Zum bedeutendsten amerikanischen Geschäftspartner entwickelt sich die Firma Borgfeldt & Co. in New York, der mit einem Vertrag vom 14. August 1892 das Exklusivrecht für den amerikanischen Markt eingeräumt wird. Die New Yorker Firma nimmt zeitweilig 70 % der gesamten Produk- tion ab. Vertreter der Firma kommen alljährlich ein- bis zweimal nach Rehau, um namhafte Aufträge zu erteilen und in wochenlanger Arbeit neue Musterkollektionen für die folgende Verkaufssaison zu schaffen. Sie lässt auch solche Waren produzieren, die ausschließlich für den ame- rikanischen Markt bestimmt sind und verpflichtet sich in einem Abkommen, alle im Rahmen dieses Auftrages pro- duzierten Waren, also auch die überzähligen Stücke und den Ausschuss, vollständig abzunehmen.
Der Betrieb erfüllt 1913 alle Anforderungen an eine moder- ne großindustrielle Anlage mit 14 Rundöfen, in der 650 Arbeiter beschäftigt sind. Vergleichszahlen aus dem Jahr 1912 veranschaulichen die Bedeutung dieses Betriebes für das Bezirksamt Rehau. Hier sind es insgesamt 114 Rundöfen mit 6.091 Arbeitern. Dabei arbeitet mehr als die Hälfte aller oberfränkischen Porzelliner in diesem Bezirksamt, zu dem auch die Porzellanstadt Selb gehört.
Umwandlung in eine Aktiengesellschaft
Der Motor der Gründungs- und Aufbauphase ist Hans Zeh, dessen Tatkraft es zu verdanken ist, dass die Fabrik einer steten Aufwärtsentwicklung folgt. Als Mitbegründer des „Verbandes deutscher Porzellangeschirrfabriken“ und erfolgreicher Unternehmer verschiedener Betriebe ist er auch außerhalb Rehaus bekannt. 1909 wird er zusammen mit Philipp Rosenthal in den Aufsichtsrat der Porzellanfabrik Moschendorf AG berufen. Zu gleicher Zeit laufen Bestrebungen, die Rehauer Fabrik in eine Aktien- gesellschaft umzuwandeln.
Die Gesellschaftsvereinbarungen werden mit den Urkun- den vom 25. Juni und 13. Juli 1910 notariell niedergeschrieben, der Eintrag in das Handelsregister Hof, GR Rehau I, erfolgt am 7. Oktober des Jahres Der inzwischen zum Kommerzienrat ernannte Hans Zeh und der Kaufmann und bisherige Prokurist Ludwig Woelfel werden zu Vorstandsmitgliedern ernannt, die den Titel „Direktor“ führen und die Firma leiten. Zum 21. Mai 1912 scheidet Hans Zeh, inzwischen 67-jährig, aus dem Vorstand aus und wechselt in den Aufsichtsrat, dem er als Vorsitzender und Mitglied bis zum 16. April 1915 angehört.
Eine Zeit lang führt Ludwig Woelfel das Unternehmen nun allein. Erst im Mai 1913 wird ihm vorübergehend, bis 1915, der Kaufmann Karl Greiner als Direktor an die Seite gestellt. Der Posten Greiners bleibt dann bis 1926 unbesetzt. Erst jetzt benennt man wieder ein zweites Vorstandsmitglied, Hans Schmidt, zuletzt Fabrikdirektor in Schönwald. 1928 scheidet auch Ludwig Woelfel als Kommerzienrat aus, bleibt der Firma aber noch bis zu seinem Tod im Jahre 1930 als Aufsichtsratsmitglied verbunden.
Noch unter seiner Führung erwirbt die Zeh, Scherzer & Co. AG im Jahr 1924 die Elster-Porzellanwerke AG Mühlhausen. Diese Investition erweist sich allerdings als Fehlkalkulation, denn die Verluste der kommenden Jahre müssen vom Hauptwerk aufgefangen werden. Trotzdem bleiben die beiden Betriebe mehrere Jahre miteinander verbunden, bis das Zweigwerk im Januar 1933 wieder abgestoßen wird. Damit ist die Verbindung der beiden Werke allerdings noch nicht beendet. Im Geschäftsbericht 1937 berichtet der Vorstand der Zeh, Scherzer & Co. AG, dass der Zweigbetrieb im Wege der Zwangsversteigerung „wieder in unseren Besitz gekommen“ ist. Doch auch diesmal trennt man sich wieder von dem Werk, das gegen Ende des Jahres 1938 veräußert wird. Hans Schmidt bekleidet nun den Posten des Vorstandes. Am 17. Mai 1929 werden der Diplom-Kaufmann Hugo Winterling und der Chemiker Dr. Ernst Wölfel als seine Stellvertreter ins Gesellschaftsregister eingetragen. Am 10. Juli 1929 scheidet Hans Schmidt mit Eintragung ins Handelsregister als Vorstand aus. Er wechselt als Geschäftsführer zur Porzellanfabrik Eschenbach.