Porzellanstrasse

Friedensreich Hundertwasser veränderte hier einen weiteren Teil der alten Fabrik. Er schuf ein „Mosaik von verspiegelten, schwarz glasierten und silbern glänzenden Keramikplatten“, Naturelenente entstanden durch das Anpflanzen von Bäumen im Dachbereich. Auf den italienischen Künstler Marcello Morandini gehen die Fassade des Rosenthal-„Spiegelhauses“ und der Baukomplex für das Werk Thomas Glas zurück. Beide Baulichkeiten entstanden 1987. Ein Begriff ist ebenso das „Rosenthal-Casino“, das 1912 nach Entwürfen von Fritz Klee, dem damaligen Leiter der Fachschule für Porzellan, errichtet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand es neu und wurde Mitte der Achtzigerjahre von für Rosenthal tätigen Künstlern ausgestaltet. Mit dem Merkmal „zukunftsweisender Fabrikarchitektur“ wird das „Werk Rosenthal“ bezeichnet, das von Bauhausgründer Walter Gropius entworfen wurde.

Inspiriert zu dieser Entwicklung wurde Philip Rosenthal, der Sohn des Firmengründers, durch das „Industrial Design“ in den USA und die italienische Avantgarde. Auch Rosenthals Anliegen wurde es, Kunst und Gebrauchsgegenstand miteinander zu verbinden. Er lud junge Künstler und Designer nach Selb ein und liess sie „moderne Formen“ kreieren. 1958 entstand das Creative Center, das bis heute internationale Künstler, Techniker und Modelleure beschäftigt. Gleichzeitig wurde 1960 das erste Rosenthal-Studiohaus eröffnet. Insgesamt 30 Häuser dieser Art gibt es heute. Die Marke ROSENTHAL STUDIO-LINE ist ein entscheidendes Standbein des Unternehmens. Seit 1969 bestehen zudem die „Rosenthal limitierten Kunstreihen“, angeregt von Arnold Bode, dem Gründer der „documenta“.

Neben dem kreativen Element wurde aber auch die Produktpalette stetig erweitert, anfangs um Besteck- und Glas-Kollektionen, mit Beginn der Siebzigerjahre um hochwertige Büro- und Objektmöbel. „Design Your Life“ lautet der Slogan, mit dem die Firma Rosenthal zusammen mit Versace, dem italienischen Top-Designhaus, und Bulgari Luxuskollektionen in Glas, Porzellan und Besteck entwickelt. 125 Jahre Rosenthal heisst es im Jahre 2004, ein Jubiläum, das längst mehr keine firmeninterne Angelegenheit ist, sondern die Region mit einbezieht.

Neben dem Thema Porzellan in der Gegenwart bietet gerade Selb auch reichhaltige Information zur Porzellanherstellung in der Vergangenheit. Im Europäischen Industriemuseum für Porzellan / Europäisches Museum für Technische Keramik in Selb-Plössberg etwa wird in einer originalen Porzellanfabrik die Sozial-, Wirtschafts- und Technikgeschichte des Produkts im europäischen Raum dokumentiert. Besonders berücksichtigt werden das Leben und die Arbeit der Porzelliner.

Unter dem Aspekt Porzellangeschichte als Bestandteil der Kulturgeschichte befasst sich dagegen das Deutsche Porzellanmuseum in Hohenberg a. d. Eger im Landkreis Wunsiedel. Inszenierungen für jeden Zeitabschnitt liefern einen Eindruck davon, wie Erzeugnisse verwendet wurden. Schwerpunkte der Darstellung bilden die letzten beiden Jahrhunderte. Als einmalig in Deutschland gilt die jeweils nach der Frankfurter Frühjahrs- und Herbstmesse wechselnde „Messenachlese“. Hier werden jeweils aktuelle Produkte von etwa fünfzig deutschen Porzellanfabriken vorgestellt. Zwei grosse Sonderausstellungen pro Jahr ergänzen das Programm. Über 6000 Bände umfasst ausserdem eine Spezialbibliothek zum Thema Porzellan. Sie kann von den Besuchern genauso genutzt werden wie das „Zentrale Archiv der Deutschen Porzellanindustrie“.

Hinzu kommen eine Reihe von firmeneigenen Museen. Sie vermitteln vor allem einen Einblick in die jeweilige Unternehmensgeschichte und das Warensortiment im Wandel der Zeit. Zu den Älteren dieser Art zählen das Hutschenreuther-Museum in Selb sowie das Porzellanmuseum in Rödental bei Coburg. Seit 1973 hat die Firma Göbel mehrere Räume ihres Fabrikgebäudes museal eingerichtet. Die Hummelfiguren bilden einen besonderen Schwerpunkt der Ausstellung. Gezeigt werden aber auch Stücke aus Meissner und Altthüringer Porzellankunst. Eine Horizonterweiterung im Hinblick auf Porzellanproduktionsstätten ausserhalb des Gebietes entlang der Porzellanstrasse ermöglicht die Sammlung Ludwig in Bamberg „Glanz des Barock-Fayence und Porzellan“. So zeigt sie seit 1995 Erzeugnisse der Fayencemanufaktur Strassburg, der Meissner Porzellanmanufaktur und vieler anderer Manufakturen Europas.

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Zwei Webseiten verschmelzen zu einer Seite über das weiße Gold