Die Vernichtung zahlreicher Industriedenkmäler des 19. Jahrhunderts durch die Industriealisierung und durch eine weitere Welle technischen Fortschritts habe die lückenlose Erfassung und Dokumentation der technischen Entwicklung in Deutschland und Europa zu einem unlösbaren Problem werden lassen.
Für die Menschen dieses Raumes sei deshalb die Erforschung ihrer Industrie- und Alltagskultur unerlässlich. Viele der hier lebenden Menschen hätten ihre Existenz auf Porzellan gegründet, hätten darunter gelitten und davon gelebt. Von den Porzellinern der Vergangenheit könne dieses Museum nur noch Leben und Wirken zeigen: den Porzellinern der Gegenwart möge es ein Ort der Auseinandersetzung und der Anerkennung für Gegenwart und Zukunft sein, schloss Schiller.
In einem interessanten Lichtbildervortrag, der die Fälschungsgeschichte des Porzellans, vor allem der wertvollen Stücke des 18. Jahrhunderts, wie Meißen Porzellan, von allen Seiten beleuchtete, ging Dr. Waltraud Neuwirth näher auf das Wo, Wie und Wer ein. Porzellandetektive hätten herausgefunden, dass dies von allem zum Zwecke des kommerziellen Profits geschehen sei, und weil es entsprechende Werte darstellte, zum anderen habe es nicht nur Fälschungen, sondern viele Nachahmungen gegeben.
„Da in riesigen Ausmaßen gefälscht wurde, waren auch entsprechend grosse Firmen daran beteiligt“, meinte die Rederin. Als Objekte seien von allem die Meißner Stücke des 18. Jahrhunderts beliebt gewesen. Dabei sei es heute noch schwer, die entsprechenden Fälschungen zu erkennen, da die Meißner Schwerter handgemalt seien. In anschaulichen Bildern waren aber dann dennoch die gravierenden Unterschiede erkennbar, wobei von allem bei den Feinheiten die Unterschiede vorzufinden waren.
„Der Teufel liege eben auch hier im Detail“, sagte Dr. Neuwirth. Eine bekannte Firma, die Fälschungen oder vielmehr Nachahmungen, allerdings nicht, ohne die einschlägigen Markenzeichen verbreitete, war die Pariser Firma Samson. Hier sollen einmal 60.000 Modelle nachgemacht worden sein.
Doch nicht alles was neu aussehe, müsse gefälscht sein, da die Firmen das Recht hätten, Modelle neu auszuformen. Interessant habe sie bei ihren Nachforschungen gefunden, dass auch die Gründer der Firma Hutschenreuther als Lieferanten von Weißporzellan zur Fäschung von Stücken mit dem „AR“ (August Rex) beteiligt gewesen seien. Hutschenreuther habe aber in der eigenen Qualität so gut abge-schnitten, dass die Firma diesen Seitensprung in der Vergangenheit habe vertragen können. Dem Museum wünschte sie Rednerin abschliessend alles Gute. Zudem bot sie an, wenn Rat gebraucht werden, werde das Wiener Museum jetzt und in Zukunft alles tun, was möglich sei.
Staatsminister Jaumann betonte, dass die Errichtung des Museums zeige, den Bezug zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft herzustellen. Dass überhaupt Porzellan in Europa hergestellt worden sei, führte er weiter aus, liege am Prestigdenken der Fürsten des 17. Und 18. Jahrhunderts. Zunächst sei das kostbare Porzellan in dieser Zeit aus China durch die Holländer eingeführt worden. Später habe der Alchimist Böttger das weiße Gold erfunden. Jaumann kam darauf zu sprechen, dass Carolus Magnus Hutschenreuther der erste bürgerliche Porzellanfabrikant gewesen sei.