Ansichtenmalerei der KPM Berlin

Die weitgehend erhaltene Kupferstich- Vorlagensammlung der KPM aus der Zeit des 16. bis 18. Jahrhunderts umfasst speziell im Sujet der Landschaften solche allgemeiner Natur nach französischen, italienischen oder niederländischen Vorbildern, als auch solche mit römischen Ruinen und mit oder ohne Staffagefiguren (Fantasielandschaften), aber auch Ansichten aus französischen, italienischen oder niederländischen Städten. Bei Vergleichen zwischen den Vorlagen, die den Porzellanmalern im 18. Jahrhundert als Stiche, Radierungen oder als Gemälde zur Verfügung standen, und den ausgeführten Arbeiten auf Porzellan fällt auf, dass die Vorbilder in den wenigsten Fällen unverändert übernommen wurden, zumal schon die jeweilige Malfläche des Porzellans im Gegensatz zur meist rechteckigen Vorlage kompositionelle Änderungen oder Umsetzungen erforderte. 1786 erschien in Berlin eine großformatige Reihe mit 20 Radierungen von Johann Georg Rosenberg (1739-1808), die die unter Friedrich II. (1712-1786, König ab 1740) neu gestaltete Stadt Berlin zeigte und die bald darauf zum Vorlagenbestand der KPM gehörte.

Ansichtenmalerei KPM um 1792

Jedoch führte das nicht zu einer Belebung der Berliner Ansichtenmalerei der KPM auf Porzellan. Ohne Erfolg blieb auch eine Anweisung des Grafen Friedrich Wilhelm von Reden (1752-1815), Mitglied der Manufaktur- Kommission, 1787 an den Zeichner und Landschaftsmaler Friedrich Wilhelm Schaub, in die »Schlesischen und Glatzer Gebirgsgegenden« zu reisen, um dort »die schöne Natur getreu zu kopiren«; die Ergebnisse sollte er anschließend der Buntmaler- Klasse der KPM zur Verfügung stellen. Diese Anordnung wurde nicht ausgeführt.

Bis auf eine Serie von Desserttellern aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert mit italienischen Veduten ohne Erläuterung, die vermutlich für den russischen Hof bestimmt war, finden sich bis zum Ende des Jahrhunderts keine nachweisbaren Porzellane mit realer Ansichtenmalerei der KPM. Die Verzeichnisse der seit 1786 von der Königlichen Akademie der Künste veranstalteten Kunstausstellungen weisen für das Jahr 1804 erstmals Prospekte auf Porzellanen nach, die Ansichten aus verschiedenen deutschen Gegenden zeigten. Für das Jahr 1806 werden vier Teller mit dem »Kochelfall im niederschlesischen Gebirge, nach Bartsch« und verschiedene Prospekte von »Forst Sohn« (Johann Eusebius Anton Forst, 1783-1866) genannt, wie auch 1810 und 1812 Vasen und Teller mit Stadt- und Landschaftsprospekten ausgestellt wurden.

SIEGREICHE SCHLACHTEN AUF PORZELLAN

Die Ansichtenmalerei der KPM erhielt erst durch die Befreiungskriege (1813 bis 1815) gegen Napoleon Bonaparte und die damit verbundene Welle des Patriotismus und des nationalen Selbstbewusstseins den entscheidenden Impuls. Auf Porzellanservicen, die König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840, König ab 1797) als Geschenke für die Heerführer der preußischen und der verbündeten Armeen bei der KPM orderte, wurden die siegreichen Schlachten wiedergegeben; auf dem Geschirr finden sich Schlachtpläne, umkämpfte Orte und Festungen, die Tafelaufsätze tragen allegorische Figuren, wie dies das reiche Tafel- und Dessertservice für den Herzog von Wellington (1819 vollendet) beweist.

Nach der Befreiung von der französischen Besetzung und der nationalen Begeisterung im Volk über ein gemeinsam erreichtes Ziel, scheinbar über alle sozialen Unterschiede hinweg, bedeuteten die Veduten auf den Porzellanen, die man sich auch leisten konnte, einen Einblick in das eigene Leben. Sie zeigten die vertrauten Straßen, Gebäude und Kirchen und in den Staffagefiguren sogar die Menschen, die dort lebten und arbeiteten. Die Bedeutung der Darstellung von sauberen und geordneten Verhältnissen in der Stadt lässt sich auch auf die gestaltete Natur in den Gärten in und um Potsdam übertragen.

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