die Vita von Kurt Wendler noch rechtzeitig in Erfahrung gebracht und mit der Wendler-Ausstellung 1998 im Deutschen Porzellanmuseum Hohenberg (Bayern) vor dem Vergessen-werden bewahrt werden.

Die jetzt vorliegende Biografie erhebt auf keinen Fall einen Anspruch auf Vollständigkeit und Unfehlbarkeit; wie könnte sie es auch sein nach einer relativ so kurzen Zeit des Suchens. Sie ist zunächst das Ergebnis einer mehrjährigen Spurensuche und verfolgung und zählt das auf, was bis jetzt (im Nov. 2001) an wesentlichen Erkenntnissen über Kurt Wendler und sein Umfeld dokumentiert werden kann. Damit ist zumindest ein Anfang gemacht. Es bleibt zu hoffen, daß die Wendler-Ausstellung 1998 das Interesse an diesen Künstler weckte und in Zukunft noch weitere Ein-zelheiten über ihn und seine Arbeiten entdeckt und bekanngemacht werden.

Der erste Gedanke einer Wendler-Spurensuche entstand nach einem Besuch der Ausstellung „Rosenthal-100 Jahre Porzellan“ (1982) in Hannover spontan aus einer Begeisterung für seine bizarren und farbenprächtige Dekore heraus. (4) „Auslöser“ war dann letzlich aber meine Feststellung, daß im Ausstellungs-Katalog zu wenig über seine Person und so z.B. noch nicht einmal sein Todestag bekannt war. (5) Die Arbeit begann. „Kommissar Zufall“ und manchmal auch etwas Glück begünstigten das Vorhaben. Der entscheidendste Faktor zum Erfolg war jedoch ein Hinweis aus Berlin gegen Mitte 1993 über den Standort des Wendler-Grabes. (6) Erst danach konnte noch die einzige Tochter, jetzt Frau Inge Fuhrmann, in Bad Nauheim ausfindig gemacht werden. – – (7)

Bei einem Bombenangriff auf Berlin am 30.01.1944 (8) ging das Haus Nollendorfplatz 6 in Schöneberg und damit die Wohnung und die Atelierräume des Graphikers samt Entwürfe, Foto-Technik, Archiv und zahlreiche Bilder, Entwürfe für geplante Vorhaben und vieles an-deres in Rauch und Flammen auf (9). Wendler verlor damit nicht nur sein Zuhause, sondern auch fast alle persönlichen Unterlagen sowie die Zeugnisse und Belege der bis dahin ausgeübten beruflichen und künstlerischen Tätigkeiten. Von Wendler sind daher fast ausschließlich nur schriftliche Unter-lagen erst ab 1945 hinterlassen worden. Es sind z.B. Notizen, Erinnerungen, Briefwechsel mit Behörden, alten Freunden und Angehörigen sowie zahlreiche neuere Fotos, Bilder und Entwürfe hinterlassen worden. (10)

Einige Fotos mit dem rückseitigen Stempel „Nollendorfplatz 6, Berlin“ belegen, daß etwas an Auslagerungsgut nach 1945 wieder in Wendlers Hände gelangte. (11) Der Künstler selbst erwähnte in einem Schriftstück dieses „Auslagerungsgut“ als teilweise gestoh-len oder veruntreut. (12) Bislang ist nicht oder nur ansatzweise bekannt, um welche Dinge es sich handelt oder bei wem sie ausgela-gert waren. (13) Mit Hilfe der noch im Familienbesitz befindlichen Unterlagen, ein paar alten Zeitungskritiken, vielen Gesprächen mit Frau Fuhrmann, ihren Hinweisen und Aufzeichnungen nachgehend, war es möglich, das Wirken von Kurt Wendler weiter zu verfolgen. Viel Geduld und Arbeit, eigene Recherchen und Nachforschungen bei Behörden, Privatleuten u.a. waren allerdings noch nötig, um Zusam menhänge zu klären, Lücken zu füllen und die Mosaiksteinchen dann zu dem nun vorliegenden Bild einer Wendler-Vita zusammenzufügen. Die Suche geht weiter!

Stellvertretend für alle, die mit ihren Auskünften zu diesem Bild mitwirkten, sei Frau Inge Fuhrmann mein Dank für das stete Entge- genkommen und ihre Unterstützung ausgesprochen. Dem begeisterungsfähigen Team des Museums danke ich für die entwickelten Ideen und Mühen zur Gestaltung der Sonder-Ausstellung samt Ausstellungs-Katalog. Dem Unternehmen „Deutsches Porzellanmuseum Hohenberg“ wünsche ich daher die gebührende Anerkennung in Form einer möglichst hohen Besucherzahl und auch ein positives Echo in den Medien.

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