Zeh Scherzer

Im Verlauf der nächsten 25 Jahre lassen tiefgreifende Rationalisierungsmaßnahmen den Personalstand auf 470 Mitarbeiter im Jahr 1980 schrumpfen. Trotz des Rückgangs der von den Mitarbeitern geleisteten Arbeitsstunden von 1.600.000 auf 670.000, also um 58 %, kann die Produktion von 2.550 Tonnen jährlich gegenüber 2.700 Tonnen im Jahr 1955 nahezu beibehalten werden.

Die Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Co. AG und Alfred Winterling

Direktor Hugo Winterling leitet die Geschicke der Porzellanfabrik mehr als 30 Jahre. Er bleibt bis zu seinem Tod am 14. April 1962 in der Firma tätig. Seine Nachfolge tritt sein Sohn Alfred Winterling an. Mit den Handelsregistereinträgen vom 15. November 1955 erteilt man dem Diplom-Kaufmann Alfred Winterling – die Firma besteht 75 Jahre – Gesamtprokura und bestellt ihn am 12. Juni 1962 zum alleinigen Vorstand. Der baulichen Ausweitung des Unternehmens setzt das vorhandene Grundstück Grenzen. Man beschließt deshalb sich von einzelnen Gebäudeteilen zu trennen. Zwischen 1959 und 1968 reißt man drei Gebäude ab und ersetzt sie durch Neubauten.

Auch in den siebziger Jahren werden neue technische Anlagen installiert. 1973 verlegt das Unternehmen die Schmelze und errichtet einen Inglasur-Ofen, um, wie auch die Konkurrenz, die gesteigerte Inlandsnachfrage nach spülmaschinenfestem Geschirr befriedigen zu können. Noch anlässlich seiner Festrede zum 100. Firmenjahrestag 1980 zählt Alfred Winterling zahlreiche Investitionen auf, die den Fortbestand des Unternehmens gewährleisten sollen. So sollen beispielsweise für eine effizientere Pro- duktion und die Einsparung von Handarbeit „neuzeitliche Fertigungsstraßen und Großgeschirranlagen“ angeschafft werden. Auch beteiligt man sich an der Weiterentwick- lung von Herstellungsverfahren für Flachporzellane. Im Jubiläumsjahr beträgt die Zahl der Mitarbeiter 460 Personen.

Personell ergeben sich in den achtziger Jahren Veränderungen hinsichtlich des Vorstands: 1984 wird der Diplom- Kaufmann Ludwig Hauenstein als weiteres Vorstandsmitglied bestellt, 1989 der Diplom-Ingenieur Gotthard Meusel. Ludwig Hauensteins Tätigkeit endet im April 1990, Gotthard Meusels Tätigkeit im Januar 1991. Trotz flächendeckender Investitionen und Entwicklungsarbeit kann der schleichende Verfall des Unternehmens nicht aufgehalten werden. Die Porzellanindustrie klagt seit Jahren über sinkende Umsätze. Anfang der neunziger Jahre brechen die Preise für Porzellan um mehr als 30 % ein. Gemessen an der Produktion und der Beschäftigung hat sich die Porzellanbranche halbiert.

Am 5. Mai 1992 beschließt die Hauptversammlung der Aktiengesellschaft eine maßgebende Ergänzung in der Gesellschaftssatzung. Nicht mehr die Herstellung und der Vertrieb von Porzellan allein sind nun Gegenstand des Unternehmens, sondern auch die „Vermögensverwaltung“. Bereits im März 1992 ist das bestehende Personal von ca. 100 Mitarbeitern mit Abwicklungs- und Aufräumarbeiten beschäftigt. Einen Teil der Produktmodelle veräußert man an die Ilmenauer Porzellanfabrik „Graf Henneberg“. Die Firma Rehau AG & Co. erwirbt die Gebäude und das Firmenareal. Im Juni 1993 lässt man die nicht mehr sanierungsfähigen Gebäudeteile abreißen.

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