Stammbaum Philipp Rosenthal

Steuerlisten Glaswarenhandlung Rosenthal

Im Jahre 1856, also ein Jahr nach der Geburt Philipp Rosenthals, hat Abraham Rosenthal offenbar das Gewerbe gewechselt. Er wird von da an in den Werler Steuerlisten mit der Eintragung „Rosenthal, Abraham, Manufaktur, Porzellan- und Glaswarenhandlung“ geführt. Seine Firma hatte wiederum einen ziemlich bedeutenden Umfang, denn seine Steuerschuld betrug nach wie vor 8 Thaler jährlich.

Nein, Porzellan ist in Westönnen nicht hergestellt worden. Aber- die Vorfahren der bekannten Porzellanmanufaktur Rosenthal stammten aus Westönnen! Dieser nette Herr hier links auf dem Bild war der Jude Philipp Abraham Rosenthal und wurde am 16.05.1774 in Westönnen als Sohn eines bereits in Westönnen lebenden Juden geboren. Er starb am 17.2.1853 in Werl. Bis 1811 lebte er im Dorfzentrum am heutigen Mawicker Weg 1. Dann zog er nach Werl, eröffnete eine Handlung mit Tuchen und Kolonialwaren und gründete u.a. eine Baumwollweberei. Dadurch wurde er ziemlich vermögend. Sein Sohn Abraham Rosenthal (1821, Werl, – 13.06.1902, Bonn), erweiterte das Angebot auch um Porzellan. Dessen Sohn gründete schließlich 1879 in Selb / Oberfranken die weltberühmte Porzellanmanufaktur. 1880 verkauften die Rosenthals schließlich ihre Güter und verließen endgültig Werl. Das Verhältnis der Rosenthals zu Werl ist sehr gespannt, weil sich die Werler eine ganze Reihe Peinlichkeiten erlaubten. Aber nicht so bei uns Westönnern, wir halten das Gedenken in Ehren, und deshalb wird Philipp Rosenthal bei uns auch an erster Stelle dieser Website genannt. Liebe Werler, so macht man das.

Rosenthal war Sohn des Porzellanhändlers Abraham Rosenthal und Emilie Rosenthal, geb. Meyer und Vater von Philipp Rosenthal junior sowie Stiefvater von Udo Franck-Rosenthal (Frank). Er wurde im väterlichen Betrieb ausgebildet und ging mit 18 Jahren in die USA, wo er, nach einigen Hilfstätigkeiten, zum Porzellaneinkäufer der Detroiter Porzellan Importfirma Jacob Meyer Brothers wurde. Auf seinen geschäftlichen Reisen stellte er bald fest, dass bemaltes Porzellan, wie es die amerikanische Firma suchte, Mangelware zu sein schien. Deshalb fasste er 1879 den Entschluss, nach Deutschland zurückzukehren und eine Porzellanmalerei zu eröffnen. Er begann mit zwei Malern in Schloss Erkersreuth, wozu er das Weißporzellan von der Firma Hutschenreuther bezog. Der unerwartete Durchbruch gelang jedoch mit dem Aschenbecher «Ruhendes Plätzchen für brennende Zigarren». Bereits nach kurzer Zeit beschäftigte Rosenthal 60 Angestellte, verlegte das Unternehmen nach Selb und eröffnete dort 1889 eine eigene Porzellanfabrik.

Rosenthal erweiterte das Unternehmen durch Neugründungen und Ankäufe und wandelte es 1897 in die „Philipp Rosenthal & Co. AG“ um. Ein nächster Verkaufsschlager sollte das 8- und 12- eckige Porzellan „Maria“ werden, das R. nach seiner zweiten Frau Maria Franck benannte, die die Tochter des königlichen Advokaten Josef Franck war. Sie hatte sich 1916 von ihrem ersten Mann, dem Sanitätsrat Alfred Frank, scheiden lassen, um den 35 Jahre älteren Rosenthal heiraten zu können. Internationale Bedeutung erzielte die Firma durch das seit 1908 nach Entwürfen moderner Künstler (unter anderem Henry Moore, Friedensreich Hundertwasser, Salvador Dalí, Ernst Fuchs und Helmut Andreas Paul Grieshaber) produzierte Porzellan.

Wegen des Ansehens des Unternehmens im Ausland wagte man es nach 1933 nicht, direkt gegen ihn vorzugehen, nachdem Rosenthal 1934 freiwillig den Vorsitz im Vorstand der AG niedergelegt hatte. Bald bot sich durch Familienzwistigkeiten begünstigt eine Gelegenheit, Rosenthal unauffällig aus seinem Besitz zu verdrängen. Die Töchter aus seiner ersten Ehe, Klara und Anna, und deren Kinder fürchteten, bei einer Erb-Auseinandersetzung zu kurz zu kommen. Rosenthal erteilte seinem Stiefsohn Franck (Frank), den seine zweite Ehefrau mit in die Ehe gebracht hatte, außerordentliche Vollmachten und beabsichtigte ihn als Statthalter der Rosenthal-Interessen einzusetzen. Als diese Absicht offenbar wurde, beantragten die Söhne der Rosenthal-Tochter Anna beim Gericht, ihren Großvater zu entmündigen. Die Vorstandsmitglieder schlossen sich dem Antrag an, als Rosenthal von ihnen verlangte, seinen Stiefsohn in den Vorstand aufzunehmen.

1936 wurde Rosenthal entmündigt und unter Vormundschaft gestellt. Um aber auch länger zurückliegende bindende Entschlüsse des entthronten Generaldirektors für nichtig erklären zu können, baten Rosenthals Gegner den damaligen Leiter der Münchner Psychiatrischen und Nervenklinik um ein Gutachten. Dieser fasste alle früheren medizinischen Gutachten am 15. Februar 1937 in dem Urteil zusammen, dass Rosenthal „infolge schwerer, durch Arterienveränderungen komplizierter Altersveränderungen des Gehirns“ schon seit dem 12. März 1934 fortlaufend geschäftsunfähig gewesen sei.

Philipp Rosenthal wird Franke Unzurechnungsfähig erklärt

porzellanselb

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