Kunstabteilung 1947
Im Oktober 1947 wurde in der in einem Naturschutzgebiet am Ufer des Chiemsees gelegenen ehemaligen Funkerschule der Wehrmacht die Manufaktur Chiemsee als / PORZELLANINDUSTRIE-NORDBAYERN 2012-03-26 18-26 / 302 Kunstabteilung der Porzellanfabrik Heinrich & CO. eingerichtet. Hier wurden nach Entwürfen und unter Leitung von Karl Mötsch Form Modelle des Stammhauses von neun Porzellanmalern auf sehr unterschiedliche Weise in Handmalerei aufwendig dekoriert. Die Kunstabteilung Manufaktur Seethal am Chiemsee wurde 1973 geschlossen; 1948 Erstmals gelingt es in dem oberbayerischen Filialwerk, handgeschliffenes Porzellan herzustellen. Diese Dekormethode wurde nur beiHeinrich angewandt (Heinrich Gemmo Porzellan).
Designer Heinrich
Heinrich Adolf
Sohn des Firmengründers Franz Heinrich, trat nach dem Besuch der Oberrealschule 1927 in das väterliche Unternehmen ein. Er war jahrelang in allen Abteilungen des Werkes tätig und übernahm nach dem Tode seines Onkels Ernst Heinrich 1942 die Leitung der Firma. Durch seine Initiative konnte die Produktion in dem von Kriegswirkungen betroffenen Unternehmen bereits 1945 wieder anlaufen. 1947 wurde in Seethal am Chiemsee die Kunstabteilung eingerichtet, die unter der Leitung von Karl Mötsch stand. Das von Karl Leutner gestaltete neue Modellprogramm brachte dem Unternehmen internationale Anerkennung, darunter die Goldmedaille auf der Triennale in Mailand 1951. Dem persönlichen Einsatz von Adolf Heinrich und seiner engagierten Beteiligung an allen Stufen des zeit- und kostenaufwendigen Entwick- lungsprozesses ist aber insbesondere die Einführung des Kunstschliffs auf Porzellan zu verdanken. Nach längerem Versuchen gelangte das mittlerweile patentierte Verfahren unter der Bezeichnung Gemmo-Porzellan 1949 zur Serienreife.
Adolf Mötsch
Nach seinem Abschluss seiner Ausbildung zum Keramikmaler, die er in der als Kunstabteilung der Porzellanfabrik Heinrich & CO. von seinem Vater Karl Mötsch geleiteten Manufaktur Chiemsee erhielt, war Adolf Mötsch noch etwa zwei Jahre dort tätig. Er besuchte anschliessend die von dem Maler, Graphiker und Entwurfszeichner Karl Blocherer geleitete Schule für angewandte Kunst in München und absolvierte danach ein sechssemestriges Studium bei Wilhelm Heise an der Städtischen Hochschule der Bildenden Künste in München. Unmittelbar nach dessen Abschluss wurde er von Heinrich & CO. als Entwerfer übernommen. Er lieferte zahlreiche Dekore, darunter auch zur Ausführung in der Gemmo Technik, übernahm später die Leitung der Lehrlingsausbildung und war bis zu seinem Ausscheiden im Jahre 1994 für das Produkt Design des Unternehmens verantwortlich. Seit dem ist er in seiner Selber Heimatstadt als freischaffender Künstler tätig. Seine letzte Ausstellung war im Oktober – November 2008 im Maria Bauer Sozialzentrum in Selb zu bewundern. Herr Adolf Mötsch war heute bei mir um meine Sammlung, insbesondere meine Vasen der Manufaktur Chiemsee, zu sehen und über deren Herstellung zu plaudern.
Karl Mötsch
war nach dem Besuch der Staatlichen Fachschule für Porzellan in Selb zunächst Maler in der Kunstabteilung von Rosenthal tätig, bevor er 1947 die Leitung der im selben Jahr als Kunstabteilung von Heinrich & CO. gegründeten Manufaktur Chiem- see und den Entwurf der dort ausgeführten Dekore übernahm. Darüber hinaus lieferte er eine Vielzahl von Entwürfen, die zur Ausführung im Stammhaus bestimmt waren, darunter auch für das Gemmo-Porzellan. Mehrere Studienreisen führten ihn nach Holland, Italien und in die USA. Nach Auflösung der Kunstabteilung im Jahre 1973 führte er für private Interessenten aufwendig gestaltete Einzelarbeiten aus, die häufig in einer abschliessend noch mit Achat polierten Goldreliefmalerei dekoriert wurden.
Greiner Rudolf
Der gelernte Keramaler Rudolf Greiner war in der 1947 als Kunstabteilung der Porzellanfabrik Heinrich & CO. eingerichteten Manufaktur Chiemsee in Seethal als Porzellanmaler beschäftigt und steuerte auch einige eigene Entwürfe bei und gestal- tete 1949 für das neu entwickelte Gemmo-Porzellan des Stammhauses den ersten Seriendekor, der die Nummer 200a erhielt 1955 wechselte er als Leiter der Dekorationsabteilung zur Porzellanfabrik Tettau AG, musste diese Tätigkeit wegen einer Erkrankung aber vorzeitig beenden und kehrte wieder nach Selb zurück.
Chronik Hermann Bohrer, Selb 1930 – Teil IV