Wiinblad und Rosenthal

Björn Wiinblad

Schrieb 1965 aus der USA an Philip Rosenthal:

„Lieber Phillipp, ich freue mich zu hören, dass Du eventuell in Amerika bist, wenn ich die Eröffnung von Sturm habe. Ich habe niemals zuvor so viele Gedanken und so viel harte Arbeit in eine einzige Sache gelegt, aber jeder hier am Theater arbeit mit solcher Begeisterung, um mir zu helfen. Wir haben grosse Probleme mit der Musik, die ich mit einem dänischen Komponisten gemacht habe, und wir haben einige Probleme mit der sogenannten Kostümierung, da wir noch keine wirkliche Konzeption dafür haben. Aber ich habe Hunderte und Hunderte sehr hübscher Skizzen gemacht, und entweder wird es wundervoll oder es wird schrecklich! Der Applaus nach der Premiere von Shakespeares Sturm in Dallas galt nicht allein den Schauspielern. Er galt vor allem auch den Kostümen und dem Bühnenbild von Björn Wiinblad. Zu Wiinblad jüngsten Arbeiten auf diesem Gebiet zählen die Kostüm Entwürfe für Ludwig Holbergs Don Ranudo. Diese Entwürfe zeigen, dass er immer wieder andersartig arbeiten kann und doch immer seine Handschrift, die ihn so bekannt gemacht hat, behält.“

Der Illustrator

Der dänische Journalist Martin Hartung charakterisierte Wiinblads Zeichnungen und Illustrationen folgendermaßen: Das beste Beispiel für Wiinblads Ausdrucksform ist das bevorzugte Figurenmotiv: die Dame mit der spitzen Nase und den runden Wangen und dem schmollenden Mund, die wieder und wieder in seinen Kompositionen auftritt. Man beachte, dass sie immer in einer anderen Variation auftaucht, sie wird ewig verändert. Was ist es eigentlich, dass so unmittelbar die Aufmerksamkeit des Beschauers aufsichzieht? Im konventionellen Sinn ist sie weder besonders schön noch sehr charmant, sie wirkt weder kokett noch erotisch.

Ihre Anziehungskraft – übrigens auf Männer und Frauen gleichermassen – mag darin liegen, dass sie all das universelle und speziell mädchenhafte ausdrückt, welches wir all so gut kennen, aber was keiner richtig definieren kann. Die zahlreichen Versionen der Dame mit der spitzen Nase ist das Kennzeichen für Björn Wiinblad gesamte, enorm vielseitige Produktion, die in ihrer Gesamtheit mit dem Konsequenten Streben charakterisiert werden kann, den Alltag zu einem sorglosen Fest zu gestalten und die Arbeit zu einem unbekümmerten Spiel. Wiinblad hat auch immer wieder Illustrationen auf Porzellan oder Keramik gemacht. Beispiele in der Rosenthal Studio Line sind Die Zauberflöte, der Dekor Serenade auf der Form Polygon und der Dekor Till Eulenspiegel.

Die Romanze

Die Rosenthal Form Romanze von Björn Wiinblad ist inzwischen Die Romanze. Jeder Kenner guten, zeitgenössischen Porzellans kennt diese Form. Wenige jedoch wissen, dass Wiinblad zu diesem Service auch das passende Besteck schuf. Beim Besteck gibt es mehrere Ausführungen – von versilbert, massiv Silber bis zu vergoldet. Jedes Besteckteil trägt das berühmte Romanze-Relief. Wie Strohhalme muten die schlanken Stiele der sensiblen, mundgeblassenen Romanze Gläser an. Das Relief überzieht wie Webwerk die schlanken, hohen Kelche.

Rosenthal Mythen, Märchen und Musik – Hommage Bjørn Wiinblad, Selb (2007) Mel Byars Design Encyclopedia Klinkhardt & Biermann, München (1994), S. 590 Thomas Heider, Markus Stegmann, René Zey Lexikon Internationales Design, Rowohlt (1994), S. 362-363 Bernd Fritz Die Porzellangeschirre des Rosenthal-Konzerns – 1891-1979, Stuttgart (1989), S. 47-48.

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