Ausstellungen im Jubiläumsjahr 2010

Um so bedeutsamer ist es, dass die erstaunliche Gleichgültigkeit, mit der manche Fabrikanten bis in unserer Tage ihre Produktion nur noch als Handelsware betra- chteten, in vielen Fällen wieder der Verantwortung wich, die den Rohstoff zum Mittel jenes höheren Zweckes erhebt, von Menschenhand geschaffenen Dingen bleibenden Wert zu geben. Und wenn unsere Industriebetriebe auch keine Manufakturen mehr sind, wie sie unmittelbar nach der Erfindung des Porzellans an mehreren Fürstenhöfen ins Leben gerufen wurden, so braucht deshalb ein heute gefertigtes Service in der Manifestation eine Besinnung auf das über alle Zeiten hinweg für alle Zeiten Gütige und in der klaren Repräsentation seiner reinen Form nicht weniger vollkommen zu sein als jene früheren, wirklich stilechten Schöpfungen, die sich – nur anders postiert – ebenso in den Kanon einer auch heute noch fließenden Entwicklung einfügen wie die besten Arbeiten der Gegenwart.

Die Mängel, die es der Industrieform lange Zeit verwehrten, sich der Manufaktur- form ebenbürtig zu erweisen, kamen weniger von der fortschreitenden Technisierung der Fabrikation als vom Menschlichen her. Denn im Grunde besteht hinsichtlich der Fertigung einer Kanne oder Tasse gegenüber jenem Vorgang, als dessen Frucht über die Stufe der geistigen Durchdringung und mechanischen Bewältigung des Stoffes zum erstenmal von schaffenden Händen die Idee einer Porzellankanne zur sicht- und greifbaren Körperhaftigkeit verwirklicht wurde, und dem heute üblichen Verfahren kein Unterschied. Die viereinhalb Jahrtausende alte Töpferscheibe blieb im Prinzip das gleiche Werkzeug, das sie von Anbeginn war. Auch die heutigen Porzellane können – jenseits aller Massenware – im Chor ihrer gewissermassen vervielfältigten Aussage wesentliche menschliche Zeugnisse der unter allen Geschöpfen nur dem Menschen eigenen Schöpferkraft sein, wenn das ihrer inneren Raumhaftigkeit entsprechende Maß zum symbolischen Ebenmaß wird und ihre Urform als eine gestaltete, rhythmisch geordnete Einheit gelang.Die Geschichte der Porzellanerfind- ung

Als Johann Friedrich Böttger am 15.01.1708 in einer Labornotiz das erfolgreiche Brennen einer weißen und durchscheinenden Scherbe dokumentiert, nimmt die Erfolgsgeschichte des ersten europäischen Porzellans ihren Anfang. Weitere Versuche und Entwicklungen sind notwendig, bis August der Starke schließlich am 23.01.1710 in einem in vier Sprachen verfassten Dekret die Gründung der „Königlich-Polnischen und Kurfürstlich-Sächsischen Porzellan-Manufaktur“ verkündet. Am 06.06.1710 wird die Albrechtsburg in Meissen zum Domizil der ersten europäischen Porzellan- Manufaktur und bleibt es bis in das Jahr 1863.

Erfindung und Vervollkommnung des Porzellans bedurften der Leistungskraft, des Wissens und des Zusammenwirkens von Vertretern verschiedener Gewerke und Wissenschaften. Böttgers experimentelles Geschick sowie sein gutes Gespür für neueoriginelle Lösungswege schließlich waren wesentliche Vorraussetzungen für den Erfolg der Forschungsarbeit am Problem der Porzellanherstellung. In der Ausstellung wird ergänzend die Vielzahl der Personen vorgestellt, die Böttgers alchemistischen und wissenschaftlichen Werdegang sowie seine erfolgreiche Arbeit an der Entdeckung des Arkanums begleiteten. Ein Schwerpunkt wird dabei auf den Leistungen des bedeutenden Physikers, Chemikers und Mineralforschers Ehrenfried Walther von Tschirnhaus liegen, der die erheblichen experimentellen Vorleistungen erbrachte, auf denen Böttger später bei seinen keramischen Forschungen aufbauen konnte.

porzellanselb

Zwei Webseiten verschmelzen zu einer Seite über das weiße Gold