FINNISCHER DESIGNER
Ein Stück Urgestein, wie von Rodin behauen, Legende schon zu Lebzeiten – Tapio Wirkkala, Finnnland. Ein schweigsamer Mann, Geschwätz – auch in diesem Porträt – war ihm zuwider. Fragte man ihn, wie er als Designer lebt und wohnt, antwortete er: „Ich wohne in Finnland und lebe durch Essen“. Es klingt wie eine Zurechtweisung. Es war eine. Ein Mann der Einsamkeit suchte, weil er sie liebte. Weil er sie brauchte: „Ich muss Frieden haben, allein sein und meine Arbeit machen können. Alle Menschen versuche ich zu meiden.“ Also ein Menschenverächter, ein Sonderling? Eher ein Weiser, der den Weg zum Wesentlichen gefunden hatte. Und einer, der seinen Reichtum auf andere Weise mitzuteilen wusste. Sein Werk redet. Er schweigt. Er tut das geduldig.
Tapio Wirkkala
Der finnische Designer Tapio Wirkkala ist am 18. Mai 1985 in Helsinki kurz vor seinem 70. Geburtstag gestorben. Rosenthal verdankte diesem International anerkannten Künstler viele Erfolgreiche Entwürfe, die in der fast 30jährigen Zusammenarbeit entstanden, darunter das Porzellanservice wie Variation, Polygon, Century, Bestecke wie Composition, Kurve, Taille, Century und Trinkglasserien, Vasen und auch limitierte Objekte. Wirkkala hat die Rosenthal Studio Linie ganz wesentlich mutgeprägt. Seine gestalterische Arbeit hat dazu beigetragen, dass in dieser Zeit ausgerichtete Kollektionen die Trennung von Kunst und Design aufgehoben ist.
Tapio Wirkkala gehörte zu den bedeutendsten Designern unserer Zeit. Er war ursprünglich Grafiker und entwarf Plakate, Briefmarken und Banknoten. Durch einen Design Wettbewerb der finnischen Glashütte Iittala, bei dem er alle Preise gewann, bekam er einen ersten Kontakt zum industriellen Produkt-Design. International bekannt wurde er, als er sich 1951 das erste Mal an der Mailänder Triennale beteiligte und gleich drei Goldmedaillen gewann. Wirkkala hatte einen sehr starken Bezug zur Natur, er war geprägt von der finnischen Landschaft, alle seine Formen wurzeln im Handwerklichen, seine Entwürfe schnitzte er meist in Holz oder Graphit. Er beurteilte die Form seiner Arbeit nicht nur mit dem Auge. Erst wenn auch sein Tastsinn eine Form akzeptierte, war sie für ihn gelungen. Dietrich Müller, ehemaliges Vorstandsmitglied, erinnert sich an die Zusammenarbeit mit dem finnischen Designer: „Für Tapio Wirkkala war die Natur das Maß aller Dinge“.
Tapio Periäinen, Direktor der Finnish Society of Crafts and Design, äusserte sich einmal über die Bedeutung Wirkkala in der finnischen Design-Tradition: „Finnisches Design beruht auf einem jahrhundertealten Volksbrauchtum, das kulturelle Einflüsse gleichermaßen von West nach Ost absorbiert hat. Werkzeuge wurden funktional und technisch gemacht, um ihren Zweck zu erfüllen und über die Jahre hin wurden sie so reduziert zu Objekten einer einfachen Schönheit. Haushaltsgeräte wurden handwerkliche Meisterstücke, der Handwerker setzte sein ganzes Können ein, um die Reichweite seiner Fähigkeiten zu zeigen.
Und Professor Dr. Dieter Tonisch, ehemaliger Direktor der Nationalgalerie Berlin: „Wirkkala geht, darin ganz Bildhauer, primär von der haitischen Form und ihrer Material- und Funktionsgerechtigkeit aus und entzieht durch seine ausgesprochene Sensibilität die Form trotz optischer praktischer Nutzbarkeit ihrer ausschliesslichen Bestimmung zum Zweck.