Hutschenreuther Story

Welche wesentliche, und die sind nicht weniger wichtig, wie alle anderen Fortschritte in unserem Haus“, antwortete Dorschner: „So entstand nach intensiver Forschung und langjähriger Planung eine zentrale, computergesteuerte Massenaufbereitungsanlage im Rohstoffwerk Schmellitz in der nördlichen Oberpfalz, wo erstmals – auch für fremde Unternehmen – Porzellanmasse in Pulverform hergestellt und als Granulat direkt zu den Werken verschickt wird. Mit einem Partner aus der Ofenbauer Branche haben wir eine vollautomatische, energiesparende Brennanalge für Kunstporzellan in Selb entwickelt, die erste Technologie dieser Art in der Welt. In gemeinsamer Forschungs- und Entwicklungsarbeiten mit einer Maschinenbaufirma ist es uns gelungen, durch die Verfahrenstechnik des isostatischen Pressens die Porzellanherstellung auf eine völlig neue Grundlage zu stellen. Voraussetzung für seine betriebliche Nutzung ist ein Porzellangranulat, wie wir es bereits seit 1969 in Schmellitz erzeugen.“

Bleiben wir bei dem analytischen Denker George Gilder, Herr Dorschner: Wer herangereifte Konzerne als den Gipfel des wirtschaftlichen Fortschritts preist, sagt er, und ihre Vermehrung fordert, handelt wie einer, der eine Universitäts-Fakultät nur mit Besteller Professoren aufbaut, anstatt junge, unverbrauchte Wissenschaftler heranzuziehen. Grosse Unternehmen können allmählich hochspezialisierte, zugleich aber auch staare Unternehmen werden.

„Akzeptiert“, sagt der Hutschenreuther Chef,“ wir sehen diese immerwährende Gefahr durchaus. Weil wir uns schnell auf einen sich rasch ändernden Markt einstellen müssen, haben wir bisher nach dem Grundsatz der Dezentralisierung gehandelt – und wir werden es auch in Zukunft tun. Unsere Betriebsteile, die nach außen als verschiedene Markenprodukte des Unternehmens Hutschenreuther auftreten, werden auch weiter mit einem ausserordentlichen hohen Grad an Selbstständigkeit arbeiten; das hat sich bestens bewährt. Lassen sie mich versuchen, dies in einem Bild darzustellen: Unserer Unternehmensverband gliedert sich in mittlere, bewegliche Einheiten, die in Freiheit und Eigenverantwortung ihre Märkte bearbeiten.“ Oft auch als Konkurrenten? „Aber ja!“ Ich denke da von allem an unsere Hotelporzellanfabriken Bauscher und Schönwald. Konkurrenz befl ügelt. Die

Hutschenreuther AG wird nie ein massiges, schwer manövrierbares Schlachtschiff werden, sondern ein Flottenverband mit vielen, sehr beweglichen Einzelschiffen bleiben. Nur diese Strategie eröffnet uns in den nächsten, bestimmt nicht leichten Jahren, jene Marktchancen, die wir zum Leben brauchen.“ „Was heisst das für das Management?“ “ Es muss entsprechend die Akzente der Unternehmensführung setzen. Langfristige Strategien mit exakten Zahlen für Umsatz, Wachstum und Ertrag, wie bisher gehabt, sind nicht mehr möglich. Die Strategie der Zukunft schreibt vor, das ganze Unternehmen nach innen und außen sich auf ein Höchstmaß an Beweglichkeit einstellen.“

„Und was heisst mehr Beweglichkeit?“ “ Erstens Dezentralisierung der Unternehmenstruktur wie ich schon sagte. Zweitens im Finanzbereich danach trachten, dass das Unternehmen zu mehr Eigenkapital kommt. Es ist ja heute das Kreuz der deutschen Industrie, dass sie durchschnittlich nur zu etwa 20% mit Eigenkapital ausgestattet ist. Bei Hutschenreuther z.B. War die Kapitalerhöhung des letzten Jahres so eine Maßnahme, das Eigenkapital zu stärken. Im Augenblick lieben wir bei etwa 32%; innerhalb der deutschen Unternehmen ist das eine führende Position. Haben ausländische Porzellankonkurrenten mehr Eigenkapital? „Für uns, sagt Dorschner, ist es eine betrübliche Tatsache, dass zum Beispiel die Briten viel besser dran sind als die Deutschen, und auch den Japanern geht es besser als uns.“

Und was bedeutet mehr Beweglichkeit für Ihre Personalpolitik? „In Zukunft werden wir unsere Mitarbeiter vielseitiger als heute ausbilden müssen. Die Menschen müssen um den Markt gerecht zu werden in mehreren Bereichen einzusetzen sein.“

Nehmen wir die Ausbildung junger Menschen besonders ernst? „Welche Chancen haben Sie bei Hutschenreuther?“ „Weil unsere Fabriken alle im Grenzland liegen, fühlen wir uns besonders verpflichtet Arbeitsplätze für Jugendliche bereitzustellen, um der Abwanderung entgegenzuwirken. Der Anteil der Auszubildenden und Jugendlichen unter 18 Jahren an unserer gesamten Belegschaft konnte von 3,6% im Jahre 1972 auf 6,2% jetzt, 1982 erhöht werden.“

Oberbürgermeister Christian Höfer: „Wandrelief trägt dazu bei, Bewusstsein für Geschichte der Heimat zu stärken“. Die Firma Hutschenreuther AG schenkte der Stadt Selb im Jubiliäumsjahr eine Porzellanbild – Enthüllung im Juli 1982.

In der Innenstadt wurde ein weiteres Porzellanschmuckstück fertiggestellt und enthüllt. In der Seitenwand des Anwesens Pfaffenleithe 4 hängt nun ein Porzellanbild, das verschiedene Stationen unserer Stadt aufzeigt. Das Relief, das die Firma Hutschenreuther anlässlich der Gründung ihres Stammwerkes vor 125 Jahren der Stadt Selb schenkte, besteht aus verschieden, meist asymetrisch angeordneten Fliesenblocks, die im wesentlichen in drei grosse Hauptbilder und mehrere kleine Darstellungen gegliedert sind.

An kleinen Darstellungen gibt es neben dem Familienwappen von Hutschenreuther auch das heutige Wappen der Stadt Selb und Stadtwappen von 1581 und 1682 zu sehen. In Form einer reinen Schrifttafel ist die erste urkundliche Erwähnung unserer Stadt im Jahr 1281 vermerkt.


Quelle: Pressemitteilung Hutschenreuther AG 1989

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