Fritz Klee

Die Tatsache, dass später zahlreiche Schüler Schlüsselpositionen in der Industrie einnahmen, bewiesen die Richtigkeit seines Führungsstils und seiner Einschätzung der Bedarfssituation. Hier ein kleiner Auszug der Männer, die durch „Klees Schule“ gingen: Christian Modrack, Karl Bareuther, Georg Krautheim, Hans Achtziger, Otto Keil, Karl Leutner, Franz Heinrich jun., Adolf Dorn, Hans Wohlrab, Hans Scharrer, Erich Höfer. Insgesamt war die Erwartungshaltung an die Fachschulen sehr hoch, sie mussten sich immer wieder als Gesamtheit profilieren.

1913 schrieb die „Deutsche Kunst und Dekoration“ über die kunstgewerblichen Fachschulen, die der Oberaufsicht des Königlich Bayerischen Kultusministeriums unterstellt waren: „Die erzieherische Tendenz dieser Schulen geht ganz und gar nicht aus auf die Züchtung genialistischer Künstler. Die Schulen wollen und sollen das Gewerbe heben, ihr Erfolg wird also weniger nach der individuellen Einzelleistung, als nach dem Gesamtresultat der einzelnen Schulen zu bemessen sein.“ Sicherlich ein großer Druck für die damaligen Schüler und Ausbilder, die stets ihr fachliches und künstlerisches Können erneut beweisen mussten und auch die Öffentlichkeitsarbeit nicht versäumen durften.

1926 gestalteten Prof. Fritz Klee und seine Mitarbeiter, anlässlich des 500jährigen Stadtjubiläums in Selb, eine Porzellanausstellung, die wegweisend für die Ausstellungen der folgenden Jahre war. Auf seine Anregung hin wurden im Jahre 1936 Fachlehrgänge für den Keramikhandel eingerichtet. Zudem entwarf er eigens für diese Ausstellung eine Eintrittsplakette. Der Absolvent der Fachschule für Porzellanindustrie war „Staatlich geprüfter Porzellanmodelleur bzw. Porzellanmaler“, er war sowohl Künstler und als auch ein wertvoller Mitarbeiter für die Industrie.

Der Mensch Fritz Klee und seine Leistungen

Laut Erzählungen war Fritz Klee ein strenger, autoritärer Lehrer mit enormer Ausstrahlung, eine Kämpfernatur, wenn es darum ging, fachliche und künstlerische Ansichten durchzusetzen. Immer zielstrebig und ehrgeizig bemüht, seine Ausbildungsrichtlinien auf die Belange der Industrie einzustellen – eigentlich nicht nur ein guter Künstler oder Architekt, sondern auch ein sehr guter Kaufmann. Als Mensch und Vorgesetzter sicherlich nicht immer bequem, er war eine starke Persönlichkeit mit großem Durchsetzungsvermögen. Oft kannte er kein Pardon, nach dem Motto „…er bildet aus, ordnet an- basta!“

Hans Achtziger, ein großer Modelleur und Meister in der Beherrschung der Porzellankunst, der Schüler bei Prof. Fritz Klee gewesen war, erzählte eine Begebenheit, die sicherlich sehr viel über die Art und Ausstrahlung des damaligen Fachschulleiters aussagt: Eines Tages knallte der junge Hans Achtziger die Klassentür laut zu, worauf Fritz Klee aus dem Direktorat kam und über das gesamte Treppenhaus rief: “Ein Flegel ging hinaus, man hörte es im ganzen Haus!“ In der Fachschule herrschte Sitte und Ordnung. Andererseits schildert Hans Achtziger ihn als Lehrer mit Einfühlungsvermögen, wenn es darum ging, Talente und außergewöhnliche Begabungen zu erkennen und zu fördern.

Doch Klee lebte nicht nur für seine Arbeit, er konnte humorvoll sein, liebte das Lachen und nahm aktiv am gesellschaftlichen Leben in Selb teil. Von Hans Achtziger, einem der letzten lebenden Zeitzeugen, weiß ich, dass Fritz Klee auch wöchentlich an einem Stammtisch im „Grünen Baum“ in Selb teilnahm, ein Treffpunkt aller honorigen Persönlichkeiten der Stadt. So war er auch 1911 Mitbegründer des „Casino-Vereins“ in Selb und fertigte die Entwürfe und Pläne für den damaligen Bau an. Das „Casino“ war zwischen den beiden Weltkriegen ein stark frequentierter Ort der elitären Selber Gesellschaft. Dort fanden Bälle und Feste statt, es gab auch ein Laientheater unter Klees Regie. Eine gute Generation später wurde das „Casino“ von Rosenthal erworben.

1910 entwarf Fritz Klee den Ausstellungsraum auf der Weltausstellung in Brüssel. An der Berliner Kunstausstellung 1911 beteiligte sich die Fachschule für Porzellan-Industrie, vorwiegend mit Porzellanentwürfen von Fritz Klee. Mehrere Porzellanfabriken wie Lorenz Hutschenreuther, Zeh Scherzer & Co., Paul Müller, Heinrich & Co. etc. haben zahlreiche Entwürfe von ihm und seinen Schülern in ihre Produktionsprogramme aufgenommen. Die Modelle waren geschmackvoll, fabrikationstechnisch machbar und gut verkäufliche Erzeugnisse, sie hatten Seele.

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