Porzellanindustrie Oberfranken

Oberfranken

1827 zählte Oberfranken schon 6 Fabriken mit 426 Abeitern und zwar konzentrierte sich die Porzellanindustrie einmal immer mehr auf die Stadt Selb und griff dann noch von Norden nach Süden gehend auf die Nordoberpfalz über. Städte wie Tirschenreuth, Waldsassen, Weiden, Vohenstrauss usw. wurden bekannt und zwar nicht nur als Fabrik-, sondern auch als Grubenorte für Kaolin. Als Grubenorte allerdings später, denn bis 1836 bezog man auch in Tirschenreuth die Gesamtrohstoffe noch aus Böhmen. Die Hauptgebiete der Produktion bilden feinere Geschirre für die Tafel wie für Kaffee- und Tee, die in alter Tradition und ständiger Wertarbeit durch Künstler und Techniker heute auch den höchstgestellten Erwartungen an Güte des Materials, sowie an Zweckmässigkeit und Schönheit der Formgebung entsprechen.

Die Eigenart der Produktion brachte es mit sich, dass bei der Herstellung des Porzellans maschinelle Hilfsmittel nur in geringen Maße Verwendung fanden, so dass überall die Handarbeit vorherrschte, die natürlich ein besonders geschultes Personal voraussetzte. Ein ganzes Heer gelernter hochwertiger Arbeitskräfte, denen von Vater und Grossvater bereits die Tradition und Befähigung dazu im Blute lag, gestaltet, brennt und Schmückt die vielfältigen Geräte und Gefässe, bis sie das feste, glänzend transparente Aussehen besitzen, das wir am Porzellan gewöhnt sind.

Quelle: Die räumlichen Beziehungen der deutschen Luxusporzellanindustrie, Rudolstadt 1931

Porzellanstadt Selb

Die „Porzellanstädte“ Selb und Weiden sind – neben Orten in Thüringen und Sachsen – die Zentren dieses Wirtschaftszweiges. Hier haben zahlreiche international bekannte Porzellanhersteller, viele schon seit dem 19. Jahrhundert, ihren Sitz. Einige dieser Unternehmen dominieren die Branche weltweit. Zulieferer aller Art, wie Buntdrucker für Dekore, Porzellanmaler und -bedrucker, Maschinenbauer, Analyselabors und Rohstofflieferanten mit Gemengeaufbereitung befinden sich in unmittelbarer Nähe. Stark konzentriert in der Region sind ebenfalls die Massemühlen, die die Rohstoffe zu den Porzellanmassen veredeln. Zudem gibt es den Verband der Keramischen Industrie, die Porzellanfachschule, die Agentur für neue Initiativen im Strukturwandel, mehrere Museen und die Porzellanstrasse.

Im wesentlichen lassen sich die Haupterzeugnisgruppen Geschirrkeramik, Baukeramik, Ofenkacheln und technische Keramik unterscheiden. In der Untersuchung erfolgte eine Konzentration auf den Bereich Geschirrkeramik, der sich wiederum in Haushalts- bzw. Hotel- und Systemporzellan unterscheiden lässt. Dabei sieht sich die Erzeugnisgruppe Hotel- und Systemporzellan offenbar weniger gravierenden Strukturproblemen gegenüber als das Haushaltsporzellan. Viele der hier ansässigen Unternehmen bedienen beide Märkte.[2]

Zahl der Fabriken

Die Zahl der Porzellanfabriken in Deutschland betrug 1927 insgesamt 292 Fabriken, davon waren 122 Betriebe organisiert im Verband deutscher Porzellan-Geschirrfabriken GmbH in Berlin und 130 Fabriken im Verband Deutscher Fabriken für Gebrauchs- Zier- und Kunstporzellan GmbH in Weimar. Neben den Verbänden spielten die sogenannten Konzerne eine beträchtliche Rolle. Die Porzellanfabrik Rosenthal A.G. mit ihren Werken in Selb, Marktredwitz, Kronach, Waldenburg-Altwasser ist die älteste dieser Konzerne. Anfang 1927 hatte zum Zweck der Vereinheitlichung der Fabrikationsprogramme und der Verbilligung der Verwaltung und des Absatzes die Porzellanfabrik Lorenz Hutschenreuther A.G. die Porzellanfabriken Gebrüder Bauscher, Weiden und Tirschenreuth aufgenommen. Wenige Wochen später folgte Kahla in dem es die Geschirrfabriken E. & A. Müller A.G., Schönwald und die Schönwald A.G. in ihrem Konzernverbund aufnahm. Dadurch war die Kahla A.G. das grösste Unternehmen der Geschirrporzellanindustrie geworden.

(1) Dabei sind Betriebe, die überwiegend Geschirr herstellen, als reine Geschirrbetriebe und solche, die überwiegend Zierporzellan herstellen, als reine Zierporzellanbetriebe angenommen.

Niederlassungen

Der unmittelbare[1] Verkauf durch eigene Verkaufsfilialen im Auslande war ein Vorrecht einzelner Grossbetriebe gewesen. So hatte z.B. die Kahla A.G. Anfang 1926 in Chicago eine eigene Verkaufsabteilung errichtet, die Kahla China Corporation of the USA, ferner der Schumann Konzern für seine 3 Fabriken im Frühjahr 1928, die Schumann China Corporation in New York und Philipp Rosenthal A.G., sowie die Firma Winterling, Roeslau in New York ihre eigenen Verkaufsniederlassungen. Ebenso die Gebr. Bauscher und Schlegelmilch, Suhl. Alle genannten Firmen sind was die Porzellanproduktion anhing, gemischte Werke und bei allen war wohl der Geschirrzweig für die Gründung der ausländischen Niederlassungen maßgebender gewesen sein, als die kleinen Luxusabteilungen. Ferner hatte die Philipp Rosenthal A.G. 1927 in allen europäischen Hauptstädten eigene Verkaufsfilialen und in allen Weltbädern, wie Davos, Karlsbad insgesamt 23 Niederlassungen.

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